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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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Schicksal ihrer Freunde an Bord der NOVA STAR hinderte sie daran.
    Sie war eine Närrin.
    Eine sentimentale Närrin.
    Krom kletterte weiter. Er hatte es fast geschafft. Nur noch zwanzig Meter trennten ihn von der gleißenden Kuppel des Doms. Zwanzig Meter waren nicht viel. Und die Gewißheit des Todes spornte ihn an.
    Achtzehn Meter.
    Fünfzehn Meter.
    Die Elektromotoren des Exoskeletts surrten und trugen ihn weiter.
    Der Dom strahlte wie eine kleine Sonne und blendete seine künstlichen Augen, und die Mikrochips in den Augäpfeln verringerten die Lichtempfindlichkeit der Facettenpupillen. Er konnte jetzt die Maschinen hinter der gleißenden Wand deutlich erkennen: Gittertürme aus pulsierender Energie; seltsam verdrehte Metallspiralen, hundert oder zweihundert Meter hoch; wuchtige Stahlblöcke, über denen Elmsfeuer tanzten; Antennenwälder und farbenprächtige Möbiusstreifen, die schwerelos in der Luft hingen; und spindelförmige Konstruktionen inmitten eines Spinnennetzes aus blauen Entladungsblitzen.
    Krom keuchte. Noch zehn Meter.
    Achtlos zertrat er die kniehohen Blumen, die am Fuß des Lichtdoms wuchsen, Blumen mit hauchdünnen, fast durchsichtigen Blütenkelchen, und seine tauben Ohren hörten nicht das leise Klirren, mit dem die Kelche zersprangen. Er hörte nur Flaming Bess’ stolpernde Schritte, ihre mühsamen Atemzüge.
    Sie hatte ihn fast eingeholt.
    Fast.
    Und dann erreichte der Kriegsherr die gleißende, hoch in den Himmel ragende Wand des Doms, und ein krächzender Triumphschrei kam von seinen Lippen. Mit summenden Elektromotoren und knirschenden Stahlgelenken drehte er sich und sah Flaming Bess ein halbes Dutzend Meter unter sich inmitten des Blumenmeeres stehen, und hinter ihr das Tal mit den glitzernden Kälteschreinen, die sich nun in Särge verwandeln würden.
    Flaming Bess hob den Strahler.
    Aber sie war zu langsam, nicht entschlossen genug, weil sie an das Abwehrsystem dachte und an die Folgen ihres Schusses für ihre Freunde an Bord der NOVA STAR. Hinzu kam die Erschöpfung, und ihr half kein Exoskelett über die Erschöpfung hinweg.
    Kriegsherr Krom riß die Strahlpistole hoch.
    Er zielte.
    Bess warf sich zur Seite, doch er war darauf vorbereitet. Krom drückte ab.
    Ein Energieblitz zuckte aus der Mündung seiner Waffe und durchbohrte ihre rechte Schulter. Bess stürzte ins Gras, der Destruktor fiel aus ihrer kraftlosen Hand, und vom Schmerz halb betäubt blieb sie liegen.
    Genau, wie er es geplant hatte.
    Er lachte, und sein Gelächter stieg schrill zum Himmel auf.
    Jetzt die Bombe, dachte Krom. Den Triumph vollenden, dem Reinen Menschen für alle Ewigkeit die Herrschaft über den Kosmos sichern.
    Er griff nach der TK-Bombe und …
    Vor seinen Augen flimmerte es. Rotes Gespinst legte sich über das Schwarz und Silber seines exoskelettverstärkten Kampfanzugs, und das Surren der Elektromotoren verstummte. Das Saugfeld … Er konnte sich nicht mehr bewegen! Das energiefressende Kraftfeld hatte die Stromversorgung des Exoskeletts lahmgelegt! Der Kampfanzug war steif und unbeweglich wie ein Panzer, und er war zu schwach, viel zu schwach, um aus eigener Kraft die Bombe vom Gurt zu lösen und den Zündknopf zu betätigen.
    Die Finger seiner rechten Hand waren nur wenige Zentimeter vom Zünder entfernt, doch ebensogut hätten es Kilometer sein können.
    Bei den Ahnen! dachte Krom.
    Er röchelte.
    Sein Herzschlag setzte aus, und die taube Kälte des Todes fraß sich hungrig in seine Brust und zu seinen Schultern hinauf.
    Er konnte nicht mehr atmen.
    Bei den Ahnen, ich sterbe! dachte Krom. Ich sterbe! Ich habe versagt!
    Versagt …!
    Gefangen im Kerker seines erstarrten Exoskeletts, stand er am Fuß des Lichtdoms und blickte über das Tal der Schläfer. Der Tod kroch höher und höher, gefror seinen Hals, sein entstelltes Gesicht, machte seine Ohren taub und seine Augen blind.
    Das letzte, was er sah, war Flaming Bess, die sich langsam und vor Schmerzen keuchend vom Boden erhob und ihm ins tote Gesicht blickte, und in ihren Augen las er …
    Mitleid.
    Keinen Haß, keine Befriedigung, keine Grausamkeit, sondern Mitleid, und ihr Mitleid begleitete ihn in die Finsternis, die ewige Nacht, aus der es keine Rückkehr mehr gab, in das Vergessen des endgültigen Todes.
    Vielleicht war ihr Mitleid die schlimmste Strafe, die es für einen Mann wie Kriegsherr Krom geben konnte.
    Aber vielleicht hatte er auch sein ganzes Leben lang darauf gewartet….
     

Epilog
     
    Krom war tot.
    Er war zum zweiten Mal
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