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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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hat weit mehr beschäftigt, dass du mich für meinen Anschlag auf dich verstoßen könntest.«
    Er wurde ernst. »Das würde ich nie tun, Imogen.«
    In seinen Worten war keine Wärme, und dennoch erwärmten sie Imogen. Doch auch wenn er ihr sicherlich verziehen hatte, spürte sie noch etwas auf sich zukommen …
    Imogen wurde mutig genug, sich auf das Bett zu setzen und das Kreuz beiseitezulegen, das sie wie einen Schutz gegen alles Böse an sich gedrückt hatte. »Vielen Dank dafür, dass du versucht hast, das Problem zu lösen, das ich verursacht habe.«
    »Was hätte ich sonst tun können? Du bist meine Gemahlin.« Noch immer war keine Spur von Zärtlichkeit in ihm zu erkennen.
    Sie hätte am liebsten geheult. War diese distanzierte Anteilnahme wirklich alles? Würden sie nie mehr wieder etwas erleben wie in der Höhle? Zwar waren es Stunden höchster Angst gewesen, aber doch die schönsten ihres Lebens. Auch sie blickte nun auf die Peitsche. Wenn es ihm über seinen Ärger hinweghalf, würde sie sie ihm auf Knien präsentieren.
    »Jedenfalls«, sagte er, »hast du dich mit deinem scharfen Verstand vor der schwerwiegenden Anklage gerettet.« Er stöhnte. »Lieber Gott, aber mir schlug das Herz bis zum Hals, als du Henry seine eigenen Worte vorhieltst.«
    »War das gefährlich? Ich war mir nicht sicher. Aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich hatte solche Angst.«
    »Imogen, wusstest du nicht, dass ich dich niemals wirklich leiden lassen würde?« Es klang beinahe, als sei er gekränkt.
    »Natürlich wusste ich das«, versicherte sie ihm. »Das war es, wovor ich Angst hatte.«
    Er sprang erregt auf. »Bei der Heiligen Hostie, Ginger! Hast du es denn noch immer nicht kapiert? Man erwartet von dir nicht, mich zu schützen, sondern ich habe dich zu beschützen!«
    Dass er sie bei diesem speziellen Namen nannte, brachte ihr Herz zum Überlaufen. »Ich kann nichts dafür, FitzRoger. Ich liebe dich einfach.«
    Er hielt abrupt inne, als habe sie ihn erneut mit einem Stein am Kopf getroffen.
    »Sag mir eines«, bat sie ihn halblaut, und er blickte auf, die Augen verschleiert und unergründlich. »Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte dich gegen Warbrick kämpfen lassen?«
    »Mach keinen Fehler, Imogen. Wenn ich während meines ersten Zorns deiner habhaft geworden wäre, hättest du für dein Tun schwer gelitten.«
    »Du hast mir geraten, mich während deines ersten Zorns stets von dir fernzuhalten.«
    Er schüttelte wütend den Kopf. »Bist du dir im Klaren darüber, dass die meisten dieser Männer hoffen, dass ich dich grün und blau schlage?«
    »Ja. Ich bin mir aber auch im Klaren darüber, dass du meiner Frage ausweichst.«
    Wieder schüttelte er den Kopf, aber er antwortete. »Nein. In diesem Augenblick wäre es mir nicht lieber gewesen, wenn du mich gegen Warbrick hättest antreten lassen.«
    Noch ehe sie dazu Stellung nehmen konnte, fügte er hinzu: »Aber tu so etwas nie wieder.«
    »Das ergibt nicht viel Sinn.«
    »Vielleicht nicht. Aber von jetzt an wirst du dich korrekt benehmen, deinem Geschlecht und deiner Stellung angemessen.«
    Imogen seufzte. »Dann solltest du mich besser in ein Kloster schicken. Ich bin zu der Auffassung gelangt, dass ich keine duckmäuserische, gehorsame Frau mehr sein kann. Es ist, als sei etwas zerbrochen und könne nie mehr repariert werden.«
    Er stieß ein hartes Lachen aus, und sie starrte ihn an. »Ich versuche, mich daran zu erinnern«, meinte er, »wann du eine duckmäuserische, gehorsame Frau warst, Imogen.«
    »Das war ich, bevor alles anfing«, versicherte sie ihm ernst. »Bevor ich dich kennenlernte.« Es kam ihr beinahe erstaunlich vor, dass es einmal eine Zeit gegeben hatte, in der sie ihn nicht gekannt hatte.
    »Warst du das? Dann hat dich dein Vater besser im Griff gehabt als ich.« Wieder begann er, im Zimmer auf und ab zu gehen, und er stieß die Peitsche mit dem Fuß beiseite. »Meinst du«, fragte er schließlich, »du könntest diese Rolle wenigstens spielen – ausgenommen in sehr bedrohlichen Situationen, in denen du meinst, mein Leben retten zu müssen?«
    Die Schärfe in seinem Ton ließ sie zusammenzucken, doch sie nickte. »Ja. Ich verspreche es.«
    »In der Öffentlichkeit«, fügte er hinzu.
    »Natürlich«, sagte sie verwirrt.
    Jetzt lächelte er, und endlich war es ein echtes Lächeln. »Denn privat gefällt mir meine allzu ehrliche Amazone ziemlich gut.«
    Imogen spürte Tränen des Glücks in sich aufsteigen und verbarg sie nicht.
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