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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant
Autoren: Ann Maxwell
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der Samtbeutel und die Blechdose waren fort, als Sie ankamen. Zehn Jahre Arbeit -umsonst.«
    »Verdammt richtig. Sie hätten zustimmen sollen, daß ich Abe Windsor auf meine Art zum Reden bringe. Dann hätte er sein Geheimnis schnell ausgespuckt.«
    »Mag sein. Aber höchstwahrscheinlich hätte ein Mann in seinem Alter die Folter nicht überlebt und das Geheimnis seinen Erben hinterlassen. Damals schienen die Risiken zu groß.«
    »Jetzt nicht mehr, mein Freund. Jetzt sind sie verflucht klein.«
    »Ihre Einsicht in die Vergangenheit ist bewundernswert.«
    Street antwortete nicht. Er haßte den korrekten Holländer, dessen Macht hinter dem einfachen, bedeutungslosen Titel Direktor für Sonderunternehmungen der Diamantenverkaufsorganisation DSD versteckt war. Aber er haßte ihn nicht nur, er fürchtete ihn auch.
    »Nun denn«, sagte van Luik. »Dann gehen wir es noch einmal von Anfang an durch.«
    Das war seine beliebteste Taktik bei einem so harten Typen wie Jason Street. Wiederholung verstärkte den Eindruck der Unterlegenheit und ließ gleichzeitig kleine Unstimmigkeiten erkennen, wenn Informationen zurückgehalten oder Lügen aufgetischt wurden.
    Street kannte den Trick genausogut wie van Luik. Er trank noch einen Schluck Bier und rülpste ins Telefon. »Da gibt's wirklich nicht viel zu sagen. Abe hatte schon seit ein paar Tagen gesoffen und war voll bis oben hin. Soweit nichts Neues. Vor drei Tagen dann ist er durchgedreht, hat sich eine Schaufel gegriffen und ist ab in den Busch. Dabei hat er gebrüllt, er würde sein eigenes Grab schaufeln gehen.«
    »War das ungewöhnlich?« »Nein, verflucht noch mal. Das kam bei ihm einmal im Monat vor, wie bei Frauen die Periode. Aber diesmal hat's gestimmt. Er muß draußen im Busch gestorben sein. Seine Leiche sah aus, als hätte man sie langsam auf dem Spieß gegrillt. Tot wie Fisch in der Dose, roch aber viel strenger.«
    Van Luik spürte wieder Übelkeit aufsteigen, allerdings nicht wegen Streets Schilderung. Tod und Verwesung machten dem Holländer nicht das geringste aus. Was ihm Übelkeit bereitete, war das Gefühl der Machtlosigkeit. »Wie ist die Leiche zurück zur Station gekommen?« fragte er.
    »Die Powerpoints müssen ihn gefunden haben.«
    » Powerpoints?«
    »Chinks, Wogs, Chinesen«, sagte Street ungeduldig. Van Luik beherrschte vier Sprachen, konnte - oder wollte - sich aber einfach nicht den australischen Slang merken, den Street zu sprechen pflegte. »Sie haben ihn herausgeholt.«
    »Woher wissen Sie das? Hat Ihr Informant auf der Station es Ihnen gesagt?«
    »Sarah? Die war schon längst verschwunden. Sie hatte wie immer mit Abe zusammen gesoffen und war dabei umgefallen. Als sie wieder nüchtern war und Abe immer noch nicht zurück, hat sie mich angerufen und sich dann aus dem Staub gemacht.«
    »Warum?«
    »Sie wußte, daß ich sie umbringen würde, wenn Abe wirklich tot war.«
    »Also woher wissen Sie dann, daß die Chinesen Windsor gefunden haben?«
    »Es gab keine frischen Spuren zur Station. Der Koch muß den Hubschrauber gerufen haben, als Abe nicht zurückkam. Vielleicht ist er Abe auch gefolgt und hat ihn irgendwo in der Sonne zur Rede gestellt von wegen der geheimen Minen.«
    Van Luik ließ sein Schweigen um die halbe Welt gehen.
    Street sprach weiter. »Der verfluchte Koch muß ein Spitzel gewesen sein, genau wie Sarah. Eine Menge Leute wußten, daß Abe ein paar schöne Steine unter dem Kopfkissen hatte. Nicht nur wir waren hinter ihm her.«
    Van Luik rieb sich den Nasenrücken, um den Kopfschmerz zu lindern. »Reden Sie weiter.«
    »Die Powerpoints müssen Abe draußen im Busch gefunden und zurückgebracht haben. Danach haben sie die Station durchsucht, was bedeutet, daß Abe ihnen nichts erzählt hat, bevor er gestorben ist.«
    »Das will ich auch sehr hoffen. Unglücklicherweise wußten die >Powerpoints< ja wohl genug, um auch die Blechdose mitzunehmen, nicht nur die Diamanten, oder?«
    Jason Street nahm einen kräftigen Schluck Bier und antwortete nicht. Er hatte gehofft, van Luik würde nicht so schnell begreifen, was es bedeutete, wenn auch die Blechdose fehlte.
    »Oder?« fragte van Luik noch einmal etwas schärfer.
    »Ja, sie haben die verdammte Dose mitgenommen.«
    »Also müssen wir davon ausgehen, daß sie mindestens so gut informiert sind wie wir. Ihnen wird klar sein, daß der Inhalt des Beutels sicher nur einen Bruchteil des Wertes besitzt, den der Inhalt der Dose bei richtiger Anwendung haben könnte.«
    Die verzerrte
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