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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt
Autoren: James Dickey
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belästigen. Tun Sie gefälligst, was Sie wollen. Aber lassen Sie mich in Frieden. Ich habe genug von diesem Fluß und diesen Wäldern, von der ganzen beschissenen Geschichte hier und vor allem von Ihnen. Wenn Sie nicht irgendwas Bestimmtes gegen uns vorzubringen haben und Beweise haben für das, was Sie sagen, dann lassen Sie mich verdammt noch mal in Ruhe.«
    Vor sich hin brummend entfernte er sich, und ich setzte mich wieder zu dem Polizisten. Queen hatte nichts gegen uns in der Hand, und dabei würde es bleiben. Ich hätte gern gewußt, ob der eine von den beiden Männern, die wir getötet hatten, wirklich sein Schwager war, und ich dachte einen Moment lang daran, wie ich seinen Namen herausfinden könnte, beschloß dann aber, es besser sein zu lassen. Es gab keinen wirklichen Grund dafür, daß ich mich nach seinem Namen erkundigte, außer meiner Neugier. Und was hatte ich schon davon. Die Männer im Fluß arbeiteten sich langsam stromabwärts. Dann und wann verklemmte sich einer der Haken hinter einem Felsen, und dann sahen alle hin. Manche von ihnen schienen angstvoll zu blicken, andere erwartungsvoll oder gar befriedigt. Jedesmal floß mir dabei das Blut schneller durch die Adern, aber jedesmal war es falscher Alarm. Das wiederholte sich den ganzen Tag hindurch, und in der ganzen Zeit brachte das Suchkommando nur etwa zweihundert Meter hinter sich.
    Sheriff Bullard kam zu mir herüber. »Sieht wohl so aus, als ob wir für heute Schluß machen müssen«, sagte er. »Wird zu dunkel.«
    Ich nickte und stand auf.
    »Bleiben Sie und Ihre Freunde heute nacht noch in Aintry?«
    »Ich denke schon«, sagte ich. »Wir sind noch ziemlich müde und zerschlagen. Und ich will auch noch einmal Lewis im Krankenhaus besuchen. Schließlich hat er sich das Bein gebrochen.«
    »Ziemlich schlimm«, sagte der Sheriff. »Der Arzt sagt, er habe nie so einen üblen Beinbruch gesehen.«
    »Wir sind bei Biddiford’s«, sagte ich. »Aber das wissen Sie ja.«
    »Ja, ich weiß. Wir kommen morgen früh wieder hierher. Wenn Sie wollen, können Sie mitkommen, aber Sie brauchen nicht.«
    »Ich sehe keinen Grund, weshalb wir kommen sollten«, sagte ich. »Wenn die Leiche nicht hier gefunden wird, dann weiß ich nicht, wo sie sein könnte. Vielleicht noch weiter flußabwärts.«
    »Wir werden’s mal flußaufwärts versuchen.«
    »Sinnlos«, sagte ich. »Aber tun Sie, was Sie für richtig halten. Falls Sie weiter oben tatsächlich eine Leiche finden, dann bestimmt nicht die von Drew. Er ist hier ertrunken, und wenn Sie ihn finden wollen, dann nur flußabwärts.«
    »Vielleicht verteilen wir uns, die einen suchen flußaufwärts und die anderen flußabwärts.«
    »Okay. Gut. Aber hier ist es passiert, darauf wette ich mein Leben. Ich habe mir den großen gelben Baum da drüben gemerkt, als wir selber nach Drew suchten. Er muß irgendwo flußabwärts sein. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Schon recht«, sagte der Sheriff. »Der Fluß fließt schließlich nur in eine Richtung. Wenn wir ihn finden, werde ich Sie sofort benachrichtigen, und auf alle Fälle komme ich morgen nachmittag bei Ihnen vorbei. Vielen Dank auch, daß Sie mitgekommen sind.«
    Bobby und ich aßen noch einmal ausgiebig zu Abend und gingen dann zu Bett. Wir brauchten nicht mehr zu reden – es gab nichts mehr zu sagen. Entweder sie fanden ihn jetzt, oder sie fanden ihn nicht.
    Am nächsten Morgen fuhren wir zum Krankenhaus und besuchten Lewis, dem es bereits besser ging. Sein Bein wurde von einem Flaschenzug hochgehalten, und er las die Lokalzeitung, in der ein Bericht über Drews Verschwinden stand und über die Suchaktion im Fluß, und man brachte ein Bild, auf dem ich mich selbst und Queen, den Hilfssheriff, erkannte. Er hielt mir die Faust vors Gesicht, und daran sah ich, daß man das Foto während des letzten Teils meiner Unterhaltung mit ihm aufgenommen hatte. Ich machte einen durchaus geduldigen und nachsichtigen Eindruck und schien ihm nur aus Höflichkeit zuzuhören. Das machte einen guten Eindruck.
    Es waren keine Polizisten bei Lewis, aber er lag nicht mehr allein in seinem Zimmer, denn am Abend vorher hatte man einen Farmer eingeliefert, dessen Fuß von einem Traktor überrollt worden war. Er lag am anderen Ende des Raumes und schlief. Ich erzählte Lewis, was geschehen war, und sagte ihm, daß Bobby sein Auto in die Stadt zurückbringen wolle und daß seine Frau oder jemand anders ihn abholen könnte, wenn er entlassen werde. Das war ihm recht. Bobby und
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