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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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gefragt –“
    „Mir sind die Sicherungen durchgebrannt an dem Tag.
War ’n bisschen viel in letzter Zeit. Jetzt geht’s wieder.“
    Inglewing sah ihn prüfend an. Dann angelte er seinen
Rucksack von der Rückbank und knotete die Lederbänder auf, mit denen er
verschlossen war. „Ich hab in Kebernett was gefunden, das dich vielleicht
interessiert.“
    Er schleuderte ein paar Socken und eine
zusammengeknüllte Papiertüte zur Seite und zog ein querformatiges kleines Buch
hervor, das er James zuwarf. Es war in einen weichen Einband gebunden und auf
holziges, gelbliches Papier gedruckt. „Hab den ganzen Suq und zwei Buchläden
durchwühlt. War das Einzige, was über diesen Kerl zu finden war. Sieh’s dir an.
Sind sogar Clairot-Drucke drin. Papierspiegel“, erläuterte er, auf James’
fragenden Blick hin. „So nennen das die Leute hier meistens. Wie ihr das nennt,
weiß ich nicht.“
    „Ah, Fotos“, begriff James, als er das Buch aufschlug
und außer einer Menge Zeichnungen auch ein paar grobkörnige und sehr blasse
Schwarzweißfotos sah. Alles Bilder von Speeren und Lanzen und ähnlichem Zeug. Ratlos
blätterte er die Seiten um.
    „Die Dagger-Sammlung“, erklärte Inglewing. „William
Dagger hatte eine berühmte Waffensammlung – Stücke von überallher. Sogar ein
Schnellfeuergewehr aus Nüe soll darunter sein. Heutzutage ist das alles im
Präfektenpalast in Kebernett.“
    „William Dagger … also der Digger-Dagger, ja?“ Er sah
auf das Buch hinunter, als könnte es beißen.
    „Ja, der. Die Daggers waren mal eine der
einflussreichsten Familien in Orolo, alteingesessene Valdannen mit einem Gut in
Vigilantia Priet oben an der Grenze zu Ceraloc. William war der jüngere von
zwei Söhnen und anscheinend so ein reicher Nichtstuer. Reiste durch die Gegend
und suchte Stücke für seine Sammlung. Wenn er nicht gerade hier und da Leuten
die Köpfe abschnitt, wie sich dann ja herausstellte –“
    Über den Kerl wollte James gar nicht mehr wissen. Eigentlich
wollte er jetzt nur noch hier raus. Was musste Inglewing die Sache wieder
aufrühren?! „Ist auch ein Bild von – von ihm selbst drin?“, fragte er dann doch.
    „Ganz vorne. Deshalb hab ich’s dir mitgebracht. Wenn
du diese Amelia Soundso gesehen hast, dann könntest du ja auch Dagger gesehen
haben, dachten wir. Könnte dir vielleicht helfen, wenn du es genau weißt.“
    Er zwang seine Finger, die Seiten umzublättern. Da war
es auch schon. Ein ganzseitiges Foto, nicht schärfer als die anderen, aber da
war er, ein dünner Mann in altmodischer Outdoor-Kleidung. Längliches Gesicht
mit großen Ohren und kräftigem Kinn. Von einer längst vergangenen
Nachmittagssonne beschienen, präsentierte er der Kamera mit einem breiten
Lächeln das, was vermutlich seine neueste Erwerbung war: einen geschnitzten Speer
mit zahlreichen scharfen Widerhaken … eine Harpune. Die Hände, die diese Harpune
hielten, waren unversehrt. Alle zehn Finger da. Und das Gesicht, soweit man es erkennen
konnte – keine Ähnlichkeit mit seinem eigenen.
    Vor Erleichterung stöhnte er unwillkürlich. Er ist es
nicht! Nicht der, den ich im See gesehen hab! Nicht der Forlorner!
    Das war nur dein Spiegelbild, Blödmann! Er steckte darunter! Er hat bloß mit deinem Gesicht gelächelt. Hatte das Monster
aus dem letzten Traum ein Gesicht gehabt?
    „Kommt er dir bekannt vor?“ Inglewings Blick war
unangenehm forschend.
    „Den hier hab ich noch nie gesehen.“
    „Na, das ist doch schon was!“ Das klang verdächtig
erleichtert.
    „Du hast auch gedacht, dass der … oder?“
    „Spielt doch keine Rolle, was ich gedacht hab. Das war
schon ’ne ziemlich unheimliche Sache da draußen mit diesen Misteln, das musst
du zugeben. Sogar Oswend war ganz schön beeindruckt. Deshalb haben wir mal
zusammengetragen, was wir über den Digger-Dagger so wissen. Unterwegs nach
Kebernett ist Oswend noch einiges zu der Geschichte eingefallen. Ich hab’s mir
aufgeschrieben.“ Er suchte in verschiedenen Hosen- und Hemdtaschen und fand den
Zettel schließlich zwischen seinen Geldringen. „Also, willst du’s hören?“
    „Klar. Wenn ihr euch schon die Mühe gemacht habt.“
    Inglewing ignorierte den zynischen Unterton. „Gut. Da
ist nämlich noch mehr dran, was dich vielleicht interessiert. Also, die ganze
Sache flog auf, als sie seine Frau völlig verwirrt irgendwo in einer dieser
kleinen Flussstationen in Maikonnen fanden. Die lungerte da herum und wusste
nicht mehr, wer sie war und so. Sah aus, als
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