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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache
Autoren: Shannon McKenna
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konnten hier zu jeder Tages- und Nachtzeit knusprige Fritten und Koteletts essen. Er hatte seine unverheiratete Schwester, Brunos Tante Rosa, überredet, nach Portland zu ziehen und ihm zu helfen. Sie hatte heroische Anstrengungen unternommen, um Gerichte zu zaubern, bei denen die Geschmacksknospen vor Entzücken in sechs Tonlagen seufzten, während gleichzeitig die Arterien tödlich verstopften.
    Aber Onkel Tony war tot. Er war vor nunmehr fast einem Jahr als Held gestorben und hatte dabei nicht nur Brunos Leben, sondern auch das vieler anderer gerettet. Bruno konnte die schroffe, militärische Kommandostimme seines Onkels praktisch in seinem Kopf hören.
Was soll das werden? Du willst Tonys Diner wegen was schließen? Wegen Albträumen? Wegen verfluchtem Stress? Du bist müde, Junge? Scheiß auf müde! Müde ist was für Schlappschwänze! Du kannst dich ausruhen, wenn du tot bist!
    Tony ruhte sich aus. Nur Bruno schien dazu nicht in der Lage zu sein, solange die Rudy-Träume anhielten und Tante Rosa in der Küche fehlte. Sie hatte sich ein paar Wochen Urlaub genommen, um der Geburt eines weiteren Exemplars der vielköpfigen McCloud-Brut beizuwohnen, und erwartete von Bruno, dass er den Laden währenddessen schmiss. Kev war aus dem Schneider, weil Rosa sich sehnsüchtig wünschte, dass er sich fortpflanzte, und dieses schweißtreibende Unterfangen schließlich Zeit und Muße erforderte. Aber auf Bruno nahm niemand Rücksicht.
    Lasst den Jungen ruhig Tag und Nacht schuften. Es macht nichts, wenn er keinen Schlaf bekommt. Ist nicht so wichtig, wenn er sich nicht um sein eigenes Lenkdrachen- und Spielzeugunternehmen kümmern kann.
    Zum Glück war seine Firma eine perfekt geölte Maschine. Eins von Brunos Talenten bestand darin, gute Mitarbeiter zu finden und sie zu motivieren. Dumm nur, dass Rosa diese Fähigkeit nicht auch beherrschte.
    Aber das Lokal war seine wichtigste Verbindung zu Tony. Gott, wie er den alten Schweinepriester vermisste. Tony hatte das Diner geliebt, und Bruno verdankte seinem Onkel sein Leben. Tony hatte das Lokal nie geschlossen, mit Ausnahme weniger sehr denkwürdiger Tage. Darunter zum Beispiel jener vor achtzehn Jahren, an dem Rudy und sein Schlägertrupp das Diner gestürmt hatten, um Bruno zu entführen und mundtot zu machen. Dank Kev – seines Zeichens Ninjakämpfer der Extraklasse – und Tony war es ihnen nicht gelungen. Sein Onkel hatte die Gangster in seinen Pick-up verfrachtet und einem unbekannten, aber nicht schwer zu erratenden Schicksal zugeführt. Es war ein Morgen voller Blut, Gewalt und zerbrochenem Glas gewesen.
    Ein zweites Mal blieb das Lokal an Tonys Todestag geschlossen. Auch dieser Tag war geprägt gewesen von Blut, Gewalt und zerbrochenem Glas. Nicht zu vergessen die Bomben und Pistolenkugeln.
    Jesus, Maria und Josef. Bei genauerer Betrachtung schien es, als würde Bruno das Unheil praktisch selbst heraufbeschwören, wenn er das Diner ein weiteres Mal zumachte.
    Na gut, dann würde er den Laden eben schmeißen, solange es nötig war. Sein Schlaf war sowieso keinen Pfifferling wert, weil Rudy ihm Nacht für Nacht einen Besuch abstattete. Auch sein Liebesleben war im Grunde nicht mehr existent. Man konnte keine weiblichen Bekanntschaften für erotische Vergnügungen zu sich einladen, wenn man jeden frühen Morgen eine Verabredung mit Monstern hatte, die der eigenen kranken Psyche entsprangen. Das war ein echter Stimmungskiller. Bruno hatte schon seit Monaten keinen horizontalen Tango mehr hingelegt.
    Offen gesagt, fehlte es ihm auch nicht. Er war zu müde.
    Er ging ins Bad und betrachtete sein Spiegelbild über dem Waschbecken. Er sah übel aus, wie er kritisch feststellen musste. Seine Augen waren blutunterlaufen, die Wangen hohl. Seitdem die Träume ihn wieder heimsuchten, hatte er fast zehn Kilo abgenommen. Sein Kopf pochte erneut, seit die gesegnete Zen-Trance von ihm abgefallen war. Er öffnete den Arzneischrank und nahm mehrere Fläschchen mit verschreibungspflichtigen Tabletten heraus, die mit einem Gummiband zusammengehalten wurden.
    Er hatte wegen seines Problems vor einigen Wochen einen Psychiater aufgesucht. Die Empfehlung des Arztes war dieser schauerliche Mix aus Antidepressiva, Anxiolytika und Antipsychotika gewesen. Bruno hatte via Internet herausgefunden, dass seine Antipsychotikadosis das für schizophrene Patienten empfohlene Maximum noch übertraf. Sie entsprach in etwa dem, was man Irakveteranen verabreichte, die nach mehrfachen Kriegseinsätzen an
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