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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag
Autoren: Alan Bradley
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schließlich zögerlich zu ihr zurück, während sie sich mit dem Handrücken die Tränen trocknete.
    »Es ging schon damit los, dass Rupert ganz miese Laune hatte,
noch bevor wir heute Morgen aus Stoatmoor abgefahren sind. Wir hatten einen ziemlichen Krach, und dann noch diese verflixte Geschichte mit dem Kombi … das hat einfach das Fass zum Überlaufen gebracht. Rupert ist losgezogen, um jemanden aufzutreiben, der den Wagen reparieren kann, und ich … tja, ich bin hier gelandet.«
    »Ich finde Ihre roten Haare schön«, entgegnete ich. Erwartungsgemäß griff sie sofort danach und lächelte.
    »Karottenschopf haben sie mich immer genannt, als ich so alt war wie du. Karottenschopf! Stell dir das mal vor!«
    »Karottenschöpfe sind aber grün. Wer ist Rupert?«
    »Wer Rupert ist?«, fragte sie zurück. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    Sie zeigte mit dem Finger, und ich drehte mich um. Vor dem Friedhof parkte ein ziemlich klappriger Kombi - ein Austin Eight. Auf der Seitenwand stand in prahlerischen goldenen Zirkusbuchstaben, die trotz der dicken Kruste aus Dreck und Staub gut zu lesen waren: PORSONS PUPPENBÜHNE.
    »Rupert Porson«, sagte die Rothaarige. »Jeder kennt Rupert Porson. Rupert Porson! Der mit Snoddy, das Eichhörnchen! Das magische Königreich! Hast du ihn noch nie im Fernsehen gesehen?«
    Snoddy, das Eichhörnchen? Das magische Königreich?
    »Auf Buckshaw gibt’s keinen Fernseher. Vater sagt, das Fernsehen ist eine abscheuliche Erfindung.«
    »Dein Vater ist ein sehr, sehr kluger Mann. Zweifellos …«
    Das Scheppern eines losen Kettenschutzes schnitt ihr das Wort ab, und da kam auch schon der Vikar um die Ecke der Kirche geeiert. Er stieg ab und lehnte sein ramponiertes Raleigh-Fahrrad an den nächstbesten Grabstein. Als er auf uns zukam, besann ich mich darauf, dass Kanonikus Denwyn Richardson nicht unbedingt dem Bild entsprach, das man sich gemeinhin von einem typischen Dorfpfarrer macht. Er war groß und breit, ein rauer, aber herzlicher Bursche, und wäre
er auch noch tätowiert gewesen, hätte man ihn für den Käpt’n eines dieser rostigen alten Trampdampfer halten können, die sich in den letzten gottverlassenen Außenposten unseres britischen Weltreichs träge von einem in der Sonne glühenden Hafen zum nächsten schleppten.
    Sein schwarzes geistliches Gewand war hier und da mit kreidigem Staub bepudert, als hätte er mit seinem Rad gerade eine Bauchlandung hingelegt.
    »Alle Wetter!«, entfuhr es ihm, als er mich erblickte. »Ich habe meine Hosenklammer verloren und mir den ganzen Aufschlag in Fetzen gerissen!« Er klopfte sich im Gehen ab und setzte dann hinzu: »Da macht mich Cynthia bestimmt zur Schnecke.«
    Die Augen der Rothaarigen wurden groß, und sie warf mir einen Blick zu.
    »Seit einiger Zeit kratzt sie doch tatsächlich auf alle meine Sachen mit einer Nadel meine Initialen«, fuhr der Vikar fort, »was mich aber nicht davon abhält, auch weiterhin alles Mögliche zu verlieren. Letzte Woche die hektographierten Blätter für das Kirchenblatt, in der Woche davor einen Messingtürknauf aus der Sakristei. Das ist wirklich mehr als ärgerlich, doch, doch.« Dann wandte er sich mir zu. »Tag, Flavia. Freut mich immer, dich in der Kirche zu sehen.«
    »Das ist unser Vikar, Kanonikus Richardson«, klärte ich die Rothaarige auf. »Vielleicht kann er Ihnen ja behilflich sein.«
    »Denwyn«, sagte der Vikar und hielt der Fremden die Hand hin. »Seit dem Krieg geht es auch bei uns nicht mehr ganz so förmlich zu.«
    Wortlos streckte die Frau zwei, drei Finger aus und berührte seine Handfläche. Dabei rutschte der kurze Ärmel ihres Kleides nach oben und ich erhaschte einen Blick auf einen hässlichen grün-violetten Bluterguss auf ihrem Oberarm. Hastig zog sie den Stoff mit der linken Hand wieder herunter.
    »Wie kann ich Ihnen denn behilflich sein?« Der Vikar gestikulierte
in Richtung Kombi. »Es kommt nicht oft vor, dass wir in unserer beschaulichen ländlichen Abgeschiedenheit von derart illustrem Theatervolk um Hilfe gebeten werden.«
    Die Rothaarige fasste sich ein Herz. »Unser Kombi ist kaputt gegangen. Jedenfalls so gut wie. Irgendwas mit dem Vergaser oder so. Wenn es die Elektrik gewesen wäre, hätte Rupert es garantiert im Handumdrehen repariert, aber mit der Kraftstoffanlage ist er überfordert.«
    »Ach, du meine Güte!«, sagte der Vikar. »Aber das kann Bert Archer von der Autowerkstatt bestimmt wieder in Ordnung bringen. Wenn Sie wollen, rufe ich ihn gleich
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