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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht
Autoren: Markolf Hoffmann
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angelaufen. Seine Augen flackerten. Dann erlosch das Licht in ihnen. »Haltet ein, Uliman!« schrie Baniter. »Laßt sie nicht so sterben! Nicht so…«
    Er bemerkte, daß sich ihm einige Männer genähert hatten. Sie mußten soeben in den Kaisersaal eingedrungen sein; Tathril-Priester, ihre Haare feuerrot. Troublinier! Sie umkreisten Baniter.
    Uliman wandte sich ab. »Du wurdest verschont, Baniter, auch wenn ich nicht weiß, warum. Ich werde es herausfinden. Bringt ihn fort!«
    Die Priester warfen sich auf Baniter; er versuchte sich zu befreien, doch sie rangen ihn zu Boden. Entsetzt blickte er auf die Fürsten, die rund um ihn auf den Steinplatten lagen. Das Zucken ihrer Leiber hatte aufgehört. »Der Silberne Kreis«, flüsterte Baniter. »Er hat sie alle ermordet!«
    Dann erblickte er Binhipar Nihirdi. Der bärenstarke Mann hatte sich aufgesetzt, sein Gesicht dunkelrot, die Augen verdreht. Es war ihm gelungen, die Finger unter die Kette zu schieben, die ihm die Kehle zuschnürte. »Ban.. .iter…«, würgte er hervor. »D..er.. Lu.. .chs… ihr…«
    Er versuchte Luft zu holen. Streckte den Kopf zurück. Die Adern an seiner Stirn, seinem Hals waren geschwollen, drohten zu platzen. Binhipar bäumte sich auf. Ein Reißen! Die silberne Kette war zersprungen. Keuchend richtete sich der Fürst von Palidon auf, rang nach Luft. Zwei der Priester ließen von Baniter ab und stürzten sich auf Binhipar; doch dieser wich aus, brachte sie mit zwei Fausthieben zu Fall.
    »Tötet ihn!« befahl Uliman mit kalter Stimme. »Holt die Wachen und tötet den Mörder meiner Eltern!« Binhipar warf ihm einen Blick zu, einen kurzen Blick. Dann wankte er zum Ausgang des Kaisersaals. Ein Wachposten sprang auf ihn zu, das Schwert gezückt.
    »Gebt acht, Binhipar!« schrie Baniter, der noch immer von den Priestern festgehalten wurde. Mit einem Brüllen warf sich Binhipar dem Wachmann entgegen. Dieser war zu überrascht, einen Schwerthieb zu führen. Beide brachen zu Boden. Binhipar packte den Schädel des Mannes, hämmerte ihn gegen eine nahe Säule. Packte das Schwert. Keuchend blickte er sich nach Uliman um.
    »Wo sind die Wachen?« schrie das Kind voller Wut. »Holt sie und tötet ihn!«
    Binhipar wankte. Dann rannte er los. Er verschwand im Gang, der an den Kaisersaal grenzte. Seine Schritte entfernten sich, verhallten.
    Flieh, Binhipar!
schoß es Baniter durch den Kopf.
Flieh und sage allen, daß der Kaiser die Fürsten ermordet hat… ermordet!
    Uliman sank auf den Thron zurück. »Er wird nicht weit kommen. Bringt mir seinen Kopf, wenn ihr ihn gestellt habt.« Das Kind nahm die silberne Krone von seinem Haupt. »Und jetzt sperrt Baniter Geneder fort. Mit ihm werde ich mich ein anderes Mal befassen.«

EPILOG
    Ist jede Stadt, von Menschenhand errichtet, dem Untergang geweiht? Trägt jede Mauer, jeder Turm nicht längst die Spuren der Vernichtung, da sie aus dem Geröll vergangener Städte aufgeschichtet wurden? Liegt unter jeder Stadt nicht auch ihr Gegenstück, ein dunkler Ahne, der mit Groll der Stunde seiner Rückkehr harrt? Mondschlunds Gesang stieg aus der Sphäre auf; verwobene Klänge, hell und strahlend. Er sang von alten Städten, die vor vielen Jahrtausenden auf Gharax entstanden waren und für kurze Zeit der Mittelpunkt der Welt gewesen waren, bis sie zerstört worden waren. Nhordukael lauschte den Melodien; er fragte sich, warum Mondschlund von diesen untergegangenen Städten sang, welche Botschaft er ihm auf dem Weg durch die Sphäre mitgeben wollte. Denn noch immer wandelte er auf Sternengängers Spuren. Die brennenden Fußstapfen, der Abdruck des Wanderstabs - sie glühten in der Finsternis, und er folgte ihnen beharrlich. »Das Zeitalter der Wandlung ist gekommen«, sang Mondschlund, als Nhordukael auf seinem Weg innehielt. »Nun kehrt Vergessenes zurück ans Tageslicht; und die Vergangenheit fordert ihren Tribut. Viele der alten Städte liegen in Trümmern; doch auch von diesen geht eine unheilvolle Macht aus. Sternengänger wußte sie für sich zu nutzen. Bis heute nutzt er die alten Legenden, um die Menschen zu täuschen; und viele dieser Legenden schuf er selbst.«
    »Ich bin gegen seine Lügen gefeit«, sagte Nhordukael.
    »Doch der zweite Auserkorene… als ich ihn in der Bucht erblickte und ihn vor Durta Slargin warnen wollte, verstand er meine Worte nicht.«
    »Er ist in Sternengängers Netz gefangen. Du willst ihn befreien, doch das wird dir nicht gelingen. Sahst du nicht, daß er ein williger Knecht des
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