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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft
Autoren: Robert Silverberg
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persönlich darüber. Es hat keinen Sinn, sich mit kleinen Leuten zu unterhalten.«
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab, Quellen.«
    »Es ist trotzdem die Wahrheit. Und deshalb hat sich auch der Preis für die Freilassung geändert. Ich brauche Ihr Schweigen nicht mehr. Ich will Ihre Dienste.«
    Lanoys Augen wurden groß. »Was ist denn vorgefallen?«
    »Eine ganze Menge. Ich habe jetzt keine Zeit, Ihnen alles zu erklären. Ich bringe Sie sicher aus dem Gebäude. Zu Ihrem Labor müssen Sie selbst kommen. In etwa einer Stunde bin ich bei Ihnen.« Quellen schüttelte den Kopf. »Ich glaube zwar nicht, daß Sie lange frei bleiben werden, Lanoy. Kloofman will Ihre Maschine unbedingt. Er will politische Gefangene in die Vergangenheit schicken. Und die öffentlichen Einnahmen erhöhen. Er hat vor, das Arbeitslosenproblem dadurch zu lösen, daß er die Leute bis zu fünfhunderttausend Jahre zurückschickt, um sie von Raubtieren fressen zu lassen. Ich bin überzeugt davon, daß man Sie bald wieder erwischen wird. Aber dann ist es nicht meine Schuld.«
    Er brachte Lanoy aus dem Gebäude. Der kleine Mann sah Quellen verwirrt an, als er die Schnellbootrampe betrat.
    »Ich komme nach«, rief Quellen.
    Er bestieg ebenfalls ein Schnellboot und ließ sich zu seinem Apartment bringen. Er hatte noch eine Aufgabe vor sich. Ob Kloofman schon etwas gegen ihn unternommen hatte? Zweifellos gab es in der Hohen Regierung erregte Diskussionen. Aber in Kürze war Quellen in Sicherheit.
    Er hatte viel verstanden, vor allem aber eines: Kloofman brauchte die Zeitmaschine dringend, um seine eigene Macht auszudehnen. Auf rücksichtslose Art. Und er hätte ihm beinahe dabei geholfen.
    Quellen verstand nun auch, weshalb alle Zeitreisenden, die man registriert hatte, aus den Jahren 2486 bis 2491 kamen. Es bedeutet nicht, daß später niemand mehr zurückgeschickt wurde. Es hieß nur, daß Kloofman die Herrschaft über die Maschine gewonnen hatte und seine Gegner so weit zurückschickte, daß sie keine Gefahr mehr für ihn darstellten. Quellen schauderte. Er wollte nicht in einer Welt leben, in der die Regierung eine solche Macht hatte.
    Er ging in sein Apartment und betrat das Stati-Feld. Im Nu war er in seiner afrikanischen Hütte.
    »Mortensen«, rief er, »wo sind Sie?«
    »Hier unten.«
    Quellen sah über den Rand der Veranda. Mortensen angelte. Er hatte nur seine Hose an. Seine blasse Haut war rot vom Sonnenbrand. Er winkte Quellen freundlich zu.
    »Kommen Sie!« sagte Quellen. »Es geht heim.«
    »Vielen Dank, ich bliebe lieber hier. Es ist schön hier.«
    »Unsinn! Ihr Zeitsprung ...«
    »Weshalb denn? Hier habe ich es auch bequem.«
    Quellen hatte keine Zeit für lange Diskussionen. Er hatte auch kein Interesse daran, die Vergangenheit durcheinanderzubringen. Und in Kürze war Mortensens Wert als Geisel gleich Null. Mortensen mußte den Sprung machen.
    »Kommen Sie«, sagte Quellen.
    »Nein.«
    Seufzend betäubte Quellen den Mann zum zweitenmal. Er schob den steifen Körper durch das Stati-Feld, und folgte eine Sekunde später. Mortensen lag auf dem Boden seines Apartments. In kurzer Zeit würde er erwachen und nicht recht wissen, was geschehen war. Vielleicht versuchte er auch, wieder nach Afrika zu gelangen. Aber bis dahin hatten ihn die Televektoren sicher schon entdeckt. Kloofman mußte sichergehen, daß er rechtzeitig den Sprung machte.
    Quellen verließ seine Wohnung zum letztenmal. Er betrat die Flugrampe und wartete auf das Schnellboot.
    Es war Spätnachmittag, als er ankam. Die Sonne stand tief am Horizont, und auf dem See spiegelten sich die Farben. Lanoy erwartete ihn.
    »Es ist alles vorbereitet, Quellen«, sagte er.
    »Gut. Kann ich mich auf Ihre Ehrlichkeit verlassen?«
    »Sie haben mich herausgeholt. Das verpflichtet mich. Aber sind Sie sicher, daß Sie den Sprung machen wollen?«
    »Ja. Ich kann nicht hierbleiben. Ich bin Kloofmans Todfeind, und er würde mir die zehn schweren Minuten, die ich ihm bereitet habe, nie vergessen.«
    »Kommen Sie herein«, sagte Lanoy. »Verdammt, ich hätte nie gedacht, daß ich Ihnen auf diese Weise helfen würde.«
    »Wenn Sie klug sind, nehmen Sie den gleichen Weg«, sagte Quellen. »Kloofman wird Sie früher oder später erwischen.«
    »Das Risiko gehe ich ein«, sagte Lanoy lächelnd. »Vielleicht kann ich mit Kloofman auch handelseinig werden. Aber jetzt kommen Sie. Die Maschine wartet.«

 
16
     
    Es war geschehen. Quellen hatte das Gefühl, als werde sein Innerstes nach außen gekehrt. Er
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