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Flesh Gothic (German Edition)

Flesh Gothic (German Edition)

Titel: Flesh Gothic (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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waren. Faye würde ein paar Tage durchstehen, bis ihr das Geld für Drogen ausging, dann würde sie einen letzten Blick auf ihr verkorkstes Leben werfen und sich den Schädel wegpusten.
    Was also hatte sie zu verlieren?
    Es dauerte eine halbe Stunde, in der sie tief durchatmete und sich darauf konzentrierte, das Tempo ihres Herzschlags herunterzufahren, bis es ihr endlich gelang, sich aufzurappeln. Das Kerzenlicht leckte flackernd über ihren schwabbeligen Körper. In ihrem Kopf drehte sich immer noch alles, dennoch holte sie sich irgendwie die Kontrolle über ihre Bewegungen und Gedankengänge zurück. Sie hatte es so weit geschafft, jetzt wollte sie es auch sehen.
    Sie wollte sehen, ob es stimmte, und dann sterben.
    In welchem Zimmer bin ich? Es ist einer der oberen Salons, vermutete sie. Faye konnte sich nicht erinnern. Sie schob die hohen Schwingtüren auf, schwankte kurz und trat dann hinaus in den Flur. Als sie das Geländer erreichte und hinabblickte, sah sie Hunderte flackernde Punkte, die von angezündeten Kerzen stammten.
    Als sie sich zur Treppe schleppte, drangen Gemurmel, Seufzen und Todesröcheln an ihre Ohren. Vereinzelt ertönten gellende Schreie tief aus den Eingeweiden der Villa. Sie schaute in eins der Zimmer und erkannte eine nackte Frau, die mit einem Fleischhaken im Gaumen an einem Deckenbalken baumelte. Die Arme zuckte ein wenig und gab gurgelnde Laute von sich. Jemand hatte das gesamte Fleisch von ihren Waden und Füßen gepellt und Druckverbände oberhalb der Knie angebracht, um zu verhindern, dass sie sofort verblutete. Faye schloss die Tür und ging weiter. Im nächsten Raum lagen drei tote Frauen, allerdings keine von den Filmmädchen, soweit sie es beurteilen konnte. Sie waren bleich wie Paraffin und ausgemergelt, als wären sie verhungert. Unter Bäuchen, die wie eingezogen wirkten, ragten die Beckenknochen hervor. Allen war die Kehle aufgeschlitzt worden.
    Faye wusste, wohin sie ging. Unterwegs erwarteten sie weitere Abscheulichkeiten. Einmal tappte ihr nackter Fuß in einen Haufen noch warmer menschlicher Gedärme. Einige Schritte weiter drückte etwas Hartes und Nasses gegen ihre Fußsohle: ein herrenloser Hoden. Auf der obersten Stufe lag eine der jungen Darstellerinnen – eine der wenigen, die nett zu Faye gewesen waren; tot, mit glasigen Augen, die Hüftgelenke gebrochen, um ihre Schenkel weiter zu spreizen, als die Natur es zuließ, damit der Erstbeste, der morgen die Treppe heraufkam, sehen würde, was ihr in die Scheide gestopft worden war: ein menschlicher Arm.
    Doch Faye war längst über den Punkt hinaus, Entsetzen zu empfinden. Das gehörte alles zu Hildreths Wahnsinn. Es waren seine Opfergaben, seine Art, auf sich aufmerksam zu machen und seine Würdigkeit zu beweisen. Das, was er heraufbeschwor, würde ihn als überaus würdig erachten, das wusste Faye. Ebenso wusste sie: Wenn sie das Haus weiter durchsuchte, statt zu fliehen, erwarteten sie noch weitaus schlimmere Entdeckungen.
    Als sie die Tür fand, nach der sie suchte, schien es sich weniger um einen Durchgang zu handeln, sondern vielmehr um eine von etwas Lippenähnlichem umsäumte, längliche Öffnung. Die Drogen sorgten dafür, dass sie sich ständig alle möglichen Dinge einbildete, aber bildete sie sich auch dies hier wirklich nur ein?
    Als sie das berührte, was der Türrahmen hätte sein sollen, fühlte es sich weich, warm und nass an. Eindeutig kein Holz.
    Vor ihr herrschte absolute Stille. Weitere Kerzen ließen flackernd erahnen, welches Grauen sich hier abgespielt haben mochte. Faye ließ den Blick durch Hildreths geliebtes Scharlachrotes Zimmer wandern und dachte: Sie haben es wirklich getan.
    Einige der Leichen waren unversehrt, andere lagen als Einzelteile verstreut herum. In der Mitte des Raums türmte sich ein Haufen abgeschlachteter nackter Menschen. Gliedmaßen, Köpfe, Hände und Füße säumten die blutige Ansammlung der Körper. Faye konnte mühelos erkennen, welche Werkzeuge zum Einsatz gekommen waren – Axtwunden in Gesichtern, Axtwunden in Bäuchen. Ihr kam der Gedanke, dass die Leichen absichtlich aufeinandergestapelt worden waren, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen: eine aufgetürmte Opfergabe, eine Einladung. An der Tür im hinteren Bereich lagen mehrere umgekippte Eimer, in denen es rötlich glänzte. Und daneben befand sich die Axt, als habe sie jemand achtlos hingeworfen.
    Hau ab, drängte sie sich.
    Doch das konnte sie nicht.
    Als Faye schließlich den Raum betrat, ertönte ein
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