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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag
Autoren: Alan Bradley
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an.«
    »Nein, nein«, erwiderte die Frau eine Spur zu rasch, »wir möchten Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten. Rupert ist die Hauptstraße runtergegangen und hat bestimmt schon jemanden aufgetrieben.«
    »In diesem Fall wäre er inzwischen längst wieder hier. Ich rufe rasch Bert an. Der verdrückt sich um die Mittagszeit oft mal auf ein kleines Schläfchen nach Hause. Tja, der gute Bert ist auch nicht mehr der Jüngste! Aber wir werden ja schließlich alle älter, nicht wahr? Jedenfalls finde ich, dass bei kaputten Motoren und dergleichen Reparaturen, selbst wenn es nur ganz geringfügige sind, der Segen der Kirche nicht schaden kann.«
    »Nein … nein, danke, ich will wirklich keine Umstände machen. Wir kommen schon zurecht.«
    »Unsinn«, widersprach der Vikar und schritt bereits energisch durch den Wald aus Grabsteinen auf das Pfarrhaus zu. »Das macht überhaupt keine Umstände. Ich bin gleich wieder da.«
    »Herr Vikar!«, rief ihm die Frau nach, »bitte …«
    Denwyn Richardson blieb unvermittelt stehen, machte kehrt und kam widerstrebend zu uns zurück.
    »Es ist nur … verstehen Sie, wir …«
    »Ach so! Es ist also eine Frage des Geldes.«

    Die Frau nickte traurig und senkte den Kopf. Das rote Haar fiel ihr wie ein Vorhang vors Gesicht.
    »Da lässt sich bestimmt etwas machen«, sagte der Vikar aufmunternd. »Ah! Da kommt Ihr Mann ja schon.«
    Ein kleiner Mann mit zu großem Kopf kam schwerfällig quer über den Friedhof auf uns zugehumpelt. Bei jedem Schritt beschrieb sein rechtes Bein einen weiten Halbkreis. Als er näher kam, sah ich, dass sein Unterschenkel in einem massiven Eisengestell steckte.
    Sein Alter ließ sich nur schwer einschätzen - um die vierzig vermutlich.
    Trotz seiner geringen Körpergröße schienen die breite, gewölbte Brust und die muskulösen Oberarme den leichten Leinenanzug jeden Augenblick sprengen zu wollen. Im Gegensatz dazu bot sein rechtes Bein einen kläglichen Anblick. Das lose flatternde Hosenbein führte mich zu dem Schluss, dass das Bein selbst dünn wie ein Streichholz sein musste. Mit dem gewaltigen Kopf erinnerte er mich an einen Riesenkraken, der auf ungleich langen Fangarmen durch den Friedhof stakste.
    Er blieb vor uns stehen und lüpfte respektvoll eine flache Schiebermütze mit Schirm, wie sie von Automobilisten gerne getragen wird. Dabei kam ein widerspenstiger hellblonder Schopf zum Vorschein; auch sein kleines Van-Dyke-Ziegenbärtchen hatte diese Farbe.
    »Rupert Porson, nehme ich an?« Der Vikar begrüßte den Neuankömmling mit einem herzlichen Lange-nicht-mehr-gesehen-alter-Kumpel-Handschlag. »Ich bin Denwyn Richardson. Und das hier ist meine kleine Freundin Flavia de Luce.«
    Porson nickte mir zu und bedachte die Rothaarige mit einem flüchtigen finsteren Blick, ehe er ein strahlendes Lächeln aufsetzte. Strahlend wie ein Suchscheinwerfer.
    »Ich habe gehört, Sie haben ein Motorproblem«, fuhr der Vikar fort. »Sehr ärgerlich. Aber wenn es deshalb den Schöpfer des magischen Königreichs und von Snoddy, dem Eichhörnchen
in unsere Mitte verschlagen hat … tja, das bestätigt mal wieder das alte Sprichwort, was?«
    Er verriet uns nicht, welches Sprichwort er meinte, und es fragte auch keiner danach.
    »Ich war gerade dabei, Ihrer verehrten Gattin zu erläutern«, fuhr der Vikar fort, »dass sich St. Tankred sehr geehrt fühlen würde, wenn Sie sich imstande sähen, uns im Gemeindesaal mit einer kleinen Vorführung zu erfreuen, solange Ihr fahrbarer Untersatz repariert wird. Ich weiß natürlich, dass Sie ein gefragter Mann sind, aber es wäre geradezu unverzeihlich von mir, würde ich nicht im Interesse der Kinder - und natürlich auch aller Erwachsenen! - von Bishop’s Lacey zumindest den Versuch unternehmen, Sie dazu zu überreden. Hin und wieder darf man doch wohl den Kindern einen Überfall auf ihre Sparschweine gestatten, jedenfalls wenn es um ein kulturell lohnendes Ereignis geht. Finden Sie nicht auch?«
    »Nun, Herr Vikar«, erwiderte Porson mit honigsüßer Stimme, die, wie ich fand, viel zu laut, volltönend und einschmeichelnd für einen so klein gewachsenen Mann war, »Sie verstehen bestimmt, dass unser Tourneeplan kaum Abweichungen zulässt, und jetzt ruft auch schon wieder London nach uns …«
    »Ach so.«
    »Aber …«, Porson hob theatralisch den Zeigefinger, »… es wäre uns die allergrößte Freude, sozusagen für unser Abendessen etwas zu singen. Hab ich nicht recht, Nialla? Wie in den guten alten Zeiten.«
    Die
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