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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer
Autoren: Joerg Liemann
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übereinandergehängt. Der Stadtplan von Berlin ist nur schemenhaft zu erkennen, weil die Fülle der Folien zu viel Licht schluckt.«
    Sternenberg suchte Wolfgang Lichtenberg. » Ich verstehe nur Bahnhof. Wo ist Wolfgang?«
    » Der holt uns Getränke.«
    » Ihr schickt ihn zum Getränkeholen?«
    » Er holt Champagner«, sagte Isabel.
    » Jetzt bin ich gespannt.«
    Isabel lockte ihn mit einer Handbewegung an die Karte, vor die sie die Folien gehängt hatten. » Die schwarzen Punkte sind die Brandstiftungen seit 1995. Alle, die wir verzeichnet gefunden haben.«
    » Wir haben alle von den Listen genommen«, ergänzte Tarek überflüssigerweise.
    » So weit komme ich noch mit. Es sind viele.«
    Vom Flur kam ein Fluch. Lichtenberg hatte zwei Flaschen in der Hand: » Tankstellenpächter müsste man sein! Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was die für den Sekt verlangen? Hallo, Kai. Und, was sagst du?«
    » Noch gar nichts, ich bin eben erst reingekommen.«
    » Na ja, erwarte nicht zu viel. Die beiden Kids sind übermäßig begeistert. Dabei haben wir – nichts.«
    Tarek nahm ihm die Flaschen ab und mühte sich, die erste zu öffnen.
    » Die Flasche drehen, nicht den Korken«, sagte Isabel.
    » Ich wäre euch dankbar, wenn ihr weitermachen würdet«, sagte Sternenberg.
    Isabel blätterte die erste Folie nach hinten. Die Zahl der schwarzen Punkte war jetzt etwa halbiert. » Nehmen wir nur die letzten drei Jahre, dann sieht es so aus.«
    » Hm. Immer noch viel. Und weiterhin eine Konzentration in der Stadtmitte.«
    Isabel nahm die nächste Folie. » Wir haben im nächsten Schritt alle Brände weggenommen, von denen wir nicht definitiv wussten, dass sie auf Brandstiftungen zurückzuführen sind.«
    Das Bild veränderte sich nicht wesentlich.
    » Und jetzt«, sagte sie, »sortieren wir die geklärten Fälle aus. Siehst du, Kai, es werden immer weniger. Die Ballung in der Mitte wird deutlicher. Als Nächstes haben wir Brandstiftungen herausgenommen, die nicht mit Anwälten zu tun haben.« Diesmal nahm sie mehrere Folien gleichzeitig nach hinten.
    » Hm. Da bleiben weniger, als ich dachte.«
    » Genau«, sagte sie, und wenn sie sich nicht beherrscht hätte, wäre sie wie ein Tennisball auf und ab gehüpft. » Jetzt nehmen wir zu den Anwälten alle anderen Brände dazu, die in Penthäusern gelegt wurden.«
    Beim Zurückblättern kamen zahlreiche schwarze Punkte hinzu.
    » Okay. Sagt uns das etwas?«
    » Nein«, warf Tarek ein, und der Korken gab ein leises Zischen von sich. » Das ist unsere erste wichtige Erkenntnis: Anwälte und Dachgeschosswohnungen allein sind kein Kriterium bei der Suche nach Auffälligkeiten auf der Karte.«
    Er nickte.
    Isabel blätterte einige Folien zurück und kontrollierte die Markierungen, die sie an der Seite angebracht hatte. » Wir haben das etwas sorgfältiger gemacht, weil wir es vielleicht der Staatsanwaltschaft zeigen müssen.«
    » Lass ihn doch in dem Glauben, wir hätten es nur für ihn gemacht, nicht wahr, Chef?« Tarek goss den Sekt in Plastikbecher.
    » Ihr seid mir ein bisschen übermütig. Macht weiter.«
    » Also«, erklärte Isabel, » Ich komme zurück zu allen gesicherten Brandstiftungen. Wir haben nun alle Fälle herausgenommen, die man wahrscheinlich erklären kann, auch wenn es nicht nachgewiesen ist: kokelnde Kinder, Freizeitpyromanen, Psychopathen und so weiter. Jetzt sieh dir das an.«
    » Ja, es sind viel weniger. Sehr gut.«
    » Nein, das ist es nicht. Sieh hin.«
    » Was soll ich sehen? Das hier vorne sieht aus wie eine Banane.«
    » Gleich hat er’s«, sagte Tarek. » Weiter Chef, es ist tatsächlich eine Form.«
    Sternenberg hatte das Gefühl, dass die schwarzen Punkte sich auf eine bestimmte, ihm nicht ersichtliche Weise zueinander verhielten. » Ein Halbkreis? Da hinten noch ein Stück.«
    Isabel holte Luft. » Wir haben den Zeitrahmen noch einmal eingegrenzt. Auf zwei Jahre und drei Monate. Und ein weiteres Mal Fälle aussortiert, die den Hauch von Unsicherheit hatten.« Sie schlug die Folien zurück.
    » Ein Kreis«, sagte Sternenberg. »Ein fast geschlossener Kreis um den … was ist das hier, um den Prenzlauer Berg?«
    Tarek reichte ihm einen Becher. » Schau genauer hin, Chef. Kein Kreis, sondern …?«
    Sternenberg ging näher an die Folienkarte heran. » Ein Punkt springt vor, ein anderer zurück, ein dritter noch weiter, dann ragt wieder einer vor, hier noch eine Spitze …«
    » Und wie nennt man einen Kreis mit Spitzen? Chef!«
    » Tarek! Hör auf, mich …
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