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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant
Autoren: Ann Maxwell
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der Hubschrauber mehr als die Fliegen hiergelassen hatte. Vielleicht hatte Street sie aber auch überrascht, bevor sie die ganze Station durchsucht hatten. Street verzog das Gesicht und wandte sich wieder der Leiche zu. Der abgenutzte Samtbeutel hing nicht mehr wie sonst an Abes Hals. Street sah zu dem schäbigen Regalbrett neben dem Schaukelstuhl hinauf. Die verbeulte Blechdose war auch weg.
    »Tja, jetzt hast du deinen letzten Gang durch den Busch hinter dir, alter Meckerer«, murmelte Street. »Hast du die verdammte Dose mitgenommen so wie immer? Ist dein Geheimnis mit dir draußen im Busch eingegangen? Und wer zum Teufel hat dich noch beobachtet außer mir?« Nur das bösartige
    Schweigen des Todes antwortete ihm. »Du hast die ganze Zeit gewußt, was ich wollte, stimmt's? Wie gern hast du mich immer gepiesackt. Aber du alter Schweinehund bist jetzt tot, und ich nicht!«
    Leise Geräusche verrieten, daß die alten Fußbodenbretter in der Küche sich bewegten. Jemand verließ das Haus. Street drehte sich hastig um und stürzte in die finstere Küche, wo er gerade noch eine dunkel gekleidete Gestalt durch die Hintertür schlüpfen sah.
    Mit einem Satz war Street in der offenen Tür und gab einen schnellen Schuß ab. Die Kugel erwischte den Flüchtenden, kurz bevor dieser den Schutz eines Schuppens erreichte. Er fiel nach vorn in den rostbraunen Staub. Street trat vorsichtig näher und drehte den Mann mit dem Fuß um, nachdem er ihn kurz auf Waffen untersucht hatte. Es war Chu, Abes Koch, der mit schmerzverzerrtem Blick zu ihm aufsah. Street zielte auf einen Punkt zwischen seinen Augen. »Wo ist die Dose, du räuberischer Chinese?«
    Chu ächzte nur und sagte nichts. Street lehnte sich mit einem Fuß auf die verletzte Schulter des Mannes. »Also?«
    Chu stöhnte und murmelte etwas auf chinesisch, vielleicht ein Fluch oder eine Bitte um Gnade.
    Street trat fester zu. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie eine Gestalt den Schutz des Schuppens verließ und auf ihn zusprang. In diesem Augenblick, in dem Streets Aufmerksamkeit abgelenkt war, versuchte Chu, ihn mit einem Tritt zu erwischen. Die beiden Ereignisse kamen so gut koordiniert, daß Street sofort wußte, daß er es mit Profis zu tun hatte. Er reagiert gleichermaßen schnell und tödlich. Ohne zu zielen, feuerte er auf Chu und drehte sich gleichzeitig um, so daß dessen Tritt danebenging. Street warf sich zur Seite und richtete dabei seine Waffe auf den anderen Angreifer. Er schoß zweimal, während er auf dem Boden landete. Beide Schüsse gingen da-neben, vereitelten aber einen auf seinen Kopf gezielten Sprung, der seinen Schädel sicher zertrümmert hätte.
    Der Angreifer flog an Street vorbei, der sich abrollte, bis er ganz auf dem Bauch lag. Er drehte sich zur Seite und schoß dem Angreifer zweimal in den Rücken. Irgend etwas an der Art des Falls und des Aufschreies machten Street klar, daß es eine Frau gewesen war, die er gerade erschossen hatte. Er rollte sich in der Erwartung eines weiteren Angriffs wieder zur Seite und richtete sich geduckt auf, den Rücken zum Haus, die Pistole auf den leeren Hof gerichtet.
    Aus fünfzig Metern Entfernung ertönten die Schreie von ein paar aufgescheuchten Kakadus zwischen verkrüppelten Bäumen herüber. Als sie sich nach einigen Sekunden wieder auf die Äste setzten, senkte sich die Stille des Todes über Abe Windsors Station.
    Eilig durchsuchte Street die beiden Leichen. Weder die Blechdose noch der Samtbeutel waren bei ihnen. Da Chu und die Chinesin keinerlei Papier oder andere Kennzeichen bei sich trugen, konnte Street nicht herausfinden, wer sie geschickt hatte und warum. Chu war schon seit Jahren hiergewesen, aber Street waren die Schwielen an seinen Händen und Füßen nie aufgefallen, die ihn als ausgebildeten Kämpfer zu erkennen gaben. Die Hände der Frau sahen ähnlich aus. Beide waren offensichtlich ein Team gewesen, bereit zu töten oder zu sterben.
    Jetzt waren sie tot, und Street war der Antwort auf die Frage, wer sie geschickt hatte, nicht näher als Crazy Abes Diamantenmine. Er spuckte auf den Boden und wandte den Leichen den Rücken zu. Es war wohl kaum noch etwas von Wert hier, aber nach den zehn Jahren, die er dieses Mauseloch beobachtet hatte, würde er jetzt nicht riskieren, irgend etwas zu übersehen. Es war immerhin möglich, daß die Aufzeichnungen des alten Mannes, seine Gedichte sowie sein Testament noch irgendwo auf der Station versteckt waren.
    Der Gestank im Haus war unverändert. Street
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