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Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)

Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)

Titel: Rubinroter Schatten - Frost, J: Rubinroter Schatten - Eternal Kiss of Darkness (Night Huntress World/ Cat & Bones Welt 2)
Autoren: Jeaniene Frost
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1
    Mencheres roch das Blut, bevor der erdige Geruch der Ghule zu ihm drang, die sich im Erdgeschoss des verfallenen Lagerhauses zusammengerottet hatten. Sie zeigten sich unbeeindruckt, als er eintrat. Noch ein Schnuppern, und er wusste, dass es Vampirblut war, nach dem zwei von ihnen stanken. An den anderen vier klebte das kupfrige Aroma nicht, aber den mordlüsternen Blicken nach, mit denen sie Mencheres musterten, hatten sie vor, das zu ändern.
    » Ein junger Vampir ist vor Kurzem hier in der Gegend verschwunden«, sagte Mencheres anstelle einer Begrüßung und ignorierte die Ghule, die ihn zu umschleichen begannen. Sie wirkten wie ältere Teenager, und ihren Energiefeldern nach zu urteilen, waren sie in untoten Jahren nicht älter. » Kurzes blondes Haar, Tribal Tatoos auf den Oberarmen, Silberpiercing in der Augenbraue. Nennt sich Trick«, fuhr Mencheres fort. » Habt ihr ihn gesehen?«
    » Ziemlich unklug, sich so kurz vor Anbruch der Dämmerung noch draußen herumzutreiben, Vampir«, antwortete der am stärksten nach Blut riechende Ghul gedehnt, ohne auf Mencheres’ Frage einzugehen. Dann lächelte er und entblößte seine spitz zugefeilten Zähne.
    Statt Furcht ließ der Anblick Ärger in Mencheres aufkommen. Die Ghule wähnten sich durch die nahende Dämmerung im Vorteil, dabei schwächte sie nur junge Vampire. Zwar verbarg Mencheres seine Machtaura, sodass er wie ein junger Vampir wirkte, aber wären die Ghule schlau gewesen, hätte Mencheres’ Furchtlosigkeit sie stutzig gemacht.
    In diesem Fall hätten sie Trick allerdings auch nicht ausgerechnet in der Gegend ermordet, in der sie auch ihr Quartier hatten. Mencheres hatte nur eine Stunde gebraucht, um sie aufzuspüren. So viel Dummheit stellte nicht nur eine völlige Missachtung vamprisch-ghulischen Rechts dar; sie gefährdete auch die Geheimhaltung der Existenz beider Arten. Wäre Mencheres in einer anderen Gemütsverfassung gewesen, hätte er den Ghul mit dem Haifischgebiss ohne viel Federlesens umgebracht und die übrigen fünf einer öffentlichen Bestrafung zugeführt. So wie sie nach Vampirblut stanken, brauchte er kein Geständnis von ihnen, um zu wissen, dass sie Trick ermordet hatten.
    Die Ghule hatten Glück, denn Mencheres stand der Sinn heute nicht nach Rache. Vielleicht war es gut, dass er das zweite Gesicht verloren hatte, überlegte er. Hätte er nämlich geahnt, dass er seine jahrtausendealte Fehde mit dem korrupten Gesetzeshüter Radjedef so beenden würde, hätte er an seinem eigenen Verstand gezweifelt.
    Andererseits wäre all das ohne den Verlust seiner Visionen gar nicht nötig gewesen. Zorn stieg in Mencheres auf. Nachdem ihm vier Jahrtausende lang immer wieder Blicke in die Zukunft vergönnt gewesen waren, traf ihn der Verlust des zweiten Gesichts so unerwartet wie vernichtend. Oft hatte er sich darüber beklagt, wie frustrierend es war, dass viele seinen Vorahnungen keine Beachtung schenkten. Ohne seine Vorahnungen war es ihm nun, seinen anderen Fähigkeiten zum Trotz, nicht mehr möglich, die Seinen zu schützen. Die vorwurfsvollen Worte eines Freundes klangen ihm noch im Ohr. Warum kannst du mir ausgerechnet jetzt, wo ich dich am meisten brauche, nicht mehr helfen?
    Radjedefs Hass auf Mencheres war jahrtausendealt, aber er war zu schlau, um sich mit einem Feind anzulegen, der selbst den vernichtendsten Plänen bereits im Vorfeld entgegenwirken konnte. Nun, da Mencheres nicht länger das zweite Gesicht besaß, hatte Radjedef allerdings leichtes Spiel. Sie beide wussten, dass Radjedef nicht zögern würde, den beträchtlichen Einfluss, den er durch sein Amt als Gesetzeshüter besaß, zu missbrauchen, um Mencheres Verbrechen zur Last zu legen, die er nie begangen hatte. Radjedef legte das Recht gern zu seinen Gunsten aus. Das hatte er schon getan, bevor er dem mächtigen Rat der Vampire beigetreten war.
    Seinem Erzfeind hätte die Konfrontation mit ihm und das unvermeidliche Blutvergießen, das stattgefunden hätte, bevor einer von ihnen als Sieger daraus hervorgegangen wäre, sicher großen Spaß gemacht. Aber Mencheres würde es erst gar nicht dazu kommen lassen. Die Vorstellung, wie frustriert Radjedef sein würde, wenn er seine ausgeklügelten Rachepläne nicht in die Tat umsetzen konnte, bereitete ihm diebische Freude.
    Als die sechs Ghule nun mordlustig grinsend die Silbermesser zückten, rührte Mencheres sich nicht vom Fleck. Die Angelegenheit würde blutig werden, aber mit Blut war Mencheres vertraut. Mit Schmerz auch.
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