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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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zorniger
Würde. „Und das heißt, dass ich trainieren muss, überall !“
    „Was ist mit Pix, schläft sie etwa? Geht’s ihr
besser?“ Alice warf der reglosen Gestalt auf der Treppe einen besorgten Blick
zu.
    „Die wollte doch bloß hier abhängen“, sagte Carmino
verächtlich. „Die fette Kuh.“
    „Also gut –“ Alice wedelte sich mit einem knitterigen
Bogen Papier Luft zu. „Ich muss zurück zur Gruppe, James, die stellen mir sonst
noch was an. Bitte, versuch Carmino im Auge zu behalten … Oh Mann – ich
revanchiere mich für das hier, versprochen! Ein Essen mindestens –“
    „Schon gut. Ist ja immerhin schattig hier. Und ruhig.“
    „Jetzt nicht mehr“, gab Alice säuerlich zurück und
glättete das Papier. „Und wir haben noch nicht mal ein Viertel von dem Quiz
hier durch. Pix! Pix – bist du okay?“
    Das Mädchen auf der Treppe grunzte und hob schließlich
den Kopf. Ihre schwarz ummalten Augen blinzelten böse. „Ja. Ja ,
verdammt! Aber sperrt bloß den Spasti da irgendwo ein! Ich krieg ’ne
Hirnblutung, wenn der hier rumturnt!“
    „Hier turnt keiner mehr rum. Carmino, hinsetzen. Und
lasst die Pöbeleien, beide! Wir sehn uns später!“ Und damit machte sich Alice
hastig auf den Weg zurück zu ihrer Gruppe – sieben Vierzehn-, Fünfzehnjährige
aus der Vorstadt-Kirchengemeinde, in der sie aufgewachsen war.
    Carmino ließ sich auf die unterste Treppenstufe
fallen, riss die Wollmütze vom Kopf und fuhr sich mit den Händen durch das
verschwitzte schwarze Haar. Die Kreislaufgeschädigte mit dem seltsamen Namen
musterte ihn angewidert. James seufzte.
    „So ein Mist. Das wär ein super Terrain hier.“ Carmino
schüttelte die Mütze aus, vielleicht um sie zu lüften. „Was muss die sich bloß
immer gleich aufregen. Mann, es ist Sonntag! Zu Hause hätt ich heut den ganzen
Tag trainieren können! Und jetzt – bloß, weil meine Mutter unbedingt wollte,
dass ich mitkomme! Kriegt man da im Haus wenigstens was zu essen?“, fragte er
ohne große Hoffnung und fing an, an dem Riss herumzupolken, der seine Jeans am
linken Knie auseinanderklaffen ließ.
    „Wenn du jetzt die ganze Zeit hier rumheulen willst,
verpiss dich lieber gleich! Ist schon beschissen genug hier, auch ohne dein
Genöle!“, giftete die Tussi und fing an, in ihrer Tasche herumzukramen. Im
karreeförmigen, ziemlich großen und ziemlich pickligen Ausschnitt ihres Kleides
baumelte ein schweres silbernes Pentagramm an einer schwarzen Lederschnur. „Im
Haus gibt’s nicht mal einen Getränkeautomaten. Nur ’n paar olle Ansichtskarten
und so ’nen Scheiß. Was machst du eigentlich hier?“, wandte sie sich
dann an James. Nicht nur ihre Augen waren grotesk umrandet, auch die Lippen
hatte sie schwarz geschminkt. Und ihre Haare hatten einen so stumpfen,
kohlschwarzen Ton, dass sie nur gefärbt sein konnten. „Wieso bist du
mitgekommen? Bist du so ’n Kulturfreak, oder poppt Alice jetzt mit dir? Wir
dachten, sie wär noch mit diesem Muskelmacker zusammen, Tim oder so –“ Sie
starrte James aus ihren Waschbäraugen heraus mit träger und zugleich
aggressiver Neugier an, während sie versuchte, sich eine Zigarette anzuzünden.
    „Tu die Kippe weg, sonst haben wir gleich die Typen
aus dem Haus am Hals!“
    „Wen kümmert’s.“
    Allerdings. Ihn bestimmt nicht. Sollte sich doch Alice
mit der rumschlagen. Er war nur der Fahrer, und auch das nur, weil Alice ihn
gebeten hatte, ihren Kindergarten heute nach South Ockendon zu karren. Weil
Tim, der so was sonst erledigte, heute ein wichtiges Spiel hatte. Und weil
dieses ehemalige Herrenhaus hier angeblich meilenweit von der nächsten
Bushaltestelle entfernt mitten in einem Wald lag.
    Die Zigarette brannte jetzt und mischte den Geruch von
menschlicher Langeweile in das sommertrunkene Aroma des Lavendelbuschs. Vom
Haus her kamen zwei Leute auf sie zu.
    „Wieso konnten wir nicht einfach nach Adventure Island
fahren?“, beschwerte sich Carmino bitter und ließ endlich von dem Riss in
seiner Jeans ab. „He, verschon mich mit deinem Qualm, ja!“
    Das Mädchen blies eine weitere Rauchwolke in seine
Richtung, ohne den Blick von ihrem MP3-Player zu heben, der offenbar einen
Batteriewechsel nötig hatte.
    Adventure Island – ja, klar. Da hatte wohl auch Alice
gestreikt. Er wäre jedenfalls nicht mitgekommen, nicht mal für Geld.
    Die leere Batterie plumpste lässig in die
Blumenrabatte. Er hatte allmählich die Nase voll. Dieser Pix ging es schon
wieder viel zu gut. Falls es ihr überhaupt
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