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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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spürte die Kälte des Todes höherkriechen, doch er lief weiter und weiter, und er strauchelte nicht.
    »Bleiben Sie stehen, Krom!« hörte er weit hinter sich Flaming Bess rufen. »Bleiben Sie stehen, oder ich schieße!«
    Krom blieb nicht stehen.
    Sie würde nicht schießen.
    Solange sie noch die vage Hoffnung hatte, ihn einzuholen, bevor er den Lichtdom auf der anderen Seite des Tales erreichte, würde sie das Risiko nicht eingehen.
    Krom lief, und sein entstelltes Gesicht leuchtete in fiebrigem Triumph.
    Das Gefalle des Hanges wurde steiler, und er mußte seine Schritte verlangsamen.
    Rechts und links, in regelmäßigen Reihen, sah er die gläsernen Schreine der Kälteschläfer, vor ihm lag der Dom. Strahlend, gewaltig, das Tal der Schläfer mit seinem weißen Licht überflutend.
    Im Innern der gleißenden Kuppel glaubte er die Umrisse mächtiger Maschinen zu erkennen.
    »Bleiben Sie stehen, Krom!«
    Der Kriegsherr hatte die Talsohle erreicht.
    Er drehte sich kurz um. Vor Überraschung knurrte er wie ein wildes Tier.
    Sein Vorsprung war geschrumpft — Flaming Bess war nur noch vierzig, fünfzig Meter von ihm entfernt.
    Verdammt, als sie aus dem Wald gekommen war, hatte sie so erschöpft gewirkt, als würde sie im nächsten Moment zusammenbrechen. Doch jetzt kletterte sie flink und behende wie eine Gazelle den Hang hinunter, und in ihrem Gesicht sah er eine grimmige Entschlossenheit, die ihn plötzlich an seinem Sieg zweifeln ließ.
    Unwillkürlich griff er nach seiner Laserpistole.
    Nein! Er durfte nicht schießen! Nicht jetzt — noch war er zu weit vom Dom entfernt.
    Krom warf sich herum und rannte weiter.
    Die Transkraft-Bombe schaukelte an seinem Gürtel hin und her. Die Bombe … Er würde sie zünden, wenn er den Lichtdom erreicht hatte, nicht vorher. Er hatte nur diese Chance. Aber ehe er sie zündete …
    Ja, dachte er, während er mit mechanischen Schritten das Tal durchmaß, ehe ich die Bombe zünde, will ich Flaming Bess vor mir im Staub liegen sehen. Wie oft hat sie mich gedemütigt … ! Sie soll vor mir im Staub liegen, hilflos und schwach, und das ganze Ausmaß ihrer Niederlage erkennen.
    Krom stieß erneut sein krächzendes, verrücktes Gelächter aus.
    Das Gelächter endete abrupt in einem Röcheln.
    Er bekam kaum noch Luft. Die Kälte des Todes kroch höher und höher und hatte bereits seine Brust erreicht.
    Ich sterbe! erkannte er. Bei den Ahnen, ich sterbe!
    Flaming Bess’ Schritte kamen immer näher.
    Es war unmöglich! Woher nahm diese Frau die Kraft? Es mußte die Kraft der Verzweiflung sein, ein letztes Aufbäumen im Angesicht des bevorstehenden Endes.
    Kroms Glieder waren taub wie morsches Holz, aber die Motoren des Exoskeletts trugen ihn weiter dem Lichtdom entgegen. Mit jedem Schritt starb ein Stück von ihm, und mit jedem Schritt näherte er sich seinem Ziel.
    Er erreichte den Hang und machte sich an den Aufstieg.
    Er sah nicht das satte Grün des Grases, die leuchtenden Blüten der wilden Blumen, die glitzernden Schreine der Kälteschläfer. Er hatte nur Augen für den strahlenden Dom hoch über ihm.
    Während er mechanisch zum Lichtdom hinaufkletterte und mit jedem röchelnden Atemzug sein Leben verströmte, packte ihn die Angst.
    Vielleicht täuschte er sich in Flaming Bess.
    Vielleicht dachte sie weniger rational, als er annahm.
    Vielleicht entschloß sie sich doch, auf ihn zu schieße, trotz des irdischen Abwehrsystems, das auf jede Gewaltanwendung reagieren würde. Wenn Flaming Bess auf ihn schoß, verspielte sie die Chance, ihr Schiff aus der Falle des energiefressenden Kraftfelds zu befreien.
    Natürlich existierte diese Chance nur in ihrer Einbildung — schließlich wußte sie nichts von der TK-Bombe. Aber wenn ihr Wunsch, ihn, ihren größten Feind zu töten, stärker war als ihr Wunsch, ihre Freunde zu retten …
    Krom tastete nach der Bombe an seinem Waffengurt.
    Sollte er sie zünden?
    Er war dem Lichtdom inzwischen nah genug. Er mußte nur den Knopf tief in die Verschalung drücken, und der modifizierte Transkraft-Generator würde mit einem superstarken Schockimpuls die Barriere zwischen dem Normal- und dem Pararaum einreißen, und alles — der Dom, das Tal, dieSchläfer, Flaming Bess und er selbst — würde durch den Dimensionsriß in den Pararaum stürzen.
    Für alle Ewigkeit.
    Doch das würde ihn um seinen Triumph bringen.
    Die Sekunden verstrichen, und nichts geschah.
    Nein, Flaming Bess würde nicht schießen. Sie war nicht hart genug. Die Sorge um das
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