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Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Titel: Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
Autoren: Lisa Marie Rice
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die Schwellung nachgelassen hat, ist es super. Macht die Typen verrückt. Und mich auch. Du solltest das auch mal versuchen, Claire. Du hast nicht mal Löcher in den Ohrläppchen. Piercings sind so sexy.«
    Claire war es gewohnt, Gefühle hinter einer höflichen Miene zu verbergen, und ihr Gesicht glättete sich, während sie ein nichtssagendes Lächeln aufsetzte.
    In ihrem Leben hatte es eine Zeit gegeben, wo sie am Tag fünfzig Spritzen bekam, und jede einzelne hatte wehgetan. Sie würde jedem den Arm brechen, der mit einer Kanüle auf zwei Schritte an sie herankam.
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte sie unverbindlich und beobachtete weiter die Leute.
    Es gab sehr viel merkwürdiges Benehmen zu sehen, das faszinierend, mitunter sogar verstörend war. Die Männer und Frauen schienen allesamt die Paarungsrituale auszulassen und sofort dazu überzugehen, Sex zu simulieren. Einige beließen es nicht mal beim Simulieren.
    Am Rand der Grube fiel ihr ein Pärchen auf. Die Stroboskope an der Decke tauchten die beiden in flackerndes Licht. Den Unterleib aneinanderpresst, bewegten sie sich im Takt der Musik. Der Frau rutschte der Rock hoch und entblößte eine nackte Hüfte. Bestimmt trug sie – wie hieß das noch? – einen Stringtanga, sodass man … nein …
gütiger Himmel!
    Claire wollte nicht hinstarren und wurde rot, während sie wegsah. Aber sie hatte es gesehen. Die Frau war unter dem Rock nackt, und die rotierenden Bewegungen waren … sie
– du meine Güte! –
sie liebten sich tatsächlich. Hatten Sex, korrigierte Claire sich. Auf der Tanzfläche!
    Durch ihre lange Krankheit war sie in einer sexfreien Welt eingeschlossen gewesen. Womit andere aufwuchsen, hatte sie verpasst: die Kleinmädchen-Flirts mit harmlosen Jungen, die noch weiche Züge und keinen Bart hatten, die ersten Küsse auf die geschlossenen Lippen, das Händchenhalten im Kino, die Knutscherei auf dem Familiensofa, das erste schüchterne Petting mit einem Jungen, der genauso atemlos und ängstlich war wie man selbst. Jetzt war es, als ob all diese Schritte auf dem Weg zur erwachsenen Frau sich im Dunst von Hormonen und Schweiß bei wilder Musik auf einen Abend konzentrierten.
    Das war ein bisschen überwältigend, aber sie hatte es so gewollt. Dafür hatte sie ihren Job als Bibliothekarin der Familienstiftung aufgegeben. Um so etwas zu erleben, hatte sie mit ihrem Vater gestritten. Das war Leben. Das war es, wofür sie so verbissen gekämpft hatte.
    Offiziell war sie gesund. Sie hatte es geschafft. Sie hatte überlebt. Sie würde nie wieder krank sein, das fühlte sie. Das Leben strömte durch ihre Adern, kribbelte in den Fingerspitzen. Heute Abend sah sie zum ersten Mal seit Jahren einen Weg vor sich, etwas anderes als trostlose Tage mit Schmerzen und einsame, angstvolle Nächte. Sie hatte vor, die verlorene Zeit wettzumachen und jede Sekunde des Lebens auszukosten.
    Heute war sie aus dem Elternhaus ausgezogen, weg von ihrem überbehütenden Vater. Heute wollte sie anfangen, sich die gestohlenen Jahre zurückzuholen.
    Mr Haarlos wand sich gerade mit seinem dünnen Oberkörper zwischen den Leuten hindurch in ihre und Lucys Richtung, die Augen halb zugekniffen, der Bauch flach, beinahe eingefallen. Die Musik wechselte zu Hip-Hop und wurde noch lauter. Er schlang den Arm um Lucys Nacken.
    »Hey, Baby«, säuselte er auf der Stelle tanzend und massierte ihren Nacken. »Willste vögeln?« Claire hätte das bei der lauten Musik nicht gehört, doch gerade in dem Moment wechselte der DJ die Platte, und so verstand sie es deutlich.
    Empört machte sie den Mund auf, um dem schrägen Kerl zu sagen, er solle verschwinden, als Lucy auflachte. Sie rieb sich an seiner Brust. »Das haben wir schon getan, Schätzchen. Vor zwei Wochen, weißt du noch? Wenn du nett fragst, bin ich vielleicht zu einer neuen Runde bereit, aber lass uns zuerst tanzen.«
    Die Musik setzte wieder ein, und Lucy und ihr Verehrer zogen ab zur Tanzfläche, in die sogenannte Grube.
Das passt
, dachte Claire. Der Boden lag mindestens drei Meter unterhalb der Barebene. Die Lichtblitze machten nur einzelne Gliedmaßen erkennbar. Die Gesichter der Leute, die dicht an dicht tanzten, blieben undeutlich. Arme wanden sich über den Köpfen, sodass man unwillkürlich an eine Schlangengrube dachte.
    Lucy und Mr Haarlos waren schon nicht mehr zu sehen. Die Grube war enorm groß. Wenn Claire mit Lucy sprechen wollte, müsste sie durch das Gewimmel hindurch.
    »Lust zu …?«, rief ihr ein Mann
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