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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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auch noch ihren Geliebten umgebracht hatte, war das Maß wohl voll. Da hat
sie ausgepackt.“
    „Den Mord an Amelia – den hat er gesehen ! Er
hat gewusst –“ Ernüchtert verstummte er. Wie hätte Aubrey so viel über diesen
Mord wissen können? Mann, er hatte die Gefühle des Mörders mitgekriegt da in
diesem Japentobaum! Diese Besessenheit, das Bedauern – all das verzerrte, kranke
Zeug! Und dann der Traum letzte Nacht! „Er hat – ich glaub, er hat in Daggers
Verstand gesehen! Kommt so was auch vor bei euren Forlorners? Können die in
andere Tote reinsehen?“
    „Das weiß ich nicht. Ich hab mich immer mehr mit dem
fliegenden Zeugs beschäftigt, mit dem Ungeziefer, verstehst du. Um diese –
Geistergeschichten hab ich lieber ’nen Bogen gemacht.“ Und wieder machte er das
Zeichen, diesmal ganz im Reflex.
    Der Anblick brachte weitere Ernüchterung. Geister …
wenn es irgendwas nach dem Tod gab, wenn der Geist auf irgendeine Weise
weiterlebte – dann doch wohl woanders. Außer Reichweite. Geister stürzten sich
nicht auf Lebende und brachten sie dazu, auf Bäume zu klettern und Mordopfer
herauszupflücken!
    Und woher weiß ich das?! Wenn es etwas danach gibt –
dann weiß ich gar nichts darüber. Dann ist alles möglich.
    „Ich bin nicht abergläubisch –“, hörte er sich sagen,
leise und verunsichert. Er wehrte sich noch, aber er wusste schon, dass er
verloren hatte.
    „Abergläubisch? Du bist doch jetzt die ganze Zeit
durch Orolo gezogen! Du hast diese Dinger doch gefunden! Du hast Sachen darüber
gesagt, die du unmöglich wissen konntest! Dieser Pennebrygg, der ist ermordet
worden. Von seinem Kollegen, vom Mann seiner Geliebten, der ein total
verrückter Schlächter war. Er hatte Gründe genug, keine Ruhe zu finden!“
    „Gründe genug, tot zu sein!“
    „Gründe genug, auf jemanden zu warten … vielleicht
gerade auf jemanden von drüben, wenn es stimmt und Pennebrygg wirklich von dort
kam. Und vielleicht konnte er ja deshalb in Dagger hineinsehen, weil der ihn
ermordet hat. James, ich glaube, dass es so etwas gibt! Jeder, der in Orolo
aufgewachsen ist, würde das so sehen. Es muss nicht heißen, dass der Forlorner
jetzt für immer an deinen Fersen klebt. Aber da draußen auf dem Japento-Weg, da war er da ! Und du weißt selbst, dass es so ist. Das seh ich doch!“ Für
jemanden, der die ganze Sache zuerst mit einem Sonnenstich hatte abtun wollen,
war Inglewing jetzt ganz ordentlich in Fahrt gekommen. „Machst du, was Oswend
dir geraten hat? Kräuter? Jäger-Shelter?“
    James schüttelte nur den Kopf, mehr abwehrend als
verneinend. Er war plötzlich so müde. Seufzend lehnte er sich auf der Bank
zurück und sah durch die schmutzige Frontscheibe nach draußen, wo sich jetzt
endgültig die Nacht über die Landschaft senkte – eine stille Landschaft, so
friedlich und sanft im Vergleich mit der, die hinter ihnen lag.
    „Ich hab mir gedacht – könnte es nicht sein, dass es
jetzt einfach vorbei ist? Jetzt, wo wir aus Orolo raus sind? Es heißt doch,
dass das Gelichter diesen Bannkreis um den Éllambru nicht verlässt. Also,
könnte dann dieser Forlorner nicht auch da drüben auf der anderen Seite des
Flusses geblieben sein?“
    So ausgesprochen klang es idiotisch, aber er dachte an
die Stimme in seinem Traum. Hier geht es nicht weiter .
    Inglewing grunzte, ob zustimmend oder zweifelnd, war
nicht zu erkennen.
    „Oder nicht? Was denkst du?“
    „Ich denk gerade, dass die Leiche von diesem
Pennebrygg nie gefunden wurde. Also – vielleicht will er, dass du sie findest?
Damit er endlich ein ordentliches Grab bekommt?“
    „Oh nein, Mann! Nein, verdammt, das kann er nicht
machen! Ehrlich, mir reicht es!“ Das platzte einfach aus ihm heraus, und auf
einmal war der Bann des Unheimlichen, der eben noch über ihrem Gespräch gelegen
hatte, gebrochen.
    Inglewing lachte. Er öffnete die schmale Tür zu dem Fach
neben der Fahrertür und nahm eine Flasche heraus – eine volle Flasche, deren
Korken Sekunden später ploppte. „Kein Quin Auburne diesmal, aber auch nicht
schlecht. Willst du ’nen Schluck?“
    „Und ob!“ Dem scharfen Geruch nach musste es wieder was
Hochprozentiges sein. Wenn das so weiterging, würde er sich noch daran
gewöhnen. Der Duft erinnerte ihn an etwas. „Gibt es hier so was wie – ähm,
Aubeliond-Jasmin? Riecht wie –“
    „Wie Minze, ja. Kleine grüne Blüten. Davon ist
tatsächlich was in diesem Zeug hier. Davon gibt’s ganze Hecken in Aube, wo ich
– äh, gewohnt
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