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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum
Autoren: Hans Dominik
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bitten, das Schiff hierher nach Gorla zu bringen. Die Reparatur kann hier schnellstens erledigt werden, und es werden unnötige Aufregungen und alles überflüssige Geschwätz in Washington vermieden.«
    »Was sagen Sie dazu, Berger?« fragte Hegemüller nach dem Empfang von Lüdinghausens Funkspruch. »Wir sollen die Amerikaner nach Gorla einschleppen.«
    »Feine Idee von unserm Professor, Herr Doktor! Fragt sich nur, ob sie damit einverstanden sind.«
    Die Frage des Monteurs Berger war berechtigt. Auch Watson hatte den Funkspruch gehört und O’Neils mitgeteilt. Der Vorschlag kam beiden so unerwartet, daß sie in ihrer Verblüffung zunächst keine Worte fanden. Dann aber begannen sie über ihn zu debattieren, Gründe und Gegengründe vorzubringen.
    »Was werden unsere Gäste dazu sagen, wenn wir nicht in Washington, sondern in Deutschland landen?« war die erste Frage O’Neils’.
    »Sie werden froh sein, daß sie überhaupt gesund landen können«, warf Watson dagegen ein.
    So ging die Rede und Gegenrede zwischen den beiden noch hin und her, als Hegemüller sie anrief. Kurz und bündig teilte er ihnen mit, daß er aus technischen Gründen gezwungen wäre, zunächst in Gorla zu landen. In zwanzig Minuten würde man dort sein; alles Weitere würde sich da finden.
    Während der wenigen Minuten, die vergangen waren, seitdem Dr. Hegemüller die Strahlflächen bremsend wirken ließ, hatten die beiden Schiffe schon den größten Teil ihrer Geschwindigkeit verloren. Nur noch mit tausend Kilometern in der Stunde flogen sie in knapp zwanzig Kilometern Höhe dahin. In weitem Bogen hatte Dr. Hegemüller den Westkurs verlassen und war auf einen Nordostkurs abgeschwenkt, der ihn geradewegs nach Gorla bringen mußte. In kurzer Zeit war damit das japanische Schiff außer Sichtweite gekommen. Mit nur wenig verringerter Geschwindigkeit jagte es weiter nach Westen, während Funksprüche zwischen Yatahira und Hegemüller hin und her gingen.
    »Wir werden etwas später nach Gorla kommen«, funkte der Japaner. »Erst müssen wir Yoshika suchen.«
    Ihr könntet leichter die berühmte Stecknadel in einem Heuschober finden als euren Yoshika, dachte sich Hegemüller, während er die Morsetaste hämmern ließ und den Japanern Wünsche für einen guten Flug funkte. Höflich bleiben die Bewohner des Fernen Ostens in allen Lebenslagen, dachte er weiter, als Hidetawa seinen Dank für die guten Wünsche funken ließ. Aber er stutzte, als weitere Zeichen aus dem Hörer ticcten.
    »Wir hoffen, Yoshika noch in der Luft fassen zu können ...«
    Dr. Hegemüller griff sich an die Stirn. War denn das überhaupt möglich? Er sah nach der Uhr. Knapp zehn Minuten waren seit dem Absturz des Japaners verstrichen. War es denkbar, daß der sich noch in der Luft befand? Dr. Hegemüller fand keine Antwort auf seine Frage. Es hing ja alles von der Art der Fallschirme ab, mit denen Hidetawa seine Leute ausgerüstet hatte. Daß bei einem Absprung oder Absturz aus mehreren hundert Kilometern Höhe ganz besondere Verhältnisse herrschten, darüber war sich der Deutsche schon vorher klargeworden. Jetzt kam ihm auch die Erkenntnis, daß man diesen Verhältnissen durch eine besondere Konstruktion der Schirme Rechnung tragen müsse, und wie er Hidetawa kannte, war er überzeugt, daß der das auch getan hatte ... Yoshika noch in der Luft abfangen? Er war gespannt, wie das Unternehmen wohl ausgehen möge; doch im Augenblick nahm die Führung des Schiffes seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Auf dem Tisch des Chefingenieurs Grabbe klingelte das Telefon. Professor Lüdinghausen rief an.
    »Hegemüller bringt beide Schiffe hierher. In fünf Minuten will er landen. Bereiten Sie alles vor! Ich komme zur Halle.«
    »Jawohl, Herr Lüdinghausen, wird gemacht«, rief Grabbe zurück und warf den Hörer auf die Gabel. Vergessen waren in diesem Augenblick sein Ärger und sein Zorn. Der Chefingenieur Grabbe dachte nicht mehr daran, seinem eigenmächtigen Untergebenen den Kopf zu waschen. Freude und Stolz erfüllten ihn, die Kameraden zu retten.
    So schnell ihn seine Füße trugen, eilte er nach der großen Halle, gab den Befehl, das zweiteilige Dach aufzuklappen, rief dann die geschicktesten Leute der Abteilung zusammen und hatte mit ihnen eine hastige Besprechung, während die Minuten verrannen und der Zeitpunkt der Landung immer näher heranrückte.
    Dr. Hegemüller hatte mit seiner Vermutung recht, daß Hidetawa seine Fallschirme den veränderten Verhältnissen des
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