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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache
Autoren: Shannon McKenna
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posttraumatischen Belastungsstörungen litten. Er musste einen ziemlichen Eindruck auf den Seelenklempner gemacht haben. Abgesehen von den positiven Effekten gab es zahlreiche Nebenwirkungen wie Diabetes, Gewichtszunahme, Muskelkrämpfe, undeutliches Sprechen, Orientierungslosigkeit, Tremore. Gelegentlich kam es vor, dass Veteranen, die sie einnahmen, im Schlaf starben.
    Und trotzdem holte er die Flaschen heraus und studierte ein weiteres Mal die Etiketten.
    Nein. Abgesehen von den positiven Effekten – wie zum Beispiel dem Tod –, sagte ihm sein Instinkt, dass Rudy ihn bloß richtig fertigmachen würde, wenn er den Kerl medikamentös verdrängte. Solange er sich Rudys bewusst war, konnte er zumindest erkennen, womit er es zu tun hatte. Er würde sich langsam an das Problem herantasten, denn er war nicht besonders gut in Selbstbetrachtung. Er mochte Action. Konstante, rastlose Action.
    Denk nicht daran. Blende es aus
. Das Loch in seinem Bauch war auch so schon tief genug. Immer schön an der Oberfläche bleiben, das war der Trick. Da konnte man jede seiner Exfreundinnen fragen.
    Bruno schob die Flaschen mit dem Handrücken beiseite und suchte weiter. Schließlich entdeckte er ein paar Aspirin, schluckte sie trocken und drehte das Wasser an, um sich diesen erschöpften Ausdruck aus dem Gesicht zu waschen. Vielleicht gelang es ihm, sich selbst auf ähnliche Weise zu helfen, wie Kev es vor vielen Jahren getan hatte. Kev hatte das luzide Träumen erforscht, indem er mithilfe seiner Schnelllesemethode Hunderte Bücher und medizinische Fachjournale studiert hatte. Jeden Abend hatte Kev ihn in der Gasse hinter dem Diner Kung-Fu-Figuren üben lassen und ihn gelehrt, von dem Affenkäfig zurückzutreten. Danach hatte Kev sich zu Bruno ans Bett gesetzt, wenn dieser schlafen ging, und ihm dabei geholfen, sich visuell vorzustellen, wie Rudy seine Waffen niederlegte und verblasste, seine tobende Stimme leiser wurde und erstarb.
    Danach hatte Kev neben dem Bett eine Decke auf dem Boden ausgebreitet und darauf geschlafen. Wann immer der Albtraum Bruno heimgesucht hatte, hatte Kev ihn geweckt. Jede Nacht, über Monate hinweg. Und ganz allmählich hatte es Wirkung gezeigt. Es kam die erste traumlose Nacht, dann noch eine. Bruno rastete in der Schule fast gar nicht mehr aus und kassierte auch nicht mehr ausschließlich Fünfen und Sechsen. Da er von Natur aus überdreht war, konnte er noch nie sonderlich gut schlafen, doch es wurde besser. Und schließlich hörten die Träume ganz auf. Er war geheilt.
    Zumindest hatte er das bis vor wenigen Monaten gedacht.
    Er könnte eine Audioaufnahme machen, in der Art von Kevs beschwörendem Monolog, und sich damit selbst hypnotisieren, so wie Kev es getan hatte. Nur leider hatte er den Verdacht, dass es Kevs festem Willen geschuldet war, dass die Technik funktioniert hatte. Er war ein Bollwerk neben seinem Bett gewesen. Mit Kev legte sich niemand an.
    Aber Rudy wusste ganz genau, dass Bruno ihm nichts entgegenzusetzen hatte. Daran würde auch keine lahme suggerierte Visualisierung mit Brandungswellen und Vogelgezwitscher etwas ändern. Doch was könnte er tun? Kev anrufen und ihn anbetteln, nach Hause zu kommen und den kleinen Bruno ins Bett zu bringen? Ihn winselnd um Hilfe anflehen, wie es der hypernervöse zwölfjährige Junge getan hatte, der er bei ihrem Kennenlernen gewesen war?
    Nein. Werd erwachsen. Lass dir ein Rückgrat implantieren. Komm endlich drüber hinweg
.
    Bruno quälte sich in die Dusche und lehnte sich Halt suchend gegen die Kacheln. Das Wasser prasselte auf seine geschlossenen Lider.
    Setz deinen faulen Arsch in Bewegung, Ranieri. Du wirst nicht nach Stunden bezahlt
. Fast hätte er gelacht. Tony schon wieder. Er wurde wehmütig, wenn er sich an die brüske Grobheit erinnerte. Scheiß auf den Schlaf. Kev würde bald zurück sein, um in wenigen Wochen seine Hochzeit mit Edie zu feiern, die deren Furcht einflößende Tante für sie organisierte. Er konnte dann zwischen Smoking-Anproben, Testläufen für die Trauung, Abendessen, Junggesellenabschied und dem restlichen vorehelichen Zeremoniell mit ihm sprechen.
    Bis dahin würde er den Monstern wie ein Mann entgegentreten.
    Tapfere Vorsätze, Kumpel
, kommentierte seine innere Stimme lakonisch.
    Und?
, schoss er zurück.
Halt die Klappe, wenn dir nichts Sinnvolles einfällt
.
    Er lauschte auf eine Erwiderung, während er sich fertig machte, aber Wunder über Wunder … Seine innere Stimme war verstummt.

2
    Lily Parr starrte
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