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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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gemacht?«
    »Sehr unwahrscheinlich«, erklärte FitzRoger unumwunden. »Ich konnte beide Arme und ein Bein nicht effektiv einsetzen.«
    Imogen wünschte, einen Blick in den Saal riskieren und sehen zu können, wie die Männer dies aufnahmen. Sie waren hier die ausschlaggebenden Personen. Doch sie wusste, sie würden niemals akzeptieren, dass eine Frau die Dinge so energisch in die eigenen Hände nahm, selbst wenn es darum ging, das Leben eines Mannes zu retten.
    Der König wandte sich an die Versammlung. »Nun denn. Zum ersten Anklagepunkt erklärt Lady Imogen, sie habe als Oberherrin von Carrisford das Recht gehabt, sich an Lord Warbrick für dessen Verbrechen gegen sie und die Ihren zu rächen. Spricht jemand dagegen?«
    Imogen wagte zu hoffen. Mit dieser Formulierung machte Henry es unwahrscheinlich, dass Einspruch erhoben würde. Vielmehr würden die Lords und Barone das Recht eines Adeligen, in solchen Fällen eigenmächtig zu handeln, unterstützen, selbst wenn es sich um eine Frau handelte.
    Henry registrierte das Schweigen und erklärte dann: »So sei es also. Jedoch soll jedermann unsere Absicht erkennen, dass die Gerechtigkeit im ganzen Land ordentlich und gleich sei. Wenn Lord Warbrick anders gewesen wäre, als er sich gezeigt hat, wenn es irgendeinen Zweifel an seiner Schuld gegeben hätte, dann hätte ich heute klar und deutlich meine Stimme erhoben.«
    Imogen spürte Erleichterung in sich aufsteigen, was gefährlich war, weil es sie schwächte. Doch damit war der Hauptanklagepunkt sicherlich ausgeräumt.
    »Nun«, fuhr Henry fort, »müssen wir uns dem zweiten Vorwurf zuwenden. Lady Imogen leugnet nicht, ihren Gemahl, meinen Vasallen, attackiert und seine Gefangennahme veranlasst zu haben. Sie behauptet jedoch, dies sei zu seinem Besten geschehen. Ihre Rechtfertigung ist, dass sie glaubte, ihr Gemahl sei nicht imstande gewesen, seine Angelegenheiten ohne ihre Hilfe zu regeln. Trotzdem ist Lord FitzRoger geneigt, Gnade walten zu lassen und ihr nur eine leichte Strafe aufzuerlegen. In Ansehen seiner treuen Dienste für uns sind wir bereit, über jegliches Vergehen, das gegen uns verursacht worden wäre, hinwegzusehen.«
    Imogen konnte kaum atmen.
    »Aber«, fuhr der König fort, »möglicherweise geht diese Angelegenheit über seine und unsere persönliche Nachsicht hinaus? Will dazu irgendjemand etwas sagen?«
    Ein Stimmengewirr wurde laut; Imogen zuckte zusammen.
    Henry rief den Saal zur Ordnung, und die Männer traten einer nach dem anderen vor. Die Worte unterschieden sich, doch die Botschaft war immer dieselbe: Eine Frau dürfe sich nicht über ihren Gemahl hinwegsetzen, erst recht nicht über ihr und sein Leben bestimmen, nicht einmal, um den Mann zu schützen. Man könne einen Mann schließlich nicht wie ein Kleinkind von scharfen Klingen und Feuer fernhalten.
    Und, sind Frauen etwa Kleinkinder?, dachte Imogen. Aber trotzdem bewahrt ihr uns davor, unsere eigenen Fehler zu machen. Doch sie war klug genug, solche Worte nicht über ihre Lippen kommen zu lassen.
    Als alle im Saal gesprochen hatten, fragte Henry: »Spricht sich jemand in dieser Sache für Imogen von Carrisford aus?«
    Imogen konnte nicht anders; sie schaute zu FitzRoger. Aber obwohl er ihrem Blick begegnete und sich zuvor nicht gegen sie ausgesprochen hatte, ergriff er nun nicht für sie Partei. Sie schlug die Augen nieder.
    »Imogen von Carrisford«, erklärte nun der König, »Ihr seid jung und habt in letzter Zeit viel durchstehen müssen. Zuerst verlort Ihr Euren geliebten Vater, dann wurde Eure Burg geplündert. Zeugen haben uns berichtet, dass Ihr mutig und entschlossen für die Rettung Eures Zuhauses eintratet. Kurz vor Eurer Missetat wart Ihr in großer Gefahr um Leib und Leben und wart gezwungen, entgegen Eurer weiblichen Natur nicht zu fliehen, sondern zu handeln. Angesichts des Vertrauens, das Euer Gemahl in Euch setzt, gehen wir davon aus, dass die übergroße Anstrengung, zu solch unfraulichem Tun gezwungen gewesen zu sein, Euren Verstand vorübergehend beeinträchtigte. Wir erlegen Euch diese und nur diese Strafe auf: dass Ihr hier vor uns allen niederkniet und beim Heiligen Kreuz die Falschheit Eures Handelns bekennt und Euren Gemahl um Vergebung bittet.«
    Ein ernst blickender Mönch trat vor und hielt ein mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz vor Imogen.
    Sie ergriff es und sah verstört um sich. Ihr Blick traf den FitzRogers, und sie bemerkte eine kurze Veränderung seiner ansonsten ausdruckslosen Miene. Wusste er, dass
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