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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht
Autoren: Markolf Hoffmann
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bekommen; nicht, solange ich hier stehe!« Baniter erwiderte seinen Blick. »Das Recht ist auf meiner Seite, und die Forderungen der Bürgerschaft sind bekannt.« Seine Stimme wurde laut. »Ich habe mich lange genug um mein Erbe betrügen lassen! Habe ich nicht während der letzten Kalender gezeigt, daß ich nichts anderes als das Wohl des Kaiserreiches verfolge? Habe ich nicht den Silbernen Kreis dazu gedrängt, rechtzeitig gegen die Goldei ins Feld zu ziehen? Konnten sich die Fürsten nicht allein deshalb nach Persys retten, weil ich vor Nhordukael und seinen Zauberkünsten gewarnt habe?« Er wandte sich Uliman zu. »Es ist Eure Entscheidung, mein Kaiser! Nur Ihr könnt mir zu meinem Recht verhelfen. Ich weiß wohl, daß mein Großvater Norgon Geneder Euren Großvater Torsunt stürzen wollte, doch er hat seine Strafe erhalten.«
    Die Blicke der Fürsten ruhten auf dem jungen Kaiser. Dieser hatte das Gespräch schweigend verfolgt. Als Baniter ihn ansprach, richtete er sich langsam auf dem Thron auf. »Ja, Baniter, er hat seine Strafe erhalten.« Ulimans Stimme klang verhalten. »Doch andere haben noch nicht für ihre Verbrechen bezahlt.« Er sah die Fürsten der Reihe nach an. »Meine Eltern wurden beide ermordet! Meine Mutter Syllana wurde von einer Hundemeute zerrissen, weil sie einfacher Herkunft war, und mein Vater Akendor kam im Kerker um. Zwei Morde, und keiner von ihnen wurde gesühnt!«
    Baniter wich erschrocken vor dem Kaiser zurück.
Was spricht er da? Was hat dieser Junge vor?
Sardreshs Warnung kam ihm in den Sinn.
Er ist gefährlich. Ein Dämon!
Plötzlich bereute er es, dem verrückten Baumeister nicht aufmerksamer zugehört zu haben.
    Auch die anderen Fürsten waren beunruhigt. Schließlich ergriff Scorutar das Wort. »Glaubt nicht diesen üblen Gerüchten, Uliman«, säuselte er. »Der Tod Eurer Mutter war ein tragischer Unfall, und Euer Vater richtete sich selbst zugrunde. Er hat…«
    »Lüg mich nicht an!« Uliman war von seinem Thron aufgesprungen. Die Sonne ließ seine Locken aufleuchten. »Ihr habt ihn umgebracht, und meine Mutter ebenso! Einige von euch haben die Morde geplant, andere stillschweigend geduldet! Der Silberne Kreis ist eine Bande von Mördern!« Er griff nach der Kette an seinem Hals, umschloß die silberne Plakette. »Nun ist das Verlies der Schriften geöffnet, und die Stadt Vara wird sich wandeln. Die neue Zeit bricht an, von der Rumos mir erzählte. Ich will ihr entgegenschrei- ten, doch nicht an der Seite von Meuchelmördern!« Seine Worte waren zornerfüllt. »Die Bosheit hat euch Fürsten geeint. Nun soll auch der Tod euch vereinen. Der Silberne Kreis… seht her, wie ich ihn zerschlage!« Er riß sich die Kette vom Hals. Im selben Moment ging ein Aufschrei durch den Kaisersaal. Die Fürsten griffen sich an die Kehlen; ihre Augen weiteten sich, und einer nach dem anderen brach zu Boden. Die Ketten, die silbernen Ketten … sie schnürten sich um ihre Hälse, schnitten sich in ihr Fleisch. Die Schreie verebbten, wurden zu einem Husten, einem qualvollen Keuchen der Erwürgten. Scorutar Suant krümmte sich auf dem Boden; seine weiße Schminke blieb auf den steinernen Bodenplatten haften, enthüllte sein faltiges Gesicht. Seine Augen waren auf den Kaiser gerichtet, um Gnade flehend; doch Uliman stand aufrecht vor dem Thron, die Hand unerbittlich um die Kette geschlungen. Er sah auf die Fürsten herab, die sich dort wanden; sah, wie das Blut zwischen ihren Lippen hervorlief, wie ihre Augen hervorquollen, und die Gesichter rot, schweißbedeckt, die zuckenden Arme, die um sich tretenden Beine…
    Nur einer der Fürsten stand aufrecht vor dem Kaiser, starrte entsetzt auf die Sterbenden hinab. Es war Baniter Geneder. Auch er faßte sich an den Hals; doch seine Kette hatte sich nicht zusammengezogen, lag kalt auf seiner Haut.
    Uliman sah den Fürsten nachdenklich an. »Der Zauber verschont dich, Baniter. Das ist seltsam. Vielleicht schützt er dich, weil du damals nicht in Thax warst, als die anderen Fürsten meinen Vater in den Kerker sperrten.«
    »Was tut Ihr da, Uliman?« stieß Baniter hervor. »Wer hat Euch diesen grauenvollen Zauber gelehrt?« »Mein Lehrmeister Rumos«, sagte Uliman nicht ohne Stolz. »Er hat mich gelehrt, die Sphäre zu beherrschen. Denn als Herr von Sithar muß ich auch Herr über die Quellen sein.«
    Baniter spürte, wie eine Hand sich um seinen Fuß krallte. Es war Stun Lomis, der junge Sohn Fürst Perjans. Die Zunge hing ihm aus dem Mund, schwarz
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