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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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vier.“ Er lächelte sie an, einfach weil sie
das Erfreulichste war, das ihm an diesem Tag bisher begegnet war.
    Sie erwiderte das Lächeln abwesend, bedankte sich und
verschwand mit entschlossenen Schritten zwischen den Hecken. Das Geräusch ihrer
Absätze auf den Treppenstufen hatte sich auf seltsame Weise mit dem Prickeln
über seinem Auge vermischt und schien da immer noch nachzuhallen.
    „Oh Mann!“, schnaubte Pix. „ Schmacht ! Ich
glaub’s nicht! Bloß, weil die ’nen kurzen Fummel anhat und –“
    „Also jetzt mal Klartext –“ Und das würde auf jeden
Fall sein letzter Versuch werden, sich hier als Ersatz-Aufpasser zu betätigen.
„Setz deinen Kopfhörer auf und hör Musik, ja? Und du, Mann, du hörst auf, da
rumzuzappeln. Ich hab mir das hier nicht ausgesucht, und mir reicht’s jetzt mit
euch. Ich bin kein Kindergärtner!“
    „He, was hab ich denn getan?“, entrüstete sich
Carmino. „Ich sitz nur hier auf der Stufe!“
    „Mach einfach weiter damit“, befahl James erschöpft
und setzte sich selbst wieder.
    Zu seiner eigenen Überraschung gaben die beiden dann
tatsächlich erst mal Ruhe. Nichts zu hören als Hummeln, zaghafte Vogelstimmen
und von weitem ganz gedämpft das Rauschen des M25 – auf den mussten sie nachher
wieder zurück. Möglicherweise machte sein Schädel dann schon richtige Zicken.
Er tastete nach der Kleingeldbörse in seiner Hosentasche – darin war auch der
Tablettenstreifen, der ihn seit einem halben Jahr begleitete.
    Der Unfall – der war einer der Gründe dafür, dass
Alice ihn gebeten hatte, ihren Trupp hier herauszufahren, da war er sicher. Die
anderen – Sam, Tim und Alice – waren anscheinend wie Karen der Ansicht, dass er
sich seit damals zu sehr zurückzog. Was natürlich Quatsch war. Dass er weniger
Zeit hatte, lag am Studium, an der ewigen Paukerei, am Dauerstress in der
Klinik. Und das mit Karen – ob die das schon wussten? Er wollte das selbst noch
nicht ganz glauben. Das konnte nicht endgültig sein, nicht das letzte Wort nach
fast drei Jahren. Daran war auch das Studium Schuld. Sie sahen sich einfach zu
selten. Wie auch immer, mit dem Autofahren hatte er jedenfalls keine Probleme.
Keine Rede von irgendwelchen Hemmungen. Er war ein guter Autofahrer, und daran
hatte der Unfall nichts geändert. Damals war sowieso Adrian gefahren.
    „Die Gärten hier – die sind alle mit solchen Hecken
eingerahmt, wusstet ihr das?“, sagte Carmino auf einmal. „Alles ein großes
Labyrinth, nur dass es überall mittendrin diese kleinen Plätze und Blumenbeete
gibt. Find ich cool. Nicht so öde, wie ich dachte. Vielleicht verlaufen sich
die anderen ja. Finden nicht mehr raus oder so. Dann sitzen wir hier bis abends
rum.“
    Dazu fiel keinem etwas ein. James lauschte immer noch
auf das sachte Etwas in seinem Kopf, das sich wie ein Schleier langsam Richtung
Schläfe ausbreitete. Mann, er musste sich bewegen. Gehen half. Dann
konzentrierte man sich nicht so drauf.
    „Und das Quiz, das Alice mit denen macht – echt
schwere Fragen. Dauert bestimmt ewig. Das Zeugs hier ist wie ein großes Rätsel
angelegt, hat sie gesagt. Man muss die Pflanzennamen kennen, um die Lösung
rauszukriegen. Und noch jede Menge mehr.“
    Pix gähnte laut.
    James wurde klar, dass es keine fünf Minuten mehr
dauern würde, bis die beiden sich wieder an die Kehle gingen. Das entschied die
Sache. „Ich hänge hier nicht länger rum. Du bist wieder okay, Pix –“ Der
bescheuerte Name ging ihm nur widerstrebend über die Lippen, aber er hatte
keine Ahnung, wie sie wirklich hieß. „Und Carmino, du bist für heute mit dem
Training durch, richtig? Also, auf. Wir sehn uns den Irrgarten an.“
    „Ich hab keine Lust.“ Das war natürlich Pix. „Und der
Spasti sitzt auf der Strafbank!“
    „Dann bleibst du eben hier“, gab James kühl zurück.
„Carmino?“
    „Bin schon unterwegs“ Er stülpte sich die Wollmütze
wieder über den Kopf und setzte in leichten Schritten die Stufen hinauf.
    „Kein Parkour dadrin, klar?“
    „Kriegst du keinen Ärger mit Alice, wenn du mich hier
alleinlässt?“, erkundigte sich Pix boshaft. „Die lässt dich garantiert nicht
mehr ran, wenn du nicht tust, was sie will, so ist die nämlich nun mal –“
    Er hob eine Hand zu einem stummen Gruß und wandte sich
ab.
    „Wer weiß, vielleicht bist du ja auch ’n Pädo!“,
giftete sie hinter ihnen her. „Mal sehn, was Alice dazu sagt!“
     
    2
    Die
Gärten von Wokenduna Hall hatten etwas von einem Mosaik, wie sie
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