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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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verschwitzen Kleider aus und stieg in die Dusche.
     
    Die folgenden Tage verbrachte Daniela in einem unwirklichen Freudentaumel. Ihre Tagträume meldeten sich zurück und die theoretischen Möglichkeiten nahmen zu. Dass sie ans Set von BIH kam, gehörte nun schon zur Realität, es würde geschehen, also brauchte sie sich das nicht mehr auszumalen und konnte mehrere Schritte weitergehen.
    Wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, trainierte sie vor dem Spiegel. Sie machte täglich Haar- und Gesichtsmasken, Gymnastik und joggte durch den Wald. Wenn Kiran sie zum ersten Mal sah, musste sie umwerfend aussehen. In ihre Fake-Accounts im Forum hatte sie sich seit Bettinas Anruf nicht mehr eingeloggt. Sie war kein gewöhnlicher Fan mehr. Sie war Darstellerin und die gaben nichts drauf, was irgendwelche Mädchen im Internet schrieben. Und sie hatte Bedenken, dass sie dort etwas lesen könnte, was diesen herrlichen Zustand verdarb. Aktuell konzentrierte sie sich auf ihre Berlin-Reise und ihre Rolle. Sonst nichts. Nach ihrer Berlinreise konnte sie sich wieder einloggen und eventuell die Katze aus dem Sack lassen.
    Wenn sie sich zu Hause aufhielt, rief sie im Stundentakt (manchmal auch öfter) ihre Emails ab. Sie wartete auf den Startschuss von Bettina, aber bisher hatten sie keine weiteren Informationen erreicht.
    Nach einer Woche erlebte Daniela ihr erstes Tief. Sie erwachte morgens mit einem schrecklichen Gedanken. Was, wenn Kiran an ihrem Komparsentag frei hatte? Was, wenn es gar nicht vorgesehen war, dass sie in derselben Szene auftraten? Sie stöhnte auf und ihr Kopf sank nach vorne auf ihre Knie. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht! Und es war nicht mal besonders abwegig! Es gab auch manchmal eine Folge, in der Alex gar nicht oder kaum vorkam. Und wenn er in der ganzen Zeit in Urlaub war? Die Serie wurde Wochen im Voraus gedreht und erst später gesendet, weshalb an Weinnachten meist kein Schnee zu sehen war, die Schauspieler bei offensichtlich mildem Wetter dicke Jacken trugen und scheinbar fröstelten, obwohl man ihren Atem in der Luft hätte sehen müssen. Ob und wann Kiran am Set auflief, das stand in den Sternen. Daniela bekam Kopfschmerzen.
    Nein, nein, nein … sie durfte sich jetzt nicht in diesen Gedanken hineinsteigern. Vielleicht konnte sie Bettina fragen, um was für eine Szene es sich handelte. Und falls sie es nicht wusste, konnte Daniela immer noch selbst tätig werden. Zum Beispiel könnte sie einen Tag früher anreisen (auf eigene Kosten – ihre Mutter würde durchdrehen!) und sich ein Zimmer nehmen. Oder, noch besser, sie blieb nach dem Dreh eine Weile in Berlin. Sollte Kiran nicht am Set erscheinen, dann blieben ihr noch einige Tage, um in der Nähe des Studios auf ihn zu warten. Wenn er aber da war und sie bekam die Chance, mit ihm Kontakt aufzunehmen … dann waren zusätzliche Tage in der Hauptstadt auch ein Geschenk des Himmels. Nichts wäre schlimmer, als dann abreisen zu müssen, wenn ihr Traum kurz davor stand, wahr zu werden.
    Daniela schlug die Bettdecke zurück und ging auf dem Weg zum Bad an ihrem PC vorbei, um ihn zu starten.
    An diesem Morgen erhielt sie keine Nachricht. Aber am nächsten. Ihr Handy klingelte, als sie gerade die Zähne putzte und sie spuckte den Schaum ins Becken, verschluckte sich fast beim Nachspülen, während sie nach dem Telefon griff. Es war nicht Bettina, sondern eine andere Frau, deren Namen sie sofort vergaß. Sie fragte Daniela, ob sie spontan in drei Tagen schon anreisen könnte. Die Frau entschuldigte sich, dass sie Daniela nicht früher angerufen hätten, aber es gehe oft bei einer Serie drunter und drüber, Daniela könne sich das bestimmt vorstellen und ob das jetzt ein großes Problem sei? Wenn ja, würde sie sich dafür einsetzen, dass Daniela ihren Gewinn an einem anderen Tag antreten könne.
    Daniela atmete durch und fragte in möglichst neutralem Ton, um welche Szene es sich handeln würde, ob man da schon etwas wüsste. Die Frau bejahte und Daniela hörte Papierrascheln, als sie in ihren Unterlagen nachsah. Es sei eine große Ballszene im Garbacher Hof geplant. Das sei für Daniela bestimmt besonders reizvoll und ein tolles Erlebnis! Außerdem würden zahlreiche Komparsen benötigt. Daniela spürte, dass ihre Hand zitterte. Sie wagte es und fragte nach den mitwirkenden Darstellern. Das wusste die Frau nicht genau. Ihr lag nur die Anzahl der benötigten Komparsen vor. Daniela sollte noch heute eine Email mit weiteren Informationen und der Adresse
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