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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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selten hatte sie einen Wink des Schicksals richtig gedeutet. Die Situation spitzte sich zu, wurde drängend, damit sie endlich aufmerkte und den Faden sah, dem sie folgen musste. Ja, das war es. Jetzt spürte sie es deutlich und die Ahnung mauserte sich zur Gewissheit. Sie besaß die Kraft, das Richtige zu tun und für ihren Traum zu kämpfen. Sie war wachsam und konsequent, vertrieb Trolle wie Dingdong und machte sich für Alex stark. Von diesem Weg durfte sie nicht abweichen, auch wenn sie mal einen Rückschlag einsteckte.
    Daniela stand entschlossen auf und verließ die Kabine. Am Waschbecken ließ sie kaltes Wasser in ihre Hände fließen und wusch sich das heiße, brennende Gesicht. Eine Wohltat. Sie sah in den Spiegel. Mit einem Papiertuch tupfte sie ihre vom Weinen gerötete Haut ab. Nur ihre Augen blickten entschlossen und zeugten davon, dass sie wieder sie selbst war und sich im Griff hatte. Ein kurzer Moment der Schwäche, der Verzweiflung und Trauer, dann stand sie wieder auf den Beinen, das war ihre Art. Eine dankenswerte Fähigkeit, die sie wahrscheinlich von ihrem Vater geerbt hatte. Sie würde nicht aufgeben und weitermachen. Bis das nächste Zeichen zu ihr kam.
    Entschlossen drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zu ihrem verwaisten Putzwagen. Sie musste die verlorene Zeit wieder reinholen und dann schnell nach Hause fahren.
     
    Das Forum erschien auf dem Bildschirm und Daniela loggte sich ein. Ihr Herz klopfte so laut, dass sie es in den Ohren hören konnte. Ihre Finger zitterten ein wenig. Bestimmt war das Forum jetzt voll wegen ihren Nachrichten an Dingdong. Aber das war nicht wichtig. Sie musste wissen, ob sie Erfolg gehabt hatte. Gerade klickte sie auf den Thread, um die Diskussion zu öffnen, als ihr Handy klingelte. Daniela stieß ein unwilliges Geräusch aus, aber dann ging sie doch ran. Meistens war es jemand von der Arbeit oder ihre Mutter.
    „Hallo?“
    „Hallo, hier spricht Bettina Schramm von Berlin im Herzen. Du hast an unserem Gewinnspiel teilgenommen, ist das richtig?“
    Ihr wurde schwarz vor Augen. Die Welt drehte sich um sie und ihr Herz raste so sehr in ihrer Brust, dass sie Angst bekam.
    „Hallo? Bist du noch dran?“, fragte Bettina.
    „Ja …“, hauchte Daniela. Es kostete sie fast alle Kraft, die sie noch hatte. „Bin noch dran.“
    „Herzlichen Glückwunsch. Du hast die Komparsenrolle gewonnen. Du fährst nach Berlin und verbringst einen Tag am Set von Berlin im Herzen. Ich muss dich noch fragen, ob du deinen Gewinn auch annehmen möchtest. Falls du schon arbeitest, müsstest du dir eventuell Urlaub nehmen für zwei Tage.“
    Das Schwindelgefühl ließ etwas nach, aber Danielas Herz raste noch. Sie musste etwas sagen, sie musste jetzt sprechen, sonst legte diese Bettina am Ende noch auf.
    „Das … ist kein Problem. Absolut nicht. Gar kein Problem. Kriege jederzeit frei.“ Sie sog die Luft ein und Bettina lachte am anderen Ende der Leitung.
    „Du bist ja richtig außer dir. Bist wohl ein großer Fan, was? Nochmals meinen Glückwunsch, so eine Chance hat nicht jeder. Ich müsste jetzt noch ein paar Daten mit dir abgleichen. Ist das okay?“
    „Ja! Ich meine … ja, klar.“ Daniela drückte das Handy so fest ans Ohr, dass es weh tat. Bettina fragte sie nach ihrer Anschrift, dem Namen, dem Alter und ihrer Emailadresse. Sie wollte ihr weitere Informationen zukommen lassen und fragte, ob Daniela mit dem Auto oder mit der Bahn anreisen würde. Daniela sagte, sie würde das Auto nehmen. Bettina sagte ihr zu, dass die Produktion für ihre Spritkosten und die Übernachtung im Hotel aufkäme. Daniela hörte zu, antwortete und legte schließlich auf. Etwa fünf Sekunden stand sie da, das Telefon in der Hand. Dann ließ sie es fallen und stieß einen unterdrückten Schrei aus. Daniela sprang auf ihre Couch und warf sich hin und her. Sie kreischte, umarmte Sofakissen, biss in ihre Kuscheldecke, strampelte und tobte wie ein junger Hund. Sie glaubte, völlig durchzudrehen, die Gefühle in ihr explodierten immer wieder aufs Neue. Das Glück! Das unendliche Glück, das Schicksal, das ihr in aller Deutlichkeit zeigte, dass sie es richtig gemacht hatte. Sie konnte es einfach nicht fassen. Das war kein Zufall, niemals! Es war Fügung, Vorbestimmung! Sie war wie in einem Traum, sie schwebte und doch war es real, es geschah wirklich. Jetzt, in diesem Moment passierte es, jubelte ihr das Leben zu. Sie würde Alexander treffen, sie würde spielen, es würde passieren, alles,
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