Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Autoren: S. Pavlovic
Vom Netzwerk:
Immerhin ist die Autobahn leer.
    Kurz vor Leipzig ist der letzte Schokoriegel verputzt, der letzte abgestandene Limonadenrest ausgetrunken und es stellt sich die Frage nach einem richtigen Frühstück. Mick fährt auf einen Rasthof und der dort angeschlossene Hamburgertempel hat tatsächlich schon offen. Daniel ist nicht sicher, ob er Hamburger um sechs Uhr morgens für eine gute Idee hält, aber er sieht auch den Mangel an Alternativen. Immerhin gibt es Kaffee und fließend warmes Wasser für eine Katzenwäsche.
    Mick verbreitet immer noch sprühende Energie. Er flirtet mit der Kassiererin, bestellt mehr Fast Food, als zwei vernünftige Jungs verdrücken können und füttert Daniel mit Pommes, die er zuvor in Kaffee getaucht hat.
    In den wenigen Augenblicken der Stille, die sich einstellen, während Mick isst, versucht Daniel, in diesem merkwürdigen Kapitel seines Lebens anzukommen. Samstagmorgen, kurz vor sechs und er sitzt mit Mick in einem Rasthof bei Leipzig, frühstückt Pommes und Kaffee und ist auf dem Weg nach Berlin, ohne zu wissen, was ihn dort erwartet. Mit einem Auto, das tatsächlich eher geklaut als geliehen ist.
    Er fragt sich, ob Micks Eltern das Auto schon als gestohlen gemeldet haben. So, wie Mick drauf ist, liefert er sich auch eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, wenn es sein muss.
    Beunruhigender Gedanke, aber um auszusteigen, ist es wohl zu spät.
    Mick sieht von seinem Frühstück auf und strahlt ihn wortlos an, als hätte er einen Schatten der trüben Gedanken bemerkt. Daniel rutscht über die billigen roten Plastiksitze zu ihm hinüber und küsst ihm eine Spur Ketchup aus dem Mundwinkel.
    Vielleicht ist es verboten, was sie tun und es wird bestimmt einen Haufen Ärger geben, aber sie tun es gemeinsam und sie werden es bis an ihr Lebensende nicht vergessen.
    Und das ist jeden Ärger wert.
    Die letzte Pommes klemmt Mick sich zwischen die Zähne und teilt sie brüderlich mit Daniel, dann küssen sie sich gründlich das Salz von den Lippen.
     
    ***
     
    Berlin ist riesig. Daniel ist zum ersten Mal in der Hauptstadt und fühlt sich, als wäre er von einem Monster aus Blech und Asphalt verschlungen worden. Mick hingegen steuert das Auto ungerührt durch die überfüllten, sechsspurigen Eingeweide, über Brücken und vorbei an Häusern, die den Himmel verdecken.
    Daniel fragt sich, ob das ein Hauptstadtsyndrom ist: dass alles ein paar Nummern größer sein muss.
    „Wohin fahren wir eigentlich?“, erkundigt er sich schließlich.
    „Keine Ahnung.“ Stirnrunzelnd hupt Mick einen gelben Corsa an.
    „Schön. Da wollte ich schon immer mal hin.“
    Mick grinst flüchtig und zieht das Auto, ohne zu blinken, quer über drei Spuren in eine Seitenstraße. Das Hupkonzert hinter ihm quittiert er mit einer rüden Handbewegung.
    Auf einem freien Seitenstreifen hält er an und schaltet den Motor aus.
    „Wir sollten anfangen, unsere Spuren zu verwischen“, sagt er.
    „Wie bitte?“, sagt Daniel.
    „Wenn meine Eltern das Auto als gestohlen gemeldet haben, dann wird die Polizei es suchen“, erklärt Mick. „Und wenn sie es finden, will ich nicht mehr drinsitzen. Deshalb sollten wir mit der U-Bahn weiterfahren.“
    „Können wir erst mal klären, wohin?“
    „Ich habe eine ungefähre Idee.“
    „Schön. Und die wäre …?“
    Mick grinst und zwinkert ihm zu. Daniel denkt, dass ihn das Blitzen seiner Augen im höchsten Maße beunruhigen sollte, aber der vernünftige, rationale Daniel ist sowieso kaum mehr als eine schemenhafte Erinnerung.
    „Lass dich überraschen“, sagt Mick.
    „Wieso wusste ich, dass du das sagen würdest?“, sagt Daniel.
    „Komm.“ Mick greift nach hinten zu seiner Gitarre. „Hauen wir ab.“
    Die Fahrt mit der U-Bahn gleicht einer Odyssee. Nach längerem Studium der Fahrkartenautomaten hat Daniel zwei Tageskarten gelöst, obwohl Mick am liebsten schwarzfahren wollte, aber Daniel sieht keinen Sinn darin, sich den Trip zu versauen, indem man beim Schwarzfahren erwischt wird.
    Die U-Bahnhöfe sind riesig. Ein unterirdischer Wind bringt Leben in die Zeitung von gestern und transportiert einen eigenartigen, staubig-metallischen Geruch. Mick wirft sich auf eine Wartebank und streckt die langen Beine von sich. Seine Jeans sind unter dem Knie zerrissen und Daniel kämpft mit dem Bedürfnis, seine Finger auf das Stückchen Haut zu legen, das durch den Riss sichtbar wird. Zum ersten Mal sieht Mick ein bisschen blass und müde aus, sein Lächeln ist schief und hat an Strahlkraft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher