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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht
Autoren: Markolf Hoffmann
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Baniter auf der Schriftrolle die letzte Botschaft seines Großvaters entziffern können.
    Der Schlüssel sprengt den Stein der Tod ein Trug.
    Die Nachricht war ebenso knapp wie geheimnisvoll. Was hatte Norgon seiner Familie mitteilen wollen? War es eine Warnung? Ein Versprechen? Baniter wußte es nicht. Doch die Worte ließen ihn nicht los, immer wieder murmelte er sie vor sich hin.
    Nach der durchwachten Nacht im Archiv war Baniter kurz vor Sonnenaufgang in den Kaiserpalast zurückgekehrt und hatte sein Bett leer vorgefunden. Vier Tage waren seit dem Streit mit seiner Frau vergangen. Seitdem hatte Jundala nicht mehr neben ihm geschlafen. Sie mied Baniter, und alle Versuche, sie zu einem Gespräch zu bewegen, waren gescheitert. Jundala hatte nur ihre Forderung wiederholt, daß Baniter sein Verhältnis zu der arphatischen Königin abbrechen solle; und er hatte beteuert, daß es ein solches Verhältnis nicht gebe, nie gegeben habe, daß er in Praa von Inthara verführt worden sei, ohne zu bemerken, wer ihn in jener schicksalhaften Nacht im Norfes-Tempel überrascht hatte. Jundala hatte ihm nicht geglaubt, und Baniter konnte es ihr nicht verdenken. Je länger er darüber nachdachte, desto unglaubwürdiger erschien es ihm selbst; er fragte sich, ob er damals nicht zumindest geahnt hatte, daß Inthara zu ihm ins Bett gestiegen war und nicht An'Chaki.
Ich war voller Angst in jener Nacht, erwartete jeden Augenblick einen Dolch an meiner Kehle… und diese Trau kam zu mir, legte sich auf mich, riß mich mit in ihrer Leidenschaft…
Hatte er damals tatsächlich ein Kind mit der Königin gezeugt? Baniter wollte es noch immer nicht glauben. Vielleicht trieb Inthara nur ein Spiel mit ihm, versuchte ihn mit dieser angeblichen Schwangerschaft von seiner Frau zu trennen. Er hatte Inthara zur Rede stellen wollen; doch die Anub-Ejan-Mönche hatten ihn nicht zu ihr durchgelassen.
Ich muß mit Inthara sprechen, so rasch wie möglich; muß erfahren, warum sie mir die Tolgen unserer Liebesnacht verschwieg. Und ich muß jundala zurückgewinnen! Ohne sie bin ich verloren!
Baniter richtete sich auf. Es war noch früh am Morgen; die Sonne war eben erst aufgegangen. In wenigen Stunden würde erneut der Thronrat im Kaisersaal tagen, um über die neuesten Entwicklungen zu beraten. Die vergangenen Tage waren ereignisreich gewesen. Nach dem Auftauchen der goldeischen Schiffe waren die Klippenritter auf Befehl des Kaisers zur Küste gezogen, um diese gegen die Echsen zu verteidigen; doch der befürchtete Angriff war ausgeblieben. Statt dessen hatten die goldenen Schiffe plötzlich kehrtgemacht, waren wieder in den Tiefen des Silbermeeres verschwunden. Zugleich war die Kunde nach Vara gedrungen, daß der Leuchtturm von Fareghi wieder sein vertrautes Licht aussandte.
Der Leuchtturm wurde befreit und die Besetzung der Küste durch die Goldei im letzten Augenblick abgewendet. Nun heißt es, die veränderte Lage zu nutzen, bevor das ›Gespann‹ aus seiner Lähmung erwacht!
    Baniter wußte, daß er nun keine Zeit verlieren durfte. Die Oberschicht von Vara war sehr erleichtert gewesen, als die Schiffe der Goldei aus Varas Gewässern verschwunden waren; hinzu gesellte sich die Freude über den Abzug der Klippenritter, den Baniter erwirkt hatte. Nun hielt auch die Dame Sinustre ihr Wort, das sie Baniter in der Halle der Bittersüßen Stunden gegeben hatte. Gestern hatte ein Schreiben den Thronrat erreicht, in dem Varas Großbürger die endgültige Absetzung von Hamalov Lomis und die Wiedervereinigung von Ganata und Varona forderten; ansonsten, so die Drohung, gedächten die Bürger die Zahlung der jüngsten Kriegssteuern umgehend einzustellen und ihre Söhne und Vertrauten, die im kaiserlichen Heer dienten, nach Vara zurückzurufen.
    Die Stunde, auf die ich so lange gewartet habe, nähert sich! Heute tritt der Silberne Kreis zusammen; das ›Gespann‹ ist geschwächt, Binhipar ohne den Schutz seiner Klippenritter. Nun, da ich den Rückhalt der Bürgerschaft besitze, wird mir der Silberne Kreis den Fürstentitel des vereinigten Ganatas nicht länger verweigern können. Ich habe die Fürsten aus Thax gerettet, bevor die Stadt von Nhordukaels Weißstirnen eingeäschert wurde. Ich habe sie stets vor den Goldei gewarnt, habe das Bündnis mit Arphat geschlossen. Nun müssen sie mir ihren Dank erweisen.
Er griff nach der Silberkette an seinem Hals.
Und dann wird mir Hamalov Lomis das Erbe meiner Familie wiedergeben…
    Er streifte sich den schwarzen Mantel mit
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