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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Autoren: Poul Anderson
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I
     
    Als Erstes bemerkte er den Regen. Dessen lautes, behäbiges Rauschen füllte die Kammer der Luftschleuse und hallte in der Stahlzelle des Raumschiffs wider. Von außen fiel Licht ein und glitzerte auf den großen Regentropfen, die sich im Fallen zusammenballten. Jedes Kügelchen funkelte, als bestehe es aus Quecksilber. Doch gleich hinter diesem Vorhang herrschte finsterste Nacht. Hier und da sah man eine Laterne in der Dunkelheit; auf dem Beton unter ihren Pfosten spiegelte sich ein wässriger Glanz. Die Luft, die in die Schleusenkammer wehte, war ebenso warm wie feucht und voller fremder Gerüche; einige erinnerten Flandry an Jasmin, andere an verrottenden Farn, aber er wollte sich nicht festlegen.
    Flandry warf die Zigarette aufs Deck und zerdrückte sie unter dem Absatz. Das Regencape mit Kapuze, das er sich übergezogen hatte, erschien bei solchem Wetter nutzlos. Ein Taucheranzug wäre nicht schlecht, dachte er mürrisch. Seine ganze sorgfältig ausgewählte Eleganz war für die Katz: die Schirmmütze mit dem Sonnenaufgangsemblem des Imperiums, das fließende Hemd aus Shimmerlyn und das bestickte blaue Wams, die rote Schärpe, deren gefranste Enden gerade richtig hingen, und die glatte weiße Hose, die er in weiche, aber glänzende lederne Halbstiefel gesteckt hatte. Flandry drückte einen Knopf und stieg aus der Schleuse. Als er den Boden erreichte, fuhr die Leiter ein; das Schott schloss sich, und in den Sichtluken des Schnellboots gingen die Lichter aus. Flandry fühlte sich vollkommen einsam.
    Im Freien dröhnte der Regen noch lauter. Er prasselte auf die Pflanzen, die das Landefeld auf allen Seiten umgaben. In Rinnsteinen und Abflüssen gurgelte das Wasser. Flandry konnte nun mehrere Gebäude ausmachen, die sich über den Beton ausbreiteten, und setzte sich dorthin in Bewegung. Er war noch nicht weit gekommen, als sich ihm ein halbes Dutzend Männer aus dieser Richtung näherte. Das ist wohl das Empfangskomitee, dachte er und blieb stehen, damit er es war, der sie erwartete. Prestige des Imperiums und so weiter und so fort, nicht wahr?
    Während sie näher kamen, sah Flandry, dass sie allesamt nicht sonderlich groß waren. Er, der zu etwa drei Viertel europid war, überragte den größten der Männer um einen halben Kopf. Allerdings waren sie breitschultrig und muskelbepackt und bewegten sich geschmeidig. Als sie den Schein einer Laterne durchschnitten, bemerkte er ihre gelbbraune Haut und ihr schwarzes Haar, das über der Stirn kurz und gerade abgeschnitten war und hinter die Ohren fiel, eine Tendenz zu mandelförmigen Augen und abgeplatteten Nasen. Sie trugen eine einfache Uniform: einen grünen Kilt aus wasserfester Kunstfaser mit Taschen, Sandalen und um den Hals ein Medaillon. Sie schritten selbstsicher, halb militärisch, und Hochmut kennzeichnete die bartlosen Gesichter. Dennoch waren sie nur mit Schlagstock und Dolch bewaffnet.
    Wie seltsam. Flandry spürte das beruhigende Gewicht seines Strahlers an der Hüfte.
    Der Trupp erreichte ihn und baute sich im Halbkreis vor ihm auf. Ein weiterer Mann hatte die Leute begleitet. Einer aus dem Trupp hielt diesem einen anmutig geformten Regenschirm über den Kopf. Kahlgeschoren war er, dieser Kopf, und trug auf der Stirn eine Tätowierung, ein Symbol in fluoreszierendem Gold. Sein Besitzer war klein und schlank, wirkte aber durchtrainiert. Sein Alter war nur schwer zu bestimmen; das Gesicht zeigte keine Runzeln, aber es war schärfer geformt als die anderen, prägnanter, und hatte einen Mund, der Feinfühligkeit ausdrückte, sowie irritierend ruhige Augen. Der Mann trug ein Gewand, das sich an den Schultern auswärts aufstellte (darunter hat er ein Gerüst, sagte sich Flandry, das die Luftzirkulation an seinem Körper ermöglicht) und in einfachen weißen Falten bis auf die Fußgelenke fiel. Auf der Brust prangte die Darstellung eines Sterns.
    Der Mann musterte Flandry mehrere Sekunden lang, ehe er das Wort ergriff. Er sprach archaisches Anglisch mit starkem Akzent: »Willkommen auf Unan Besar. Viel Zeit verstrich, seit ein … Exoplanetarier … diese Welt besucht.«
    Der Neuankömmling deutete eine Verbeugung an und antwortete auf Pulao: »Im Namen Seiner Majestät und aller Völker des Terranischen Imperiums entrichte ich Grüße an Ihre Welt und an Sie. Ich bin Captain Sir Dominic Flandry von der Imperialen Navy.« Nachrichtenkorps, Außenabteilung, fügte er bewusst nicht hinzu.
    »Ah. Ja.« Sein Gegenüber wirkte froh, sich auf die eigene
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