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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt
Autoren: James Dickey
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ich verabschiedeten uns von ihm. Er lag bequem in seinem Kissen.
    »In ein oder zwei Wochen werde ich hier auch wegkommen«, sagte er.
    »Bestimmt«, sagte ich. »Bleib schön liegen und ruh dich aus. Die Stadt ist übrigens gar nicht so übel.«
    Bobby und ich fuhren wieder zu Biddiford’s und warteten auf den Sheriff. Er kam um halb sechs, und der miese Queen war bei ihm. Der Sheriff zog ein Stück Papier aus der Tasche.
    »Sie müssen diese Erklärung hier unterschreiben«, sagte er. »Aber lesen Sie erst, und prüfen Sie, ob auch alles so drinsteht, wie Sie es uns erzählt haben.«
    Ich las es durch.
    »Es stimmt alles«, sagte ich. »Nur diese Ortsnamen kenne ich nicht. Heißt so die Stromschnelle, wo wir gekentert sind?«
    »Ja«, sagte er. »Griffin’s Shoot.«
    »Okay«, sagte ich und unterschrieb.
    »Sind Sie wirklich ganz sicher?« fragte Sheriff Bullard.
    »Das können Sie mir glauben.«
    »Von wegen sicher«, sagte Queen laut, »er lügt. Er lügt wie gedruckt. Er hat da oben was verbrochen. Er hat meinen Schwager umgelegt.«
    »Hören Sie mal, Sie Schweinehund«, sagte ich, und meine Stimme bebte tatsächlich vor Empörung. »Vielleicht hat Ihr Schwager wen umgelegt. Was reden Sie hier eigentlich von Umlegen? Dieser verdammte Fluß bringt einen um. Und wenn Sie glauben, daß er Sie nicht umbringt, dann riskieren Sie doch Ihren Arsch, und probieren Sie’s mal.«
    »Nun hören Sie aber mal, Mr. Gentry«, sagte der Sheriff. »So dürfen Sie nicht daherreden. Dazu haben Sie nicht den geringsten Anlaß.«
    »Na schön, wenn er nicht wieder anfängt«, sagte ich.
    »Sheriff, er lügt, lassen Sie ihn nicht laufen. Lassen Sie den verdammten Hund nicht laufen.«
    »Wir haben keinen Grund, ihn hier festzuhalten, Arthel«, sagte der Sheriff. »Nicht den geringsten. Die Burschen haben ‘ne Menge durchgemacht. Sie wollen schließlich nach Hause.«
    »Ich sage Ihnen, lassen Sie ihn nicht laufen. Meine Schwester hat wie verrückt geheult, als sie mich gestern abend wieder angerufen hat. Benson ist immer noch nicht nach Hause gekommen. Sie weiß, daß er tot ist. Sie weiß es einfach. Er ist noch nie so lange weggeblieben. Und diese Kerle waren die einzigen, die auch da oben waren.«
    »Aber das können Sie doch gar nicht wissen, Arthel«, sagte der Sheriff.
    »Sie meinen vielleicht, daß sie die einzigen Städter da oben waren.« Ich schüttelte den Kopf, als begriffe ich eine derartige Verbohrtheit nicht, und das war auch wirklich der Fall.
    »Sie können nach Hause fahren, wenn Sie wollen«, sagte der Sheriff. »Aber geben Sie mir Ihre Adresse.«
    Ich tat es und sagte: »Okay. Benachrichtigen Sie uns, wenn Sie was finden.«
    »Keine Sorge. Ich werde Sie als ersten benachrichtigen.«
    Und wieder schlief ich, und es schien ein Schlaf jenseits des Schlafes zu sein, ein Schlaf jenseits des Todes. Ich hörte, wie die Eule von Marthas Metallmobile vor unserem Haus, vom Wind bewegt, klingend gegen die anderen Vögel stieß. Es war früh am Morgen, und wir waren frei. Ich zog mich an und ging zu Bobby hinauf und weckte ihn. Die Frau, der das Gasthaus gehörte, war schon auf, und wir bezahlten die Rechnung mit unserem letzten Geld und fuhren dann zur Tankstelle, um Lewis’ Auto abzuholen. Der Sheriff saß da und unterhielt sich mit dem Besitzer. Wir stiegen aus.
    »Morgen«, sagte er. »Sie brechen ja früh auf, was?«
    »Ja, das hatten wir vor«, sagte ich. »Können wir noch etwas für Sie tun?«
    »Nichts«, sagte er. »Ich wollte mich nur vergewissern, ob Sie auch den Schlüssel haben und alles, was Sie brauchen.«
    »Alles in Ordnung«, sagte ich. »Nur noch eins, Sheriff. Wir schulden ein paar Leuten oben in Oree noch etwas dafür, daß sie die Autos hergefahren haben. Können Sie sie benachrichtigen, daß wir ihnen das Geld schicken, sobald wir wieder in der Stadt sind? Ihnen werden sie eher glauben als uns, weil Sie hier oben leben und weil sie wissen, wer Sie sind.«
    »Aber sicher«, sagte er. »Wie heißen die Leute?«
    »Griner. Sie haben da oben eine Werkstatt.«
    »Ich werde ihnen Bescheid sagen. Keine Sorge. Und Sie bleiben dabei, daß das die letzten Leute waren, die Sie gesehen haben, bevor Sie hierhergekommen sind?«
    »Die letzten und die einzigen. Es war allerdings noch ein anderer Mann bei ihnen, ich weiß aber nicht, wie er heißt.«
    »Vielleicht müssen wir das noch klären. Vielleicht fahre ich sogar selbst hin und spreche mit ihnen. Und das mit dem Geld werde ich ihnen sagen, seien Sie ganz
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