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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Schlag aus, bevor es seine Arbeit wieder aufnahm. Krissi! Verena Gint, sie war die Frau in dem Abendkleid! Fast hätte Daniela sie nicht erkannt in dem Outfit und der eleganten Frisur. Verena sog an ihrer Zigarette und warf Daniela einen kurzen Blick zu. Dann ließ sie den glühenden Stumpf fallen und trat ihn mit der Schuhspitze aus. Die routinierte Bewegung einer Gewohnheitsraucherin. Sie drehte sich um und verschwand in dem Hauseingang, über dessen Tür das Emblem von „Berlin im Herzen“ mit dem roten Herz hinter der Schrift prangte.
    Daniela atmete zitternd einmal durch. Sie wollte sich nicht fühlen wie diese Teenagermädels, und sie wollte sich nicht so verhalten. Sie war professionell vorbereitet und hob sich damit von anderen Komparsen ab. Ja, sie konnte es schaffen. Was geschehen würde, wenn sie Kiran begegnete, das konnte sie allerdings nicht sagen, denn dieser unglaubliche Moment war nicht planbar. Sie ging mit möglichst festem Schritt an der Rauchergruppe vorbei und durch den Eingang des Studios von BIH.
    Da sie nicht wusste, wohin sie gehen sollte, lief Daniela einfach den Gang entlang. Es dauerte nicht lange, bis ihr eine Frau in dunkler Kleidung begegnete, die mehrere Walkie-Talkies am Gürtel und ein Head-Set trug.
    „Entschuldigung“, sagte Daniela, aber die Frau ging einfach weiter, ohne aufzusehen.
    „Entschuldigung“, wiederholte Daniela mit Nachdruck und berührte die Frau am Arm, als sie an ihr vorbei laufen wollte.
    „Ja?“, antwortete sie und senkte die Hand an ihr Walkie-Talkie, um einen Knopf zu drücken. Ihre Stimme klang distanziert und ungeduldig.
    „Ich weiß nicht, wo ich hingehen muss. Ich bin als Komparsin hier. Ich habe bei dem BIH-Gewinnspiel mitgemacht.“
    Die Walkie-Talkie-Frau sah Daniela für zwei Sekunden an und runzelte die Stirn.
    „Komparsen geradeaus und dann rechts. Steht an der Tür“, sagte sie und lief weiter.
    Daniela verzichtete auf ein „Danke“ und schlug die Richtung ein, die man ihr gewiesen hatte.
    Sie fand den Raum ohne Probleme. Viele Menschen wuselten von rechts nach links und Daniela war positiv überrascht, als sie freundlich angesprochen wurde. Eine junge Frau mit wilden, hellbraunen Locken, die sie mühsam mit einem Kopftuch bändigte, wandte sich ihr zu.
    „Hi, komm rein. Bist du als Komparsin dabei heute?“
    „Ja“, sagte Daniela und spürte Erleichterung. Nicht alle hier schienen so arrogant zu sein wie die erste Dame.
    „Okay“, sagte die Frau mit den Locken. Sie war ebenfalls dunkel gekleidet. Schien hier fast eine Uniform zu sein. „Ich bin Patricia, ich mache Maske und werde gleich mal einen Blick auf dich werfen, aber geh erst mal zu Kerstin. Die steht da drüben mit dem Block, und lass dich abhaken.“
    „Okay, mach ich“, sagte Daniela. Sie ging zu Kerstin, die sie ebenfalls freundlich begrüßte und Daniela war stolz, dass ihr Name tatsächlich auf Kerstins Liste vermerkt war und abgehakt wurde. Sie erhielt einen Bogen, den sie ausfüllen musste und in dem sie sich unter anderem zur Verschwiegenheit bezüglich der Dreharbeiten verpflichtete. Als sie fertig war, gab sie Kerstin das Blatt wieder zurück.
    „So, hört mal zu!“, rief Kerstin und klatschte in die Hände. „Heute ist eine größere Szene. Der Ball, das wisst ihr alle. Wir werden jetzt gleich schnelle Fittings machen. Das bedeutet, wir teilen euch ein, ob ihr Servierer, sprich Kellner oder Gäste in Abendkleidung seid. Der eine oder andere wird ein Kostüm bekommen, wenn ihr zum Beispiel das Kellner-Outfit vom Garbacher Hof anziehen müsst. Andere müssen vielleicht noch in die Maske. Und bitte keine Diskussionen bei der Einteilung!“
    Daniela hielt die Luft an. Hoffentlich wurde sie nicht als Kellnerin eingeteilt. Das wäre zu schade. Sie nahm sich vor, ihr Abendkleid wenigstens zu erwähnen. Genau genommen wäre das ja weniger Arbeit für alle. Das Auswahlverfahren begann, und je näher die Reihe an Daniela kam, umso nervöser wurde sie. Sie hoffte, dass Patricia sich mit ihr befassen würde. Sie hatte einen netten Eindruck gemacht. Und tatsächlich sah Patricia sie kurz darauf an.
    „Gut, also deine Frisur, die ist prima so, das kann so bleiben“, urteilte sie und Daniela fühlte einen Schauer der Erleichterung.
    „Ich habe ein Abendkleid dabei, wenn das etwas hilft“, sagte sie schnell und hielt den Kleiderbeutel hoch.
    „Oh, das ist ja super. Sabine! Hier ist eine mit Abendkleid und fertiger Frisur! Sieh dir das mal an! Ich würde sagen,
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