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Flucht aus der Zukunft

Flucht aus der Zukunft

Titel: Flucht aus der Zukunft
Autoren: Robert Silverberg
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Bereich aus – oder durch ein Versehen.«
    »Und Brogg ging also nach Rom?« fragte Quellen düster.
    »Ja. Für einen Preis. Und nun ist es besser, wenn Sie mich gehen lassen und die Ergebnisse der Untersuchung für sich behalten. Sonst verrate ich Ihr kleines Spiel. Man wird von Ihrem Versteck in Afrika erfahren.«
    »Ich könnte Ihnen einen Strahl durch den Kopf jagen«, sagte Quellen kühl. »Ich könnte sagen, Sie hätten mich angegriffen.«
    »Hat keinen Sinn, Quellen. Erstens will die Hohe Regierung wissen, wie die Zeitmaschine funktioniert. Wenn Sie mich töten, erfährt sie es nie.«
    »Wir könnten es herausbringen, indem wir Ihr Nervensystem genau untersuchen.«
    »Unmöglich, wenn Sie mich durch den Kopf schießen«, meinte Lanoy. »Außerdem würde dadurch auch die Sache mit Afrika herauskommen. Und noch eines: Wußten Sie nicht, daß Brogg Ihr Geständnis auf eine Anzahl von Robotern aufnehmen ließ, die im Falle seines Todes zum Hauptquartier kommen würden?«
    »Ja, aber ...«
    »Er hat sie vor seiner Abreise auf mich übertragen. Ihr Geschick ist fest mit dem meinen verbunden, Quellen. Sie können mir nichts tun. Deshalb ist es besser, wenn Sie mich möglichst schnell freilassen.«
    Quellens Gesichtsmuskeln wurden schlaff, als er die ganze Schlauheit des Planes durchschaute. Wenn er Lanoy nicht auslieferte, mußte er mit einer Degradierung rechnen. Wenn er Lanoy hier behielt, würde ihn dieser bloßstellen. Und außerdem konnte er den kleinen Mann nicht so einfach freilassen. Spanner wußte, daß Lanoy mit den Zeitreisen zu tun hatte. Koll ebenfalls. Quellen konnte die Aufzeichnungen nicht einfach vernichten. Wenn er versuchte, Lanoy zu decken, verstrickte er sich sicher in Lügen.
    »Bekomme ich, was ich will?« fragte Lanoy.
    Ein mächtiger Adrenalinstrom durchzuckte Quellen. Er war gefangen, und ein Gefangener nimmt oft zu ungewöhnlichen Mitteln Zuflucht. Plötzlich hatte er unerwartete Kraftreserven.
    Er konnte eines versuchen, etwas unerhört Kühnes. Vielleicht mißlang es. Aber es war besser, als sich von Lanoy immer tiefer verstricken zu lassen.
    »Nein«, sagte er. »Sie bekommen es nicht. Ich lasse Sie nicht frei, Lanoy. Ich werde Sie zur Verurteilung bringen.«
    »Sind Sie verrückt?«
    »Ich glaube nicht.« Quellen klingelte nach den Technikern. »Bringt den Mann zurück in den Haft-Tank«, sagte er hart. »Und laßt ihn drinnen, bis ich wiederkomme.«
    Lanoy wurde schimpfend und protestierend weggebracht.
    Und jetzt mußte sich Quellen noch seinen Köder sichern. Er drückte auf die Interkom-Taste. »Bringen Sie mir die Donald-Mortensen-Akte.«
    Man brachte ihm die Spule. Er ließ sie durch den Projektor laufen und überflog Broggs Nachforschungen. Mortensens Gesicht sah ihn an, jugendlich und rosig. Er wirkte mit seinen hellen Haaren fast wie ein Albino. Aber Albinos hatten doch rote Augen, oder? Mortensens Augen waren blau. Ein reinblütiger Nordländer. Wie sich der Stamm hatte erhalten können?
    Quellen sah sich die Wortaufzeichnungen an. Mortensen stritt oft mit seiner Frau. Er hatte vor ein paar Wochen Lanoy aufgesucht. Und nun war er eifrig dabei, das Geld für den Zeitsprung zusammenzukratzen. Die Daten endeten mit Broggs Notiz: UNTERSUCHUNG AUF BEFEHL VON OBEN EINGESTELLT.
    Quellen klingelte nach einem Labortechniker. Er gab die Nummer des Horchers an, den man Mortensen verpaßt hatte und fragte, ob er immer noch funktionierte.
    »Der Horcher wurde abgeschaltet, Sir«, bekam er zur Antwort.
    »Ich weiß. Aber könnte man ihn wieder einschalten?«
    Sie prüften es nach. Ein paar Minuten später erhielt er die Nachricht, daß der Horcher sich schon vor etwa zwei Tagen aufgelöst hatte. Quellen war enttäuscht, aber der Rückschlag war nicht wesentlich. Er ordnete eine Televektorsuche nach Mortensen an und hoffte nur, daß er Appalachia nicht verlassen hatte.
    Quellen hatte Glück. Mortensen befand sich in einer Traumbar keine zehn Meilen von Quellens Büro entfernt. Ausgezeichnet, dachte Quellen. Er würde die Verhaftung selbst vornehmen. So etwas konnte er einem Untergebenen nicht überlassen.
    Quellen nahm ein Schnellboot und postierte sich vor der Traumbar. Er wartete, bis Mortensen auftauchte. Menschen drängten sich um Quellen. Er gab sich Mühe, seine Unbehaglichkeit zu verbergen.
    Und dann tauchte Mortensen auf.
    Quellen hatte schon lange keine Verhaftung mehr vorgenommen. Er war ein Büromensch, der solche Dinge seinen Untersekretären überließ. Dennoch fühlte er sich
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