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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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antun?
    Imogen dankte Gott, dass in Carrisford Castle nicht mehr viele lebten, die nun unschuldig leiden mussten. Ihre beiden Freundinnen aus Kindheitstagen hatten vor kurzem geheiratet, und der Knappe und die Pagen ihres Vaters waren gestern nach der Beerdigung nach Hause zu ihren Familien aufgebrochen.
    Also blieb nur noch Tante Constance.
    Wenn sie nur im Saal gewesen wäre, als der Alarm ausgerufen wurde. Doch Politik interessierte die liebe Lady nicht im Geringsten; sie hatte sich im Garten aufgehalten. Nur der Himmel wusste, was sie in diesem Moment erlebte.
    Beim Herzen Jesu, was ging hier vor?
    Einer der Flügel der großen Tür zum Saal öffnete sich, und Sir Gilbert de Valens stolperte herein, schwankend vor Erschöpfung und von Wunden geschwächt. Er hatte keine Zeit mehr gehabt, seine Kampfmontur anzulegen; sein Kopf war voller Blut, die Tunika zerrissen und besudelt. Das Schwert hing schlaff in seiner rechten Hand, von der linken rannen in rascher Folge Tropfen hellen Blutes.
    Imogen sah es von Entsetzten gebannt. Ein Tropfen folgte auf den anderen.
    Jetzt, wo sie dem Anblick der Gewalt tatsächlich ausgesetzt war, fühlte sie sich eher betäubt als ängstlich. Vermutlich war sie in ihrem Versteck so sicher, wie sie es unter diesen Umständen nur sein konnte. Niemand außer ihrer Familie und ein paar altgedienten Hausangestellten kannte die Geheimgänge. Den Spalt, durch den sie spähte, verbarg ein an der Wand hängender Schild …
    All das hatte ihr Vater ihr beigebracht.
    Ihr Vater, der nun tot war.
    Ein Tropfen folgte auf den anderen. Die Wunde an Sir Gilberts Hand musste verbunden werden. Sie musste ihm helfen, sonst würde er am Ende noch verbluten; dabei war es doch ihre Pflicht als Lady von Carrisford, den Kranken und Verwundeten beizustehen.
    Noch während ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, wurde die halb offene Tür so heftig aufgestoßen, dass der zweite Flügel an die Wand krachte, und eine monströse Gestalt erschien im Eingang, gefolgt von einer Horde brüllender Schurken.
    Arnulf von Warbrick!
    Er war ein Hüne – groß, mächtig und schwer. Sein Kettenhemd spannte sich über dem dicken Wanst, als sei er hochschwanger, und er wankte so breitbeinig in den Raum, als könne er mit seinen baumstammartigen Gliedmaßen gar nicht anders.
    Warbrick. Der niederträchtige Warbrick, der grausame Bruder des berüchtigten Robert de Belleme …
    Als er in Samt und Satin gekommen war, in der Absicht, um Imogens Hand anzuhalten, hatte sie sich große Mühe geben müssen, über dieses Fass von einem Mann nicht laut zu lachen. Doch der Dämon, den sie nun vor sich sah, hatte nichts Amüsantes mehr an sich. Gewiss entsprach sein Ruf, eine bestialische, erbarmungslose Kreatur zu sein, vollkommen der Wahrheit.
    Und er war gekommen, um sie sich zur Frau zu nehmen.
    »Ha! Sir Gilbert!«, dröhnte er. »Wo ist sie, die hübsche Kleine?«
    »Lady Imogen ist bereits unterwegs zum König«, erklärte Sir Gilbert mit schwacher Stimme. »Lasst uns in Frieden, Lord Warbrick.«
    Warbrick trat vor den Ritter. Gilbert erhob das Schwert, doch es schwankte. Warbrick packte ihn einfach am Handgelenk, und schon hatte er ihn außer Gefecht gesetzt. »Ihr lügt. Ich lasse seit Tagen alle Straßen bewachen. Der Einzige, der sich in Richtung Osten aufgemacht hat, war der Bote, den Ihr zum König senden wolltet, damit er der Kleinen Schutz schickt!«
    Gilbert sank auf die Knie. Imogen spürte, dass ihre eigenen Beine vor Furcht nachgaben. Wenn Warbrick von diesem Boten wusste, dann hatte er ihn abgefangen. Es war also keine Hilfe unterwegs.
    Warbrick packte den alten Mann an der Gurgel. »Wo ist sie?«
    »Fort«, stieß Sir Gilbert hervor.
    » Wo! « Warbricks fettes Gesicht wurde rot vor Zorn; er schüttelte Sir Gilbert wie ein Hund eine Ratte.
    Es war lediglich ein Röcheln zu hören. Mit einem wütenden Knurren warf Warbrick den Mann beiseite. Imogen starrte in blankem Entsetzen auf den Freund und treuen Vasallen ihres Vaters. Seine Kehle war eingedrückt.
    Ein Zittern befiel sie, sie konnte es nicht unter Kontrolle bringen. Bestimmt hörten die Männer im Saal das Klappern ihrer Zähne.
    Sie konnte sich nicht bewegen.
    Sie konnte nicht nachdenken.
    Eine Frau kam auf der Flucht vor dem Terror in den Saal gerannt, doch hier erwartete sie nur noch Schlimmeres. Es war Janine, Imogens Zofe. Sie blieb stehen und versuchte dann, wieder hinauszulaufen, doch zwei Soldaten packten sie.
    Auf ein Wort von Warbrick warfen sie Janine
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