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Flammenopfer

Flammenopfer

Titel: Flammenopfer
Autoren: Joerg Liemann
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er offenbar noch Bücher von Ihnen hat.«
    » Bücher? Das glaube ich nicht. Wir haben uns nie gesehen. Ich verbinde mit ihm kein Gesicht.«
    » Wir haben eine Liste mit Buchtiteln und einen Hinweis, dass er diese Titel von Ihnen hat.«
    » Ach so!« Van Tannen setzte sich. » Wir haben, wie gesagt, nur telefoniert. Aber es stimmt, es ging dabei um Fachbücher.«
    » Architektur?«
    » Ja. Sie haben ja die Titel gesehen. Ich sagte ihm, dass nicht mehr alle im Handel sind. Manches nur in Bibliotheken – oder gar nicht mehr verfügbar. Es ging Ihrem Kollegen um Triangulation. Na ja, was man so in den ersten Semestern lernt, eigentlich. Ich selbst hebe diese Bücher nicht auf.«
    » Triangulation? Hat das mit Landvermessung zu tun?«
    » Ja. In dem Fall Stadtvermessung. Wie Polygonisieren und Nivellieren.«
    » Worum ging es denn dem Kollegen Traube dabei? War es etwas Dienstliches?«
    » Das hat er mir nicht gesagt. Ist das denn noch wichtig?«
    » Manchmal hilft uns der kleinste Hinweis.«
    » Wobei?«
    Sternenberg nahm einen großen Schluck Wasser, um Zeit zu gewinnen. » Na ja, Sie kennen die Versicherungen. Bei einem Berufsunfall sind die nicht zimperlich. Er ist bei seinen Ermittlungen von einem Dach gestürzt. Da werden Fragen gestellt. Zum Beispiel, weshalb er sich mit diesen … Triangulationen befasst hat. Wissen Sie, das gehört normalerweise nicht zum Berufsbild eines Polizisten. Warum hat er sich eigentlich an Sie gewandt?«
    » Hm. Ich nehme an, es ging ihm ähnlich wie Ihnen. Er suchte einen Fachmann, und da erinnerte er sich, einen Architekten in seinen Akten gehabt zu haben. Schon hatte er seinen kostenlosen Ratgeber. Wenn Sie entschuldigen.«
    » Ja, dann war das natürlich doppelt taktlos von der Polizei Ihnen gegenüber. Ich glaube, ich sollte Sie nicht länger stören.«
    » Es macht mir nichts, Herr Sternenberg. Auch wenn der Anlass betrüblich ist.«
    » Ja, das ist er. Eine Sache noch … Wir haben bei dem Kollegen stapelweise Abbildungen von Vermessungspunkten gefunden. Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    » Nein.«
    » Und Sie haben vermutlich auch keine Idee, welche Verbindung es geben könnte zwischen seinem Interesse an der Architektur und den Vermessungspunkten.«
    » Herr Sternenberg, ehrlich gesagt fallen mir diese Fragen allmählich … Ich will nicht unhöflich sein. Natürlich haben Vermessungspunkte etwas mit Stadtvermessung zu tun. Offensichtlich hat sich Ihr Kollege für dieses Thema interessiert. Also hat er auch Skizzen von Vermessungspunkten gemacht. Aber was soll ich dazu sagen? Wir haben über alles das nicht gesprochen.«
    Sternenberg nickte. » Ohne Sie reizen zu wollen – macht man das in der Architektur oder in der Vermessung so, dass man solche – wie sagten Sie? – Skizzen anfertigt von Vermessungspunkten?«
    » Nein.«
    » Wissen Sie, ich hätte es gern gesehen, dass meine Töchter Architektur studieren. Wenigstens eine von ihnen. Da fällt mir ein, sie haben bald Geburtstag. Zwillinge, wissen Sie? Na, das ist für Sie nicht von Interesse. Also, so was macht man eigentlich nicht?«
    » Vermessungspunkte abpausen? Nein. – Noch was?«
    » Herzlichen Dank für Ihre Zeit! Es ist ausgesprochen nett, dass Sie mir bisher so sehr entgegengekommen sind. Ich möchte das nicht überstrapazieren. – Wenn ich noch etwas Privates fragen darf?«
    Van Tannen zuckte mit den Schultern.
    » Wenn ich das Haus bauen lasse, für meinen Vater … Sie sagten, Sie haben am liebsten Häuser, die sich in die Städte einfügen. Meinen Sie so etwas wie den Prenzlauer Berg? Ich wohne auch in einer Dachgeschosswohnung. Sie ist nicht so schön wie Ihre, mit Säulen und Blick nach zwei Seiten. Aber man schaut auf die Stadt. Soweit ich weiß, ist es das größte zusammenhängende Altbaugebiet Europas. Das sind doch enge, gewachsene Strukturen, nicht wahr? So wie bei diesen Städten da von Dürer und den Italienern, die Sie an der Wand hängen haben.«
    Peter van Tannen blies ein fast verächtliches Zischen durch die Zähne. Er stand auf und schien nicht zu wissen, wo anfangen. » Der Prenzlauer Berg ist wirklich ein … entschuldigen Sie … dämliches Beispiel. Dieser Bezirk ist aus der Not heraus gewachsen. Um Brauereien herum. Weil das Wasser gut war, und weil man abschüssige Leitungen legen konnte. Die Häuser waren eine Katastrophe. Haben Sie nie etwas von Zille gehört? Oder sind Sie auch einer, der seine Zeichnungen originell findet? Das ganze Elend, wo schon die Kinder ums Überleben
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