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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Autoren: Poul Anderson
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darauf angelegt, dass Fenross Hinweise findet, die in hundert verschiedene Richtungen deuten. Er ist gezwungen, ohne jede Hoffnung auf Erfolg unzählige Barbarenwelten zu untersuchen und seine Fühler ins merseianische Roidhunat auszustrecken. Doch ich mit meiner hässlichen, misstrauischen Phantasie sagte mir, dass auch unser eigener Hoheitsraum Personen beherbergt, die nichts dagegen einzuwenden hätten, die Lieblingsenkelin von Kaiser Hans Molitor zum Hausgast zu haben.
    Das fremdartig anmutende Raumschiff deutete auf Merseia hin, aber das gefiel mir nicht. Merseia ist viel zu weit von hier weg, als dass ein merklicher Einfluss auf irgendwelche Barbaren in dieser Gegend glaubhaft wäre. Und wenn es sich doch um eine verdeckte merseianische Operation handelt, wieso dann eine solch offensichtliche Visitenkarte hinterlassen? Genauso würden gewöhnliche Bukaniere kaum ausgerechnet nach Varrak kommen, wenn sie auch nur die Grundzüge ihres Handwerks beherrschen, und außerdem hätten sie unmöglich solch umfassende, genaue Informationen über die Abwehranlagen besessen.
    Also wer waren dann die Piraten, und wer hat sie geführt?
    Dieses gnomenhafte Wesen brachte mich auf die entscheidende Idee. Er besaß offensichtlich Befehlsgewalt, sonst hätte er im Tausch gegen diese Mädchen kein Beutegut beanspruchen können. Die Piraten hätten sich die Frauen schließlich auch selber nehmen können; die Farce wäre dann genauso wirksam gewesen. Die Dateien enthielten keinerlei Informationen über eine Spezies, zu der die Beschreibung passt, aber ich fand heraus, dass zum Haushalt des Herzogs Alfred von Tauria eine Anzahl Nichtmenschen gehört, von denen einige aus wenig oder gar nicht bekannten Regionen stammen.
    Machen wir es zur Arbeitshypothese, dass die menschlichen Krieger ebenfalls Alfreds Leute waren, als Barbaren verkleidet. Was folgt daraus?
    Nun, ich vermute, dass in Kürze eine Nachricht von einem vorgeblichen Barbarenherrscher eintrudeln wird: Er habe Prinzessin Megan, und ihr Lösegeld solle ein gutes Stück dieses Sektors sein. Der Kaiser wird kaum nachgeben, aber in seiner Trauer und Wut wird er Krieg wollen. Wir haben jedoch auch jetzt schon zu wenige Schiffe für zu viele Systeme, und der innere Frieden ist noch zu unsicher, als dass Seine Majestät es wagen könnte, die gesamte Navy einzusetzen, oder auch nur einen wesentlichen Teil davon – zumal da noch niemand weiß, wo der Feind eigentlich sitzt. Herzog Alfred ist für Tauria verantwortlich. Er wird anbieten, im Sektor Streitkräfte auszuheben und die Hauptlast der Strafexpedition zu tragen. Eine Generalmobilisierung kann nicht über Nacht erfolgen und müsste unter anderen Umständen solches Misstrauen wecken, dass man ihn mitsamt seiner hohen Offiziere augenblicklich ablösen würde. Doch wie die Dinge stehen, wird man ihm zujubeln, wahrscheinlich sogar Hilfe leisten – und schon bald ist er in der Lage, sich zu einem unabhängigen Monarchen zu erklären. Ich fürchte, dass in allzu vielen Einheiten die Leute an den Schlüsselpositionen zu viel persönlichen Gewinn vor Augen haben werden, um seine Führung abzulehnen. Ich fürchte außerdem, dass es uns teuer zu stehen käme, ihn wieder zu stürzen. Nach einigen Scharmützeln hätte er also seinen Willen bekommen. Und das Imperium – die Zivilisation der Menschheit – verliert ein weiteres wichtiges Bollwerk.
    Zumindest«, schloss Flandry seinen Vortrag ab, »würde ich diesen Schwindel so inszenieren.«
    Ella schauderte. »Krieg«, hauchte sie mit schwankender Stimme. »Städte gehen in Flammen auf. Millionenfacher Tod. Plünderung, Versklavung … Nein!«
    »Natürlich«, erinnerte Flandry sie, »brauchen wir Beweise. Ich habe meinen Verdacht in der entsprechenden Datenbank hinterlassen, falls wir nicht wiederkommen sollten, aber ich sah keinen Grund, Fenross schon einzuweihen. Er würde meine Vermutung sowieso zur Phantasterei erklären; er hat eine übertrieben hohe Meinung von unserer Aristokratie. Außerdem wimmelt es, wenn ich recht habe, in den taurischen Divisionen unseres Korps sowieso von Alfreds Agenten; einen Coup d’État wie diesen initiiert man nicht aus einem spontanen Impuls heraus. Deshalb sind du und ich hier: um wiederum ihn zu infiltrieren.«
    Ella nickte stumm und schlang die Arme um die Schultern, als friere sie im Winterwind. Flandry stand auf, ging zu ihr, zog sie drängend hoch, umarmte sie und streichelte ihr übers Haar. »Tut mir leid«, murmelte er. »Ich hätte es
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