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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Autoren: Loons Gerringer
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eigentlich gar nicht mehr? Wir sehn
dich nur noch hier sitzen und lesen, jede Nacht.“
    „Immer noch besser, als wenn er mit diesen Messern
rumwirft“, meinte Brogue gallig. „Ist schon schlimm genug, wenn Marrin das tut,
aber der kann das wenigstens.“
    „Ich brauch nicht so viel Schlaf“, murmelte James und
blätterte weiter. Auf diesem Herbstmarkt würde er nicht nur wie ein Hakemi
aussehen, sondern auch wissen, wovon er redete. Und wenn er dann wieder zurück war, dann würde er die Chudderley mit dem Wissen, das er auf dieser seltsamen
Exkursion erworben hatte, so beeindrucken, dass sie gar nicht anders konnte,
als ihn weiter auf ihrer Station zu beschäftigen.
    Aber abgesehen davon war Schlafen ein Problem.
Schlafen bedeutete, die Kontrolle abzugeben. Die Tür zwischen sich und den
Ungeheuern unbewacht zu lassen. Seit dem Tag der Dörrköpfe war er nicht
besonders scharf darauf, seinem Unterbewusstsein die Zügel zu überlassen. Noch
mehr von Gerringers Träumers Schlag , und er war reif für die Klapse. Er hatte
sogar kurz erwogen, sich das empfohlene Kräuterbüschel doch noch zuzulegen … es
vielleicht sogar mit so einem Jäger-Shelter zu versuchen (eine
Meditationstechnik ist schließlich keine Magie). Aber sich darauf einzulassen,
hätte dem ganzen Blödsinn noch mehr Gewicht verliehen. Also versuchte er, sein
Schlafbedürfnis zu beschränken. Er hatte genug Nachtdienste in der Klinik
hinter sich, um zu wissen, dass man eine ganze Weile mit sehr viel weniger
Schlaf auskommen kann, als man gemeinhin annimmt. Außerdem konnte man lernen,
nur an der Oberfläche des Schlafs zu dümpeln. Darin machte er Fortschritte.
Manchmal spülten zwar wirre Träume wie eine vom Wind aufgepeitschte
Brackwasserwelle über ihn hinweg, aber zurzeit schaffte er es immer, daraus
aufzuwachen. Auch ohne Kräuter und Shelter. Er hatte nicht mal mehr Albträume
gehabt. Keine Japentobäume, keine Misteln. Stattdessen war ihm im in einem
dieser Halbschlafträume Turlington wiederbegegnet, sein guter alter Freund
Turlington, schnell und geschmeidig wie ein weißer Panther. Andere Kinder
mochten imaginäre Freunde haben, sein imaginärer Freund war ein Hund gewesen.
Verrückt, ihm nach so vielen Jahren ausgerechnet hier und jetzt wieder zu
begegnen. Vielleicht war er eine tröstliche Begleiterscheinung des Laternenbaums
– immerhin stammten beide aus derselben Zeit seines Lebens.
    Über ihnen zuckten jetzt die ersten Blitze. John und
Brogue unterhielten sich über dies und das, dann schwiegen auch sie. James
kämpfte mit dem Bin-Addali, bis die Buchstaben vor seinen Augen verschwammen.
Schließlich schlug er das Buch zu, und dann saßen sie alle drei da und gähnten,
hörten dem Donner zu und warteten auf einen Luftzug. Eine Weile spielte Brogue
noch leise auf der Udd. Und irgendwann war nur noch der Donner zu hören. Der endgültig
letzte Abend in Orolo ging zu Ende, und der Schlaf erwischte James doch noch.
Zurückgesunken gegen einen Stein nickte er ein. Während die Blitze über ihm
bläuliche Zacken in den Himmel rissen, zuckte er halb treibend, halb getrieben
von Traumbild zu Traumbild.
     
    Orla, eine dunkle Silhouette vor dem Lichtviereck der
offenen Wagentür …
    Turlington, schon wieder, er scheint jetzt immer auf
ihn zu warten hinter den Pforten des Schlafs …
    Und so schnell es seine sechsjährigen Beine schaffen,
folgt er dem Hund, der gar nicht schnell genug vorauslaufen kann. Hügelauf,
hügelab, bis sie von einem grasbewachsenen Hang in die Weite eines grünen Tals
hinuntersehen. An der Kante steht er und stößt sich mit den Füßen ab, und dann
fliegt er, fliegt in diese sanft geschwungene Schale des Tals hinein, und sein
Herz will vor Glück platzen. Er schreit seine Freude Turlington zu, der tief
unter ihm rennt und rennt wie ein elfenbeinfarbener Panther, bis er im Schatten
eines Heckenwegs verschwindet –
    Sein träumendes Ich wird unruhig und zögert.
    Unvermittelt ist er dann in einem schattigen Tunnel
zwischen blühenden Wänden – es sind die grünen, nach Pfefferminz duftenden
Blüten des Aubeliond-Jasmins, der seine Kletterfäden überall in die Sommerluft
kringelt. „Nicht“, sagt er zu Turl, als dieser einen nackten Fuß mit schwarz
angelaufenen Zehen beschnuppert, der unter den Heckenästen hervorragt. Der Hund
zögert einen Moment, folgt ihm dann aber. „Wir suchen einen Schatz, Turlington!
Nicht das da.“
    Die Bilder kommen und gehen nun wie im Rhythmus seines
Atems, reihen sich
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