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Flug in den Weltraum

Titel: Flug in den Weltraum
Autoren: Hans Dominik
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Sprung wagte und anscheinend nicht fehlgriff. Ein Scharren, Knirschen und Knarren ließ Hegemüller aufhorchen. Er fand nur eine Erklärung dafür: die beiden Männer, die da draußen zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Schiff in einer unvorstellbaren Höhe hingen, waren dabei, die vordere Trosse zu kürzen. Noch überlegte er, wie sie das Werk wohl zustande bringen mochten, als die beiden seinen Blicken wieder sichtbar wurden, und jetzt fiel es ihm auch auf, daß sie die schweren Windeisen, die vorher an ihrer Seite hingen, nicht mehr bei sich führten. So also hat Hidetawa das gemacht, ging’s ihm durch den Kopf. Genial und einfach wie alle genialen Sachen.
    Noch dichter hatte sich inzwischen Hidetawas Schiff herangeschoben. Fast berührte es jetzt die Wand der deutschen Maschine. Behend verschwanden die beiden Helfer wieder in der Luftschleuse. Die Tür des japanischen Schiffes wurde geschlossen; gleichzeitig kam ein neuer Funkspruch von dort.
    »Ihre vordere Trosse ist gekürzt. Sie können mit ihren Strahlflächen bremsen.«
    Andere Morsezeichen folgten. Sie kamen von Watson, der seinem Dank in überströmenden Worten Ausdruck gab und es auch nicht unterließ, sein Beileid zu dem Absturz des einen der Retter auszusprechen. Ebenso wie Yatahira hörte auch Dr. Hegemüller den Funkspruch Watsons und schüttelte unwillkürlich den Kopf.
    »Was hilft das?« murmelte er vor sich hin. »Er ist längst zerschellt. Mit mehr als einem Kilometer Sekundengeschwindigkeit mußte sein Leib aufschlagen. Bei solcher Geschwindigkeit verhält sich auch das Wasser wie ein starrer Körper. Auch wenn er ins Meer abstürzte, mußte er zerschmettert werden.« Er schwieg und horchte auf das, was jetzt im Hörer tickte. Es war die Antwort aus der japanischen Maschine.
    »Wir hoffen, daß Yoshika sich retten kann. Wir nehmen an, daß er mit seinem Fallschirm die Ostküste Spaniens erreichen wird.«
    ... Fallschirm?! ... die Ostküste Spaniens? ... Hegemüller griff sich an den Kopf ... Einen Fallschirm hatte der Abgestürzte bei sich ... das konnte Rettung bringen bei einem Absprung aus zwölf Kilometer, aber doch nicht aus hundertzwanzig Kilometer Höhe. Der Schirm würde sich in der so unendlich dünnen Atmosphäre hier oben nicht entfalten. Wie ein Stein mußte der Mann erst viele Meilen abstürzen, bevor er dichtere Luftschichten erreichte. Ins Riesenhafte mußte dabei seine Sturzgeschwindigkeit wachsen, und wenn der Schirm sich endlich doch öffnete, würde es einen plötzlichen Ruck, eine so jähe Bremsung geben, daß der Unglückliche schon dadurch getötet würde ...
    Dr. Hegemüller konnte die Hoffnung der Japaner auf eine Rettung ihres Gefährten nicht teilen. Aber – so überlegte er weiter – selbst wenn der Fallschirm richtig wirkt, muß der Mann doch mitten in das Meer zwischen Italien und Spanien fallen, über dem die Maschinen sich im Augenblick des Absturzes befanden. Wie sollte er jemals die noch so viele Meilen entfernte spanische Küste erreichen? Halt! Doch! Das war möglich! verbesserte Dr. Hegemüller seinen Gedankengang. Der Mann hatte ja in dem Moment, in dem er sich von dem Strahlschiff trennte, dieselbe Geschwindigkeit wie dieses. Mit rund vier Sekundenkilometern mußte auch sein Körper weiter nach Westen treiben, bis die Luft in geringerer Höhe die Bewegung abbremste. Vollauf mußte dieser Schwung, wie es Dr. Hegemüller jetzt überschlug, genügen, um ihn über das Meer und vielleicht sogar noch ein gutes Stück landeinwärts nach Spanien zu tragen.
    Die Schwungkraft! Der Gedanke daran ließ ihn in die Wirclichkeit zurückkehren. Auch er hatte ja noch Schwung abzubremsen, mußte die lebendige Kraft nicht nur des eigenen, sondern auch des anderen Schiffes durch Strahldruck aufzehren lassen, wenn die tolle Jagd um den Erdball nicht unaufhörlich weitergehen sollte. Er griff in die Steuerung und bewegte sie vorsichtig. Ein Knirschen und Klingen, das von außen kam, antwortete der Bewegung. Die vordere Trosse spannte sich und hielt die Maschine O’Neils’ fest, die ohne dies Hindernis unverändert weiter nach Westen gestürmt wäre. Nur behutsam bewegte er den Steuerhebel weiter, überlegte und berechnete dabei im Kopf, wieviel er der einen Trosse zumuten durfte, an der jetzt das Schicksal der anderen hing, und kam zu dem Schluß, daß er eine Verzögerung von fünf Sekundenmetern wagen dürfte. Wenig später lief ein Funkspruch des japanischen Strahlschiffes ein, daß das Manöver gelungen sei.
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