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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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Schritt für Schritt hinaus ins Zimmer und setzte ihn aufs Bett.
    Mittlerweile fühlte sich der Mann ein wenig besser als tot.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Schon gut.«
    Im Fernsehen liefen immer noch Nachrichten. Von einem Schulhof in Maryland waren Kinder entführt worden. Bundesagenten hatten eine Razzia in einem geheimen Labor durchgeführt, in dem mit Gehirngewebe von Föten experimentiert wurde. Eine Krankenpflegerin für Schwerbehinderte gestand vor laufender Kamera, ein sechsjähriges, geistig zurückgebliebenes Mädchen ermordet zu haben, um sich mit dem Vater des Kindes das Geld von der Versicherung zu teilen. Ruandische Soldaten hatten ein Krankenhaus vom Roten Kreuz niedergebrannt und dabei 60 Menschen getötet.
    »Das Böse lauert überall«, stellte das Mädchen fest.
    »Ich weiß.«
    Sie schaltete den Apparat aus und setzte sich neben ihn. »Ich habe mehr Angst als du. Verstehst du, was ich meine?«
    Die Worte durchschnitten den Nebel der Alkoholvergiftung wie ein starker Lichtstrahl. »Ja. Da gibt es ja nichts falsch zu verstehen.«
    »Ich weiß nicht, was passieren wird.«
    »Ich auch nicht.«
    Ein Klicken ertönte, als sie schluckte. »Meine Fruchtblase kann inzwischen jeden Tag platzen, vielleicht sogar jede Stunde.«
    Der Mann nickte. Er brachte es nicht übers Herz, ihr zu sagen, wovon er beinahe überzeugt war. Es wird morgen nach Mitternacht geschehen.
    »Ich will, dass du mich umbringst. Erschieß mich mit deiner Pistole und lauf weg. Ich werde dir vergeben«, sagte sie. »Und Gott wird es auch.«
    »Ich werde dich nicht umbringen«, krächzte er. »Wäre das mein Plan, dann hätte ich es schon längst getan.«
    Sie schaltete das Licht aus. »Dann lass uns jetzt schlafen.«
    Er wollte noch einmal aufstehen, aber ihre Hand zog ihn zurück. »Schlaf hier im Bett bei mir. Glaubst du etwa, dass ich dir nach allem, was du getan hast, nicht vertraue?« Ein freudloses Kichern. »Wenn du etwas Perverses mit mir vorhättest, hättest du auch das längst getan.«
    Der Mann legte sich hin, schmiegte sich an sie und ließ seine Gedanken wandern. Er fühlte sich nach wie vor schrecklich und wusste, dass es noch eine Zeit lang so bleiben würde, aber so neben ihr zu liegen – in vollkommenem Vertrauen –, vermittelte ihm ein tröstliches Gefühl, das unschätzbar schien. Sie schlief rasch ein, während sich in seinem Kopf immer noch alles drehte, aber nach einer Weile beruhigte er sich. Er lauschte ihrem Atem, während ihre Hand auf seiner Brust ruhte.
    Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten, konnte er ihre Umrisse erkennen. Die Brüste hingen seitlich über dem gewaltigen Bauch.
    Bevor er selbst in einen benommenen Schlaf fiel, ging ihm noch durch den Kopf: Nein, ich werde dich nicht töten. Aber ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen, dass ich töten werde, was immer aus dir herauskrabbelt ...

Kapitel 1
    Neun Monate vorher ...
    I
    Faye wusste nicht genau, ob sie noch träumte. In ihrem Kopf schienen sich ausgesprochen lebhafte Albträume abzuspielen, allerdings konnte sie sich nicht daran erinnern, eingeschlafen zu sein. Jedenfalls mochte sie es, wenn die Tür abgeschlossen war, und es gefiel ihr, wie der Mond manchmal nachts durch das Fenster hereinschien.
    Faye, nimm noch ein paar ...
    Wenn ich noch mehr nehme, bin ich völlig erledigt!
    Wir ... wir wollen ja, dass du völlig erledigt bist. Wir wollen, dass du sämtliche Hemmungen verlierst. Und du weißt ja, dass es dir gefällt. Du magst alle. Lass es mich mal so ausdrücken: Wenn du nicht völlig erledigt bist, können wir nichts mit dir anfangen.
    Fett und nackt hockte sie auf einer roten Samtcouch aus der Zeit von Edward IV., von der sie wusste, dass sie mehr kostete, als sie selbst in zwei Jahren verdiente. Fett, nackt und in ihrer künstlichen Ekstase zudem trauriger, als wenn sie nüchtern und alleine war. Hildreth hatte recht: Nur damit erfüllte sie ihren Zweck. Hausmeisterin? Ein Witz; mittlerweile wusste sie das. Ich bin ihr Semperit-Mädchen . Sie war dazu da, ausgelacht, missbraucht und gedemütigt zu werden. Wenn sie einen der Filme im Haus drehten, nannten sie Faye »das Kuschelschwein«.
    Muskelbepackte Männer standen nackt und erregt neben ihr. Bei einigen hatte Viagra nachgeholfen, andere geilte die Anwesenheit des Bösen auf. Faye blies ihnen abwechselnd einen, ohne auch nur darüber nachzudenken. Es war zu einem Automatismus geworden. Zwei grobe Finger zwirbelten eine schiefe Brustwarze, als wollten sie eine
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