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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft
Autoren: Robert Silverberg
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ganz ruhig. Er war gut bewaffnet. Im Innern der Handfläche war eine Betäubungsnadel angebracht, die blitzschnell ins Fleisch des Opfers gestochen werden konnte. Und in der Achselhöhle hatte er ein Nervenspray. Er trug auch eine Laserpistole bei sich, aber er hatte nicht vor, sie bei Mortensen zu benutzen.
    Als der Mann auf die Straße trat, klopfte ihm Quellen auf die Schulter und sagte: »Gehen Sie ruhig weiter, Mortensen. Sie sind verhaftet.«
    »Was, zum Teufel ...«
    »Ich komme vom Kriminalsekretariat. Und ich habe den Befehl, Sie hinzubringen. In meiner Hand befindet sich eine Spritze, die ich beim geringsten Widerstand anwenden werde. Gehen Sie ruhig bis zur Schnellbootrampe vor mir her. Wenn Sie tun, was ich sage, geschieht Ihnen nichts.«
    »Ich habe doch nichts verbrochen. Was will man mir anhängen?«
    »Später«, sagte Quellen.
    »Ich habe auch meine Rechte. Ich will einen Anwalt ...«
    »Später. Jetzt gehen Sie.«
    Sie stiegen auf eine Flugrampe. Mortensen knurrte vor sich hin, aber er leistete keinen Widerstand. Er war ein großer Mann, größer als Quellen. Aber er sah nicht sonderlich kräftig aus. Quellen hielt seine Spritze bereit. Seine ganze Zukunft hing vom erfolgreichen Ablauf seines Planes ab.
    Die Schnellbootrampe brachte sie zu Quellens Apartment.
    Mortensen sah verwirrt aus. Als sie ausstiegen, brummte er: »Das sieht mir aber nicht nach Kriminalsekretariat aus.«
    »Die Rampe nach unten, wenn ich bitten darf«, sagte Quellen.
    »Was soll denn das? Eine Entführung?«
    »Ich zeige Ihnen meinen Ausweis, wenn Sie mir nicht glauben. Ich gehöre tatsächlich dem Kriminalsekretariat an. Mein Rang ist der eines Kriminalsekretärs. Hier hinein.«
    Sie betraten Quellens Apartment, Mortensen sah Quellen ungläubig an.
    »Das ist ja eine Privatwohnung.«
    »Richtig. Die meine.«
    »Glauben Sie etwa, ich wäre homosexuell veranlagt?«
    »Um Himmels willen, nein«, erwiderte Quellen scharf. »Mortensen, haben Sie vor, in der ersten Maiwoche den Sprung in die Vergangenheit zu wagen?«
    Mortensen fuhr auf. »Was geht Sie das an?«
    »Eine ganze Menge. Stimmt es?«
    »Ich sage nichts.«
    Quellen seufzte. »Sie sind als Zeitreisender registriert. Wissen Sie das? Eine genaue Aufzeichnung Ihres Namens, Geburtsdatums und des Tages, an dem Sie in der Vergangenheit ankamen. Auf der Liste steht der vierte Mai als Ankunftstag. Wollen Sie jetzt noch leugnen?«
    »Ich sage nichts. Ich möchte einen Anwalt. Ich habe Ihnen doch nichts getan! Was geht Sie mein Privatleben an?«
    »Das kann ich jetzt nicht erklären«, sagte Quellen. »Zufällig sind Sie das unglückliche Opfer einer Situation, die wir nicht mehr fest in der Hand haben. Mortensen, ich schicke Sie jetzt auf eine Reise. Sie werden Ferien machen. Ich kann nicht sagen, wie lange, aber Sie werden es bequem haben. Sie werden genug zu essen finden. Bedienen Sie sich einfach. Und lassen Sie sich versichern, daß ich für Ihr Wohl sorgen werde. Ich stehe auf Ihrer Seite. Ich habe Mitleid mit Ihnen. Aber ich muß zuerst mich in Sicherheit bringen.«
    Der verwirrte Mortensen hob die Hand, als wolle er auf Quellen losgehen. Quellen trat einen Schritt nach vorne und jagte die Nadel in Mortensens Haut. Die Narkose wirkte sofort, und Mortensen brach zusammen. Er würde mehr als eine Stunde ohne Bewußtsein bleiben, und das genügte vollauf.
    Quellen schaltete das Stati-Feld ein und legte Mortensen hinein. Der blonde Mann verschwand. Er würde im afrikanischen Heim des Kriminalsekretärs aufwachen. Zweifellos würde er verwirrt sein, aber Quellen hatte ihm nichts erklären können.
    Einen Augenblick später schaltete er den Stati-Mechanismus ab. Er wollte verhindern, daß Mortensen von selbst zurückkehrte.
    Quellen fühlte sich schwindlig.
    Den Köder hatte er. Jetzt mußte nur noch der Fisch anbeißen. Ob ich damit wirklich durchkomme, fragte er sich. Ob ich die Hohe Regierung erpressen kann? Oder habe ich mich da auf ein Wahnsinnsunternehmen eingelassen?
    Er würde es bald herausfinden. Inzwischen hatte er eine Geisel – Mortensen. Eine Geisel gegen den Zorn der Hohen Regierung.
    Es blieb nur noch eine Hürde: ein Interview mit Peter Kloofman persönlich. Ob sich das machen ließ? Ein Klasse-Sieben-Schreiber wollte zu Kloofman vorgelassen werden.
    Er wird mich empfangen, dachte Quellen. Wenn er erfährt, daß ich Donald Mortensen entführt habe ...

 
15
     
    David Giacomin, der selbst Mortensen ein wenig überwacht hatte, merkte als erster, daß etwas nicht
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