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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Autoren: S. Pavlovic
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müssen.”
    „Na gut.” Daniel schluckt an seinem schlechten Gewissen. „Dann danke.”
    Die hochgekrempelten Hosenbeine der neuen Jeans verschwinden ohnehin unter dem Tisch mit der blütenweißen Tischdecke, denn Mick macht keine halben Sachen und so ist das Nobelrestaurant auf der Dachterrasse gerade gut genug für ein vorgezogenes Abendessen.
    Die Speisekarte besteht zur Hälfte aus Dingen, die Daniel nicht mal aussprechen kann und zur Gänze aus Dingen, die er niemals selbst bezahlen könnte.
    „Wir lassen es aufs Zimmer buchen”, sagt Mick. „Gar kein Problem. Das machen die immer so.“
    Daniel findet es erstaunlich, dass man ein Steak und Kartoffeln und eine Salatschüssel bekommt, einfach indem man die Zimmernummer angibt. Es fühlt sich an, als wäre alles umsonst, aber selbstverständlich zahlt jemand dafür, denn geschenkt bekommt man im Leben nichts.
    „Meine Eltern“, sagt Mick achselzuckend. „Keine Sorge. Die merken das nicht mal.”
    Mick bestellt Weißwein und Daniel wäscht mit einem großen, kühlen Schluck sein Unbehagen hinunter.
    Irgendwann wird diese Seifenblase platzen.
    Trotz aller demonstrativen Unbekümmertheit scheint auch Mick die Zerbrechlichkeit der Idylle zu spüren, denn er verliert keine Zeit. Nach dem Essen will er schwimmen gehen und Daniel, der nichts dagegen hat, Mick in seiner neuen Badehose zu sehen, folgt bereitwillig.
    Mal sehen, wie viel in diese Seifenblase noch hineinpasst.
    In weiße, flauschige Hotelbademäntel gehüllt fahren sie ins oberste Stockwerk. Mick zeigt einer freundlichen Blondine seinen Zimmerschlüssel und wird im Gegenzug mit Handtüchern versorgt. Durch einen langen Gang gehen sie nach hinten zum Schwimmbad.
    Der tiefblaue Wasserspiegel liegt völlig unberührt vor ihnen. Jenseits der Panoramafenster räkelt sich die Hauptstadt in der warmen Abendsonne. Von ferne schimmert die Kuppel des Reichstages. Die Fliesen unter Daniels nackten Füßen sind warm. Von irgendwo tröpfelt sanfte Musik auf sie herunter.
    „Wow“, sagt Daniel.
    „Hab ich dir zu viel versprochen?“, sagt Mick so stolz, als hätte er das Schwimmbad selbst erbaut.
    Daniel sieht zu, wie Mick sich den Bademantel von den Schultern gleiten lässt. Der flauschige Stoff sinkt in einer dicken Wolke zu seinen Füßen zusammen. Mick steigt heraus und lässt sich sachte ins Wasser gleiten. Es plätschert nur ganz leise und Daniel beobachtet, wie kleine Wellen gemächlich durch den Pool wandern und die glatte, spiegelnde Oberfläche in unzählige glitzernde Lichtfunken auflösen.
    „Komm zu mir.“ Mick streckt die Hand nach Daniel aus. Seine Haut schimmert silbrig unter Wasser. Ein halb vergessener Traum kitzelt den Rand von Daniels Bewusstsein. Vorsichtig steigt er ins warme Wasser, stößt sich vom Rand ab und bekommt Mick zu fassen. Mick lächelt und wischt sich Haare aus den Augen.
    „Wusstest du, dass fliegende Fische eigentlich gar nicht fliegen können?“, fragt Daniel.
    „Nein“, sagt Mick erstaunt. „Warum heißen sie dann so?“
    „Weil sie es einfach tun. Sie springen aus dem Wasser raus und flattern mit ihren Flossen und sehen sich die Sonne und den Himmel an. Und es funktioniert. Ich meine, sie können nicht fliegen, aber sie tun es einfach.“
    „Cool“, sagt Mick.
    „Ja“, sagt Daniel und küsst ihm ein Lächeln ins Gesicht.
    Nach dem Schwimmen wickeln sie sich in die Bademäntel und teilen sich einen der Liegestühle und endlich ist Mick ruhig genug, um an Daniels Schulter einzuschlafen, während die Sonne als großer, sanfter Lichtball hinter dem Reichstag untergeht.
    Später, zurück in ihrem Zimmer, holt Daniel Desinfektionsmittel und Verbandszeug aus der Tüte vom Drogeriemarkt und dirigiert Mick aufs Bett. Mit behutsamen Händen löst er die schmuddeligen, aufgeweichten Pflaster von Micks Armen, während Mick sein Bestes versucht, sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen. Daniel packt sterile Tupfer aus ihrer Plastikhülle, tränkt sie mit Desinfektionsmittel und betupft die Schnitte und Kratzer, die zum Teil schon einigermaßen verheilt, zum Teil aber auch noch ganz frisch sind. Mick schaut überall hin, aber nicht auf seine Arme.
    „Spellbound wird sich auflösen“, sagt Mick plötzlich in die Stille.
    Pause.
    „Was?“, sagt Daniel entgeistert.
    „Ja. Gestern war unser letztes Konzert. Und unser bestes.“
    „Aber warum?“
    Mick zieht die Schultern hoch.
    „Ich weiß nicht. Der Spirit ist nicht mehr der gleiche wie früher. Die machen alle
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