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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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nicht auf eigene Faust gegen ihn bestehen, also setzte ich meine Truppen ein, was rechtens ist.«
    »Nicht Eure Truppen, Lady Imogen. Die Eures Gemahls!«
    Imogen versuchte gerade, sich eine Erwiderung zurechtzulegen, als FitzRoger das Wort ergriff. »Mit Eurer Erlaubnis, Sire, das ist nicht ganz korrekt. Durch den in diesem Saal abgeschlossenen Ehevertrag behält meine Gemahlin die Oberhoheit über Carrisford bei, und diese Männer waren von Carrisford.«
    Wieder entstand Unruhe im Saal, aber wirkliche Empörung wurde nicht laut. Konnte es sein, fragte sich Imogen, dass FitzRoger für sie Partei ergriff? Sie wagte es nicht, ihn anzusehen.
    »Also«, erklärte Henry und pochte mit der edelsteingeschmückten Faust auf den Tisch, »also ist die Frage, ob Imogen von Carrisford als Herrin dieser Burg das Recht zustand, Lord Warbrick im Schnellverfahren zu verurteilen, oder ob sie ihn hätte festsetzen und vor Gericht bringen sollen.«
    Imogen hoffte, die beiden Männer würden diese Frage unter sich ausdiskutieren, doch dem war offenbar nicht so, denn Henry fuhr sie an: »Nun, Weib?«
    »Mylord FitzRoger dachte, eine Verurteilung im Schnellverfahren sei sein Recht, Eure Majestät, und ich dachte das ebenfalls.«
    Nun erhoben sich laute Stimmen und äußerten Unmut. Imogen glaubte allmählich, dass Father Wulfgan recht gehabt hatte: FitzRoger würde sie öffentlich züchtigen müssen, um diese Sache unbeschadet zu überstehen. Und in Anbetracht der Lage bedeutete das für sie dann wohl sogar, glimpflich davonzukommen.
    »Euer Gemahl hätte Lord Warbrick einen fairen Kampf angeboten«, hielt Henry ihr entgegen. »Ihr hingegen gabt Eurem Feind keine Chance.«
    »Wäre mein Gemahl nicht verwundet gewesen, Sire«, erklärte Imogen stolz, »dann hätte Lord Warbrick gegen ihn ebenso wenig eine Chance gehabt.« Zu spät erkannte sie, dass eine solch beherzte Erwiderung unklug war.
    Henry blickte ihr aufgebracht ins Gesicht. »Seid Ihr Euch nicht darüber im Klaren, Weib, dass ein Zweikampf durch die Hand Gottes entschieden wird? Der Schwächste im Land kann gegen den Stärksten obsiegen, wenn Gott auf seiner Seite steht!«
    Es war, als würde sich eine Tür zum Licht der Sonne öffnen; sie war so verlockend, dass Imogen fast zögerte, sie zu durchschreiten. Sie atmete tief durch. »Dann, Sire, war Gott gewiss auf meiner Seite.«
    Wieder ging ein Raunen durch den Saal, doch es klang weniger feindselig. Imogen meinte sogar, ein Kichern zu hören, war sich jedoch nicht ganz sicher. Ihr kam der Gedanke, dass keiner der Barone ihr das Recht absprechen konnte, ihre Feinde zu bestrafen, ohne sein eigenes Recht diesbezüglich zu schwächen. In dieser Sache würden die Männer also wohl eher dazu neigen, ihre Partei zu ergreifen als die des Königs.
    Imogen sah in Henrys Augen etwas blitzen – war es Zorn oder Bewunderung? Der Ernst der Situation machte sie fast schwindlig. Vielleicht würde sie doch noch vor versammeltem Saal ohnmächtig werden, und das auch noch ganz und gar unfreiwillig.
    Wieder trommelte der König ungehalten mit den Fingern auf dem Tisch. »Eure Rede ist zu klug, Imogen von Carrisford; hütet Eure Zunge. Nun sagt mir, könnt Ihr Euch auch aus dem Vorwurf herausreden, dass Ihr Euren Gemahl angegriffen habt?«
    Heißt das, ich habe mich, was den ersten Anklagepunkt angeht, herausgeredet?, dachte Imogen verwirrt.
    »Nun?«, fragte der König.
    Imogen versuchte es, doch sie fand keine klugen Worte. »Ich dachte, er würde sterben«, sagte sie nur.
    Ein betretenes Schweigen entstand im Raum.
    Henry lehnte sich zurück. »Ihr dachtet, Lord FitzRoger sei nicht in der Lage, Lord Warbrick zu besiegen? Eben habt Ihr noch etwas anderes gesagt.«
    Sie warf einen raschen Blick auf FitzRoger, doch dessen Miene war unverändert, die Maske vollkommen. Sie senkte den Kopf. »Ich dachte, er hätte das Ausmaß seiner Verwundung falsch eingeschätzt, Sire.« Sie wusste, dass solche Worte nicht zu ihrer Verteidigung angetan waren, und wartete ihr Urteil ab.
    Der König überraschte sie. Er wandte sich an ihren Gemahl. »Mylord FitzRoger, hat Eure Gemahlin recht? Glaubt Ihr, Warbrick hätte Euch in diesem Zweikampf getötet?«
    »Ich legte mein Schicksal wie immer in Gottes Hand, Sire«, antwortete FitzRoger.
    Imogen riskierte einen Blick auf ihn. Er wirkte nach wie vor hart wie Eisen.
    »Rückblickend betrachtet«, beharrte der König gereizt, »glaubt Ihr, Eure Wunden hätten einen Sieg durch Eure Fertigkeit allein unwahrscheinlich
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