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Flammenbucht

Flammenbucht

Titel: Flammenbucht
Autoren: Markolf Hoffmann
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huschten. »Wie lange soll ich auf dieser elenden Insel ausharren? Wie kann ich meine Männer von hier fortbringen, nun, da kein Schiff mehr in der Flammenbucht anlegen wird? Antworte mir!«
    »Wenn Ihr Fareghi unbedingt verlassen wollt, werden wir Euch gerne behilflich sein«, erklang hinter ihm eine fröhliche Stimme. »Denn dies wollten wir Euch ohnehin nahelegen, Baron.«
    Eidrom starrte zum Treppenaufgang. Mehrere Menschen waren auf das Dach gestiegen; einige von ihnen trugen meerblaue Fischerhauben. Ihr Anführer, ein Mann mit verschmitzten Gesicht und rotem Bart, hatte das Wort an den Baron gerichtet; um seine Stiefel sprangen die zwei wieselartigen Tiere, die den Baron voller Wut anfauchten. »Ich bin Aelarian Trurac, Großmerkant aus Troublinien, und möchte Euch im Namen des Gildenrates für Euren weisen Entschluß danken, den Leuchtturm aufzugeben.«
    »Den Leuchtturm aufgeben? Was redet Ihr da!« Eidroms Hände umklammerten den Rand der silbernen Schüssel. »Wer seid ihr seltsamen Gestalten?«
    Ein Mann mit verzwirbelten Zöpfen und geschminkten Wimpern trat nach vorn. An seinem Handgelenk schimmerte ein goldener Armreif. »Wir sind Varyns Erben, du Hundsfott! Zweitausend Jahre hat unsere Bruderschaft mit angesehen, wie mit dem Leuchtturm Schindluder getrieben wurde, doch deine Herrschaft über Fareghi haut dem Faß den Boden raus!«
    Eidrom starrte auf Stollings goldenen Turmbinder. »Wie konntet ihr auf diese Insel gelangen? Wie konntet ihr der Macht des Leuchtfeuers trotzen?«
    »Der Turm hat Varyns Erben bis heute nicht vergessen«, triumphierte Stolling. »Mit seiner Hilfe sind wir nach Fareghi zurückgekehrt, und du würdest uns und dir selbst einen Gefallen tun, wenn du schleunigst das Weite suchst.«
    Eidrom hatte sich wieder gefaßt. »So einfach ist dies nicht, meine werten Gäste! Ich habe hier auf Fareghi eine höhere Aufgabe zu erfüllen. Die Schiffe der Goldei kamen auf meinen Ruf in das Silbermeer; mit ihrer Ankunft brach im Süden von Gharax ein neues Zeitalter an! Ich wurde auserwählt, die Menschheit in diesen stürmischen Zeiten anzuführen, und ihr werdet mich nicht daran hindern.« Das weiße Glühen seiner Hände wurde heller. »Und nun macht, daß ihr fortkommt! Der Leuchtturm ist meine Waffe; er wird euch verbrennen, wenn ich es ihm befehle!« Grelles Licht brach zwischen seinen Fingerspitzen empor, warf dünne Strahlen in den verdunkelten Himmel. Mit ausgestreckter Hand wankte er auf die unwillkommenen Besucher zu. Noch immer zeigten die Wolken sein Bild. Er sah furchterregend aus; seine Augen glühten, die wirren Locken wehten im aufbrausenden Wind, der die Spitze des Turms erfaßt hatte.
    »Obacht, Stolling!« warnte Ungeld den Gastwirt, der sich zu weit in Eidroms Richtung vorgewagt hatte. »Die wollene Napfschildlaus ist im Anmarsch!«
    »Laß sie nur kommen«, knurrte Stolling. Er hatte den Arm erhoben; der Turmbinder glänzte auf. Schon wollte er sich auf Eidrom stürzen, doch eine knöchrige Hand hielt ihn zurück.
    »Geh zur Seite, du Narr!« Es war Rumos Rokariac. Der alte Priester schob Stolling unwirsch beiseite. »Dein Armband mag über einige bemerkenswerte Kräfte verfügen, doch vor diesem Gegner kann er dich nicht bewahren. Eidrom hat sich der Ewigen Flamme verschrieben!« Mit finsterer Miene starrte er den Baron an und murmelte einige Worte, als spräche er zu sich selbst. »Ob er es selbst weiß, Carputon? Nein, er ahnt es nur, spürt es tief in seinem Innern. Der Turm hat ihm einen Teil seiner Seele entrissen. ..« Rumos hatte nun ebenfalls die Hand erhoben. Rötliche Flammen schlugen empor, leckten um seine dürren Finger. »Deswegen hast du den Turm so sehr gefürchtet, Carputon - weil sein Leuchtfeuer der Flamme gleicht, die dich aus meinem Herz trieb. Deswegen deine Angst und dein Zaudern; und nur deshalb konntest du das Licht des Turms verstehen, weil du die Macht der Flamme kennst!«
    Ein neues Bild wanderte über den Himmel; die groben Umrisse einer Gestalt, wie mit pechschwarzer Farbe in die Wolken gemalt; der Kopf ein leeres Oval, die Glieder schmale Striche, die in ständiger Bewegung waren. Verzweifelt schlugen sie um sich, während die Umrisse der Gestalt in das Abbild von Eidroms Gesicht glitten, mit ihm verschmolzen.
    Eidrom von Crusco starrte entsetzt zum Himmel. »Die Flamme…das Leuchtfeuer…« Seine Hand zitterte. Immer greller wurde das Licht, das zwischen seinen Fingern hervorschoß. »Was hast du mir angetan, Priester?« Rumos lachte auf.
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