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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht
Autoren: Markolf Hoffmann
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mit beiden Fäusten gegen die Tür. »Laßt mich heraus! Und wo sind die Südsegler? Warum haben sie mich verraten?«
    »Wer sich mit den Südseglern einläßt, sollte wissen, daß sich jede Summe überbieten läßt«, sagte Sinustre spöttisch. »Euer Gebot war zu niedrig, Jundala Geneder!«
    Jundala wich von der Tür zurück, Entsetzen in ihrem Gesicht. »Die Suche, die Suche muß weitergehen«, flüsterte sie wie von Sinnen. »Ich Närrin!«
    Sie hörte das Lachen der Dame Sinustre. »Nun seid Ihr eine Weile mein Gast, Jundala. Seid unbesorgt; Eurem Gemahl wird nichts geschehen. Varas Bürger lassen ihren Fürsten nicht im Stich.«
    Mit diesen Worten schloß sie die Luke. Nun war Jundala allein, gefangen in der Dunkelheit, und verzweifelt sank sie auf den Boden der Kajüte nieder.
    Die Sonne stand hoch über dem Palast. Ihre Strahlen fielen durch die Fenster des Kaisersaals, tauchten den Thron in helles Licht. Die blonden Locken des Kaisers strahlten, und ebenso seine silberne Krone. Ruhig blickte er auf die Reihe der Fürsten, die vor ihm versammelt waren: Binhipar Nihirdi und Scorutar Suant, Vildor Thim und Stanthimor Imer, Hamalov Lomis und Arkon Fhonsa, Ascolar Suant und Baniter Geneder, und Stun Lomis, der Sohn des morthylischen Fürsten Perjan, der vermutlich im Kampf um Fareghi ums Leben gekommen war. Sie alle trugen die silbernen Ketten um den Hals, an denen die Plaketten ihrer Fürstentümer hingen. Der Silberne Kreis; vor vielen Jahrhunderten von den zehn Gründern im Bundessaal zu Persys geschlossen, der dieser prächtigen Halle so sehr glich…
    »Ich werde mich dieser Unverschämtheit nicht beugen!« rief Hamalov Lomis zum wiederholten Mal. Sein Gesicht war blaß; die roten Flecken an seinem Hals verrieten seine Erregung. »Ich habe das Fürstentum Varona nach bestem Willen verwaltet, habe alles nur Mögliche getan, um den Reichtum dieser Stadt zu mehren. Es mögen mir einige Fehler unterlaufen sein, doch ich war ein guter Herrscher!« Seine Stimme klang dünn; fast schien es, als zweifelte Hamalov an den eigenen Worten.
    »Ihr habt den Brief der Bürgerschaft gelesen«, sagte Scorutar Suant mit Bedauern in der Stimme. »Sie erwarten Eure Abdankung bis zum heutigen Abend.« Er seufzte und warf die kastanienbraunen Locken zurück. »Einen Streit mit der Oberschicht von Vara können wir uns in diesen Tagen nicht erlauben!«
    Weise gesprochen,
dachte Baniter. Zwar hatten sich die Schiffe der Goldei zurückgezogen, und aus dem Norden drangen gute Nachrichten; das kaiserliche Heer war über den Nebelriß gezogen und würde in Kürze Arphats Streitmacht verstärken. Auch aus Kathyga gab es erfreuliche Neuigkeiten: Ein zusammengewürfeltes Heer aufständischer Rochenländer hatte unter Führung eines Mannes namens Cercinor die Echsen aus dem Arkwald vertrieben; und dieser bereitete sich darauf vor, auch den Rest Kathygas zu befreien. Doch all dies konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß Sithar am Rande des Abgrunds geschwebt hatte. Die Schiffe der Goldei hatten das Volk in große Unruhe versetzt, Angst und Schrecken in Vara verbreitet. In dieser Stunde war der Silberne Kreis auf die Unterstützung der Bürgerschaft angewiesen.
    »Ich soll Varona aufgeben«, rief Hamalov entrüstet, »damit ein paar freche Krämer und Stadtgrafen dem Silbernen Kreis nicht die Treue aufkündigen! Oh, ich weiß, wer dahintersteckt.« Er ballte die Faust. »Sinustre Cascodi… sie hat mich schon immer gehaßt - nur, weil ich ihr vor Jahren ein kleines Angebot machte, das sie mißverstand. Obgleich sie sich früher, als sie noch nicht Fürsprecherin der Bürgerschaft war, keineswegs so zierte! Sie ist es, die die Oberschicht gegen mich aufhetzt.« Er wies auf Baniter. »Und er soll das Fürstentum bekommen, nicht wahr? Der Enkel des Verräters!«
    Baniter sah ihn mitleidsvoll an. »Ihr wißt selbst, daß meiner Familie das Fürstentum nur für eine gewisse Zeit entzogen wurde. Nach zehn Jahren, so sah Kaiser Torsunt es vor, sollte Varona wieder an die Geneder zurückgegeben werden. Diese Zeit ist lange verstrichen! Und da Ihr keinen Rückhalt mehr im Volk habt, ist es vernünftig, Varona und Ganata wieder zu vereinen und in meine Hände zu legen.«
    Binhipar Nihirdi trat vor ihn. Sein Blick war haßerfüllt, und seine mächtige Gestalt überragte Baniter um einen halben Kopf. »Das letzte Wort hierüber ist noch nicht gesprochen ! Hamalov Lomis muß auf Varona verzichten, zweifellos; doch Ihr werdet das Fürstentum nicht
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