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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant
Autoren: Ann Maxwell
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ebenfalls.
    Mit einem gemurmelten Fluch begann Street die Zeilen zu erklären, die er vorgelesen und schon so oft erklärt hatte, daß er sie schon gar nicht mehr recht wahrnahm. »Die erste Zeile -«
    »Erklärt sich von selbst«, warf van Luik ein. »Die zweite genauso. Fangen Sie mit der dritten an.«
    »Also gut. Schwarze Schwäne gibt es überall da draußen im Outback, so wie es Koalas überall an der Ostküste gegeben hat. Er könnte von einem Fund in der Nähe eines Billabong reden.«
    »Erklären Sie.«
    »Ein Billabong ist eine tiefe Stelle in einem Fluß, die in der Trockenzeit zu einem Wasserloch wird, wenn die flacheren Flußteile austrocknen«, sagte Street mechanisch.
    »Weiter.«
    Streets Hand schloß sich fester um das Telefon. Keine Eigenheit van Luiks war so beleidigend wie diejenige, jemanden immer wieder dasselbe wiederholen zu lassen. Sie war aber auch die wirkungsvollste, wenn es darum ging, Lügen zu verhindern. Street verstand das gut und hatte es schon bei eigenen Untergebenen angewandt.
    »Abe könnte in der Nähe eines Billabong eine Mine gefunden haben. Nur gibt es weder auf seinen Claims noch auf seiner Station irgendwelche Wasserlöcher, die groß genug sind, um sie ein Billabong zu nennen«, sagte Street monoton. »Die einzige das ganze Jahr über verläßliche Wasserstelle ist der Brunnen bei seinem Haus.«
    Van Luik machte ein undefinierbares Geräusch. Street wußte, daß es ein Zeichen für ihn war, weiterzureden.
    »Also als nächstes die verdammten >Knochen eines toten Meeres<« fuhr Street tonlos fort. »Da es keinen Billabong gibt, in dem die verdammten Schwäne schwimmen könnten, haut es uns auch nicht um, daß es kein Wasserloch auf einem fossilen Meeresbecken gibt, um uns den Weg zur Mine zu zeigen.«
    »Weiter.«
    Street lächelte dünn. Er vermutete, daß van Luik Sex unappetitlich fand. Abe war da anders gewesen. Die einzige Zeit, wo er gerade nicht in einer Frau steckte, war, wenn er zu viel Bier trank und ihn der Rausch abschlaffen ließ.
    »Also Abe erklärt uns, daß wir die Mine finden, wenn wir es wagen, dorthinzugehen, >wo Männer Percys sind/und Lady Janes aus Stein<«, sagte Street gedehnt. »Australier nennen ihren Schwanz >Percy<. Raten Sie, was eine >Lady Jane< ist.«
    Van Luik grunzte. Er brauchte nicht zu raten. Er hatte das alles schon oft gehört.
    »Also Abe meint, wir sollen dahingehen, wo Männer Schwänze haben und Frauen Steinmösen«, sagte Street. »Willkommen im Outback. Das reduziert die Möglichkeiten für den Standort der Mine auf ein paar tausend Quadratmeilen unbewohnten Landes.«
    Als van Luik etwas sagen wollte, redete Street einfach weiter.
    »In der nächsten Strophe wird mit einem bernsteinfarbenen Fluß< wohl Bier gemeint sein, oder? Wenn du genug davon trinkst, >pinkelst du ein gelbes Meer<. Dann ist da noch -«
    »Machen Sie bei der nächsten Strophe weiter«, unterbrach ihn Luik.
    »Okay. >Kriechet in mein Bett und auf mein Percy,/Bridget und Ingrid, Diana und Mercy,/Kewpie und Daisy und Kelly./ Knallen und lassen sich Liebe zahlen./Herrinnen der Lüge,/ Verflucht ihre heißen Schreie. <« Street holte tief Luft und fuhr sarkastisch fort. »>Percy< haben wir schon entschlüsselt, bleiben also die anderen Namen. Es sind keine Städte, Siedlungen,
    Kreuzungen, Pisten, Pfade, Stationen oder irgend etwas anderes, sondern nur australischer Slang für Möse.«
    Van Luik machte ein angewidertes Geräusch.
    »>Knallen< heißt bumsen«, fuhr Street gnadenlos fort. »Mag sein, der alte Saukerl hat Bergbau als sexuelle Angelegenheit betrachtet, vielleicht aber auch nicht. Wie auch immer steht in der Strophe absolut nichts darüber, wo wir diese verfluchten Diamanten finden sollen.«
    »Gehen wir zur neunten Strophe«, sagte van Luik.
    »Das können Sie ja machen. Ich hab jetzt genug.«
    »Fangen Sie mit der vierten Zeile an.«
    Streets Hand schloß sich so fest um den Hörer, daß sie weh tat, und er sagte sich, daß dies nicht der richtige Zeitpunkt sei, die Geduld zu verlieren. Ihm war das Geheimnis der Sleeping Dog-Minen doch durch die Lappen gegangen. Wenn das nochmalige Studium von >Chunder< seine einzige Strafe bleiben sollte, wäre das sein Glück.
    »>Steinerner Schoß, der mir Hoffnung gibt,/Geheimnisse schwärzer als der Tod/Und die Wahrheit zu sagen ist Tod.<« Street wartete, aber van Luik sagte nichts. »>Steinerner Schoß< ist eine Mine, stimmt's? Das hatten wir doch vor - na sechs, sieben Jahren beschlossen, als er >Frau< in
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