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Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Titel: Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
Autoren: Lisa Marie Rice
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    Samstag, 12. Dezember, Mitternacht
    Warehouse
    Portland, Oregon
    Sie sah aus wie eine Prinzessin, die sich im Wald verlaufen hatte und den Rückweg zum Schloss suchte.
    Was machte so eine im
Warehouse
?
    Lieutenant Tyler »Bud« Morrison vom Morddezernat Portland kippte widerwillig sein Bier und schaute wieder nach rechts zu der jungen Frau, die er schon den ganzen Abend beobachtete.
    Sie saß seitlich zu ihm auf der anderen Seite der hufeisenförmigen Theke, sah den Leuten beim Tanzen zu und unterhielt sich mit einer Freundin mit wilden roten Haaren.
    Von der hatte sich Bud schon ein Bild gemacht. Er observierte sie bereits die dritte Nacht. Im
Warehouse
, dem zügellosesten Tanzschuppen von Portland, verkehrte eine Mischung aus trendigen Unternehmertypen und Leuten aus der Unterschicht, die jeweils die Gegenwart des anderen Milieus genossen, auf der Tanzfläche abhoben und in den Toiletten high wurden. Die Freundin der Prinzessin arbeitete in einem Bürohochhaus und kam ins
Warehouse
, um Stress abzubauen und Spaß zu haben.
    Er kannte die Sorte, und die Prinzessin gehörte nicht dazu. Sie gehörte ganz woandershin.
    Bud gehörte auch woandershin, aber er war dienstlich hier. In seiner Abteilung war er für internationale Verbrecherorganisationen zuständig. Und für Mord. Das war eine interessante, mitunter brisante Kombination.
    Er war im
Warehouse
, weil er auf Jewgeni Belusow wartete, einen Informanten, der sich bisher nicht blicken ließ. Belusow war der Schwager von Wiktor Kusin, dem angeblichen Kopf der sibirischen Mafia. Die hatte sich nach Portland verlegt und baute ihr Geschäft an der Westküste auf. Belusows Schwester Tatjana, die Frau Kusins, war vor einer Woche mit etlichen Blutergüssen im Portland General Hospital gelandet. Auf eine Eingebung hin hatte Bud sich bei allen Kliniken im Umkreis von hundert Meilen die Patientenanmeldungen angesehen und war auf eine Russin gestoßen, auf die Tatjanas Beschreibung passte und die mehrfach wegen Verletzungen behandelt worden war. Kusin war nicht nur eine große Nummer im internationalen Verbrechen, sondern offenbar auch groß darin, seine Frau zu schlagen.
    Belusow hatte zugesagt, Informationen über Wiktor Kusin und seine amerikanische Sturmspitze Paul Carson zu verraten, wenn er und seine Schwester dafür ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen würden. Treffpunkt für die Verhandlungen hatte das
Warehouse
sein sollen, wo niemand auf sie achten würde.
    Bud hatte seit Jahren nicht mehr verdeckt ermittelt, die Sache aber übernommen, weil Kusin im Verdacht stand, drei Informanten ermordet zu haben. Kusin und Carson, der Aufräumer der russischen Mafia an der Westküste, standen ganz oben auf seiner Liste von Drecksäcken, die er schnappen wollte.
    Auf den Namen Carson war er zum ersten Mal in Verbindung mit dem Tod einer Prostituierten in Beaverton gestoßen. Sie war in einem fensterlosen Raum mit zugenagelter Tür verhungert. Auf dem Rücken hatte sie Peitschenstriemen gehabt, einige davon waren Jahre alt, wie der Gerichtsmediziner sagte. Sie hatte sich kurz vor dem Tod mit einem rostigen Nagel den Namen Paul Carson in den Arm geritzt.
    Bud stattete Carson daraufhin im Büro seines Penthouses im vierzigsten Stock einen Besuch ab und war danach von dessen Schuld überzeugt, ohne den kleinsten Beweis in der Hand zu haben. Der Wille, Kusin und Carson zu kassieren, trieb ihn morgens aus dem Bett und ließ ihn drei Nächte bei mieser, lauter Musik und verwässertem Bier verbringen. Ein kleines Opfer, wenn man zwei sehr große Fische an Land ziehen wollte.
    Doch Belusow war noch nicht aufgekreuzt.
    Na ja, das war durchaus verständlich. Kusin zu verpfeifen war gefährlich. Der hatte die Angewohnheit, Verräter an einem Fleischerhaken aufzuhängen und zuzusehen, wie sie verbluteten. Belusow kauerte jetzt entweder in einem Versteck oder hing an einem Haken. Jedenfalls kam er nicht. Nicht in dieser Nacht. Vielleicht gar nicht mehr.
    Es war Zeit zu gehen.
    Bud hatte im Kofferraum eine gepackte Reisetasche. Er würde übers Wochenende ans Meer fahren, nach Astoria vielleicht. Sich in einem Motel einquartieren. Sex haben. Wahrscheinlich mit der Kellnerin aus dem Diner, das er an einem Wochenende entdeckt hatte. Nancy. Nancy … Soundso.
    Nette Frau, heiß im Bett, hatte aber nicht viel auf dem Kasten. Zum Glück wollte sie selten reden. Dreimal waren sie bisher zusammen gewesen und hatten gerammelt wie die Kaninchen, nur zwischendurch mal was gegessen, um die
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