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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft
Autoren: Jo Beverley
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seid von Schlechtigkeit durchdrungen«, murmelte er. »Wie könnt Ihr nur so unempfänglich für Eure Pflicht Eurem Lord und Gott gegenüber sein? Das habe ich ihm gesagt«, erklärte er. »Ich habe ihm wieder und wieder erklärt, dass er Euch in aller Öffentlichkeit streng züchtigen muss, sowohl, um seine Ehre wiederherzustellen, als auch, um Eure sündige Seele zu retten.«
    Imogen schluckte, doch sie entgegnete tapfer: »Die Ehre meines Gemahls steht außer Zweifel.«
    »Er macht sich zum Gespött, wenn er Euch nicht bestraft!«
    »Es ist also allgemein bekannt?«
    »Könnte es anders sein?«
    Wahrscheinlich nicht, vermutete Imogen. Dennoch trug sie stolz den Kopf hoch. »FitzRoger könnte nie zum Gespött werden, was immer er auch tut.«
    Wulfgan starrte sie entgeistert an. »Ihr seid in tiefer Sünde.«
    »Bin ich das?«, fragte Imogen. »Und was ist mit Euch, nachdem Ihr Euch auf Lancasters Seite gestellt habt?«
    »Lancaster?«, fragte Wulfgan. »Ich habe den Grafen von Anfang an für den Besseren gehalten. Aber was hat das damit zu tun?« Doch zum ersten Mal wirkte er verunsichert.
    Imogen erkannte, dass FitzRoger es offenbar geschafft hatte, die verruchte Tat des Grafen zu verheimlichen. Es waren zwar einige unter Warbricks Männern, die sie preisgeben konnten, aber zweifellos hatte FitzRoger sich auch um sie gekümmert.
    Auf welche Weise?
    Waren sie tot?
    Sich jetzt darüber Gedanken zu machen war nutzlos.
    Sie verbarg ihren Irrtum. »Ihr habt den Grafen gegen meinen gottgegebenen Gemahl unterstützt.«
    Wulfgans flammender Blick wurde unschlüssig. »Er war der Gottesfürchtigere.«
    Imogen nutzte ihren Vorteil aus. »Aber ich war meinem Gemahl verpflichtet.«
    Eine unkluge Bemerkung. Wulfgan war wieder auf festem Grund. »Ja, und dennoch habt Ihr ihn heimtückisch angegriffen! Wohin soll das führen, wenn eine Frau ihren Lord angreifen kann? Warum sollten dann andere nicht auch die Hand gegen den erheben, der über ihnen steht?«
    »Ich habe gesagt, ich bin bereit, Buße zu tun.« Gewiss freute sie sich nicht darauf, gezüchtigt zu werden, aber sie konnte eine gewisse Gerechtigkeit darin erkennen, und wenn sie dadurch auch noch von ihren Sünden befreit wurde, dann sollte ihr das nur recht sein. »Seid Ihr gekommen, um mich nach Carrisford zu bringen, Father?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    Wulfgan war überrascht. »Ich? Nein. Ich habe Lord FitzRoger einmal mehr meine Ansichten dargelegt, und daraufhin meinte er, es wäre zweckmäßiger, wenn ich der Sünderin predigte, und schickte mich hierher.«
    Imogens Lippen zuckten. Sie konnte sich die Szene fast vorstellen. Also kein Bote, dachte sie traurig, sondern praktisch eine Strafe. Aber sie sah in dieser Geste FitzRogers auch einen Funken Humor, und das gab ihr Hoffnung.
    »Was macht FitzRoger zurzeit?«, fragte sie den Priester.
    »Was jeder Mann seines Stands tut. Die Verwaltung der Burg macht Mühe, und er trainiert mit seinen Männern. Ich nehme an«, räumte er mürrisch ein, »es ist die Pflicht eines solchen Mannes, seinen Körper auszubilden, so wie ich meinen Geist schule.«
    »Die Pflicht eines Paladins«, sagte Imogen leise und zuckte die Achseln. »Father, Ihr seid hier willkommen, aber ich vermute, im Kloster Grimstead hättet Ihr bessere Möglichkeiten, Euren Geist zu schulen.«
    Zu ihrem Erstaunen nickte Wulfgan. »Da mögt Ihr recht haben. Ich fürchte, Ihr seid meiner Obhut nun entwachsen, Tochter. Ich bange um Euch, aber ich kann meiner Seele nicht erlauben, durch Eure in Gefahr zu kommen. Ich gestehe außerdem, dass ich, indem ich dem Grafen von Lancaster Gehör schenkte, womöglich von weltlichen Dingen versucht wurde. Deshalb werde ich eine Einsiedlerklause an der Klostermauer aufschlagen und dort den Rest meiner Tage in Buße verbringen.«
    »Gut«, pflichtete Imogen bei, Erstaunen und Erleichterung verbergend, und fügte hoffnungsvoll hinzu: »Vielleicht wollt Ihr gleich jetzt dorthin gehen?«
    Er nickte und schlug ein Kreuzzeichen. »Gott lenke Eure Schritte, Tochter, wenngleich ich fürchte, dass Ihr verloren seid.«
    Imogen begleitete ihn noch bis zur Straße nach Grimstead. Sie fragte sich, ob ein derart leichter Sieg bei FitzRoger etwas galt.
    Dann suchte sie Renald auf. »Wenn der nächste Bote Cleeve verlässt, Renald, dann soll er auf jeden Fall in Carrisford bekannt machen, dass Father Wulfgan nach Grimstead gegangen ist, um dort künftig als Einsiedler zu leben.« Sie konnte ein schelmisches Lächeln dabei nicht
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