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Flammender Diamant

Titel: Flammender Diamant
Autoren: Ann Maxwell
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>Schoß< abgeändert hat?«
    Van Luik kümmerte sich nicht um Streets Sarkasmus. »Ja. Weiter.«
    »Schöße, Frauen und Minen sind dunkle Plätze, und es hätte Crazy Abes Tod bedeutet, wenn er jemandem gesagt hätte, wo seine Mine ist, das wußte er verdammt gut.«
    »>Aber zu dir werde ich sprechen,/Höre mich, o Kind der Enttäuschung. <«
    Street sagte nichts, so überrascht war er darüber, daß van Luik die Rollen getauscht und es übernommen hatte, aus dem schrägen Gedicht vorzulesen, das sie inzwischen beide haßten.
    »>Laß die Geheimnisse schlafen,/Und warte auf den Sprößling des Verrats./Solang die Känguruhs es weiter treiben,/ Oben übern Boden springen,/Liegt eine Handvoll alter Bonbondosen/ganz unten, und sie rappeln und sie klingen.««
    Stille lag in der Leitung, während eine ungemütliche Ahnung in Street wuchs. »Er redet von einem Erben, stimmt's? Nicht einfach von jedem beliebigen Kerl, der zufällig >Chunder< liest, sondern von seinem verfluchten Erben!«
    »Ich fürchte, Sie haben recht. >Kind der Enttäuschung< können wir nicht mehr länger als Kommentar zum allgemeinen Unglück der Menschheit verstehen.«
    »Verdammte Scheiße«, schnarrte Street. »Was soll sein Erbe schon aus diesem bescheuerten Gefasel lesen, das wir nicht auch verstehen könnten?«
    Der Schmerz zwischen van Luiks Augen wurde mit jedem Herzschlag unerträglicher. Es wäre alles so viel leichter, wenn es einen eindeutigen Hinweis auf Streets Verrat gäbe, irgendeinen spürbaren Beweis für die Unzuverlässigkeit des Mannes am anderen Ende der Leitung. Da es aber nicht so war, mußte es irgendeine unbekannte und daher völlig unberechenbare Kraft geben, die versuchte, das sensible Gleichgewicht der Diamantenverkaufsabteilung DSD von ConMin durcheinanderzubringen. Und Hugo van Luik hatte sein Leben lang daran gearbeitet, es aufrechtzuerhalten.
    Van Luik stellte sich das Geschehen in Australien vor und fragte sich, ob Abe Windsor, als er im Sterben lag, sein Geheimnis doch noch dem Wüstengras erzählt hatte. Das einzige, was van Luik hatte, war die Tatsache, daß Jason Street von einem handschriftlichen Testament erzählt worden war und er seitenweise manische Dichtung zu sehen bekommen hatte; außerdem wußte er, daß Abelard Windsor, wenn er betrunken war, von Diamanten zu reden begann, die grün wie Billabongs im Schatten von Eukalyptusbäumen waren oder rosa wie die
    Brustwarzen eines weißen Mädchens oder so klar und hell wie destilliertes Wasser.
    Sinnloserweise wünschte van Luik, es wäre ihm schon vor Jahren möglich gewesen, Street freie Hand zu geben, seine schnellen, grausamen Fähigkeiten anzuwenden. Street hätte den alten Mann aufgeschlitzt wie einen Stör und den glitzernden Kaviar der Wahrheit aus ihm herausgeholt.
    »Niemand kann beweisen, daß die Mine überhaupt existiert«, sagte van Luik leise und ohne zu wissen, daß er überhaupt sprach. »Abe war schließlich ziemlich verrückt.«
    »Träumen Sie nur ruhig weiter, Kumpel«, erwiderte Street. »Es gibt die Mine. Man hat ihn Crazy Abe genannt, und sicherlich war er auch etwas verrückt, aber nicht völlig. Diamanten waren seine Kinder, seine Frauen, seine Heimat und sein Gott. Ich habe in meinem Leben eine Menge Lügen gehört und verflucht selten die Wahrheit, aber wenn Abe von Diamanten redete, benahm er sich wie ein Priester bei der Beichte. Er sprach die Wahrheit, wie verrückt sie auch geklungen haben mag. Ich habe die Steine in dem Beutel nie in der Hand gehabt, aber ich würde mein Leben darauf verwetten, daß sie echt waren.«
    Schweigen; dann: »Die sechzehnte Strophe. Lesen Sie.«
    Diesmal machte Street keine Einwände. Bisher hatte er nur gefürchtet, Abe Windsor würde das Geheimnis der Mine jemand anderem hinterlassen als seinem alten Freund Jason Street. Jetzt war er sich langsam sicher.
    »>Es kann dir gehören, alles./Sag Mallee root auf Wiedersehen,/Sag meiner Queen guten Tag,/Geh einen Meter für jeden Tag des Betrugs./Dreh dich um - siehst du's?/Dumme Muschi./Kannst nicht mal Scheiße im Klo finden, stimmt's ?<«
    Van Luik wartete.
    »Mallee root ist Slang für Hure«, sagte Street matt, dem an der Zeile nichts Neues zu sein schien. »Es gibt keine Karte oder Orte auf Abes Claims, die einen solchen Namen beinhalten.
    Und was seine >Queen< betrifft, wird wohl seine Mine seine Königin sein, stimmt's?«
    Van Luik grunzte.
    »Was den Rest betrifft: Wenn man nicht weiß, wo man stehen soll und wie viele Jahre lang Abe betrogen
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