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Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)

Titel: Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Autoren: S. Pavlovic
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eingebüßt. Daniel setzt sich neben ihn und krault ihn so lange im Nacken, bis Mick den Kopf an Daniels Schulter legt und die Augen schließt.
    Diese Stadt verschluckt sie beide, macht sie zu namenlosen Gesichtern, reiht sie ein in das Heer derer, die aus dem Rahmen fallen.
    Man könnte sich beinahe selbst begegnen, in dieser Stadt.
    Die U-Bahn kommt. Daniel nimmt Mick an der Hand, greift mit der anderen nach der Gitarre und zieht beide ins Innere, gerade bevor die Türen sich wieder schließen. Er drückt Mick auf einen Sitz und gibt ihm die Gitarre in die Hand, eigentlich nur, um sich im Stehen vernünftig festhalten zu können, aber Gitarrespielen scheint in Micks Reflexen verankert zu sein und so beginnt er automatisch, Akkorde zu greifen. Zuerst summt er die Singstimme nur, aber zum Refrain hat er die Worte gefunden und singt sie leise.
    „If you need to crash and burn, you’re not alone.”
    Daniel findet es auffällig, dass Mick die harten Sachen hört und offensichtlich verehrt, aber immer die soften aussucht, wenn es ums Spielen geht.
    Als das Lied zu Ende ist, klatschen einige Leute im Abteil Beifall. Mick sieht auf und lächelt überrascht – als hätte er seine lärmende, rüttelnde, bremsenkreischende Umgebung völlig vergessen.
    Dann ist Micks Blues auch schon wieder vorbei. Er steht auf und studiert den Fahrplan an der Wand und fällt in einer Kurve gegen Daniel, an dem er sich lachend festklammert und Daniel kann sich nicht entscheiden, wen er mehr liebt, den glücklichen, kindischen Mick oder den nachdenklichen, melancholischen. Aber vielleicht stellt sich die Frage auch gar nicht, denn vielleicht ist Mick einer, der immer alles gleichzeitig ist.
     
    ***
     
    „Du willst hier aber nicht einchecken?“
    Daniel schaut an dem riesigen, futuristischen Hochhaus hinauf, an dem in geschätzten sechsundfünfzig Stockwerken Höhe der Schriftzug einer noblen Hotelkette prangt.
    „Na, aber doch“, sagt Mick. „Glaubst du, ich gurke so lange mit der U-Bahn rum, damit ich es dann von außen sehe?“
    „Weißt du, was hier eine Nacht kostet?“
    „Nö.“
    Daniel starrt Mick an. Mick grinst und holt das problemlösende Plastikkärtchen aus der Hosentasche.
    „Ist auch egal.“ Er wedelt mit der Kreditkarte vor Daniels Gesicht herum. „Die haben einen Swimmingpool im Dachgeschoss. Das musst du gesehen haben.“
    „Das heißt, du warst hier schon.”
    „Mit meinen Eltern, vor ein paar Jahren.“
    „Warum wundert mich das nicht?“
    „Weil du schon viel zu viel über mich weißt. Leute, die zu viel wissen, leben übrigens gefährlich.“
    „Das tu ich sowieso, seit ich dich kenne.“
    Die Lobby ist riesig und mit Kristallschmuck behängt wie eine alternde Millionärin. Der senffarbene Teppichboden schluckt jeden Schritt und so bewegen sich die Angestellten und die wenigen Gäste, als würden sie gleiten.
    Mick marschiert unbeeindruckt hinüber zur Rezeption, einer riesigen Reling aus rotem Holz, hinter der marineblau uniformierte Damen stehen und lächeln wie Stewardessen. Daniel folgt ihm zögernd und sieht sich verstohlen um. Solche Hotels kennt er nur aus dem Fernsehen. Ein Plakat zeigt Bilder eines Restaurants auf der Dachterrasse und vor der Fensterfront stehen hässliche, knautschige Ledermöbel, auf denen einem Schild nach das Rauchen verboten ist.
    „Hi“, sagt Mick und lächelt eine blonde Stewardess an. „Ich hätte gerne ein Zimmer. Ein Doppelzimmer, möglichst weit oben.“
    Wenn die Stewardess erstaunt ist über den schmuddeligen Jugendlichen, der mit solcher Selbstverständlichkeit seine Forderung stellt, lässt sie es sich nicht anmerken. Vielleicht ist es auch die über den Tresen geschobene Kreditkarte, die Micks Worten Glaubwürdigkeit verleiht.
    „Selbstverständlich, Herr …“
    Mick wartet geduldig, bis die Stewardess den Namen auf der Kreditkarte entziffert hat.
    „… Munteanu. Wie lange möchten Sie denn bleiben?”
    Mick dreht sich fragend zu Daniel um. Daniel zieht erschrocken die Schultern hoch.
    „Zwei Nächte“, sagt Mick. „Danach sehen wir weiter.“
    „Sehr gerne“, lächelt die Stewardess. „Würden Sie dann bitte hier unterschreiben?
    Mick tut es und die Stewardess vergleicht die Unterschrift dezent mit der auf der Kreditkarte. Daniel fixiert die große Drehtür. Wenn sie den Hotelpagen mit dem Koffertrolley rechts überholen und zwischen den Männern mit der Golfausrüstung hindurchtauchen, könnten sie es nach draußen schaffen, ehe die Security
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