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Flaming Bess 09 - Die Erde

Flaming Bess 09 - Die Erde

Titel: Flaming Bess 09 - Die Erde
Autoren: Thomas Ziegler
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Schwache verhöhnte.
    Dies war die Erde, die legendäre Urheimat, die sich vor dreißigtausend Jahren hinter die Fusionsmauer der Heliosphäre zurückgezogen hatte. Es mußte noch andere technische Artefakte als den Lichtdom geben, der das Saugfeld erzeugte, andere Verteidigungsanlagen, tödliche Fallen, Kampfmaschinen.
    Der Dom …
    Majestätisch ragte er in den Himmel, wo der Tag langsam verdämmerte, ohne der Nacht zu weichen: Die Heliosphäre tauchte das Land in geisterhaftes Blau.
    Seine langjährige Erfahrung sagte ihm, daß der Dom das Herz der Erde war, daß er nicht nur das energiefressende Kraftfeld erzeugte, sondern auch die Sonnensphäre kontrollierte — und möglicherweise auch andere Dinge, die im Verborgenen auf Eindringlinge lauerten und die Schätze der Erde bewachten.
    Aber welcher Schatz war so kostbar, daß es sich lohnte, ihn im Innern einer künstlichen Sonne zu verstecken?
    Krom humpelte weiter, rasselnd atmend, vom Surren der Servomotoren begleitet.
    Er dachte nicht mehr an Flaming Bess, nicht mehr an die NOVA STAR oder die MORTUS hoch oben im Orbit, nicht einmal an den endgültigen Sieg des Reinen Menschen.
    Mit der Luft der Erde atmete er die Vergangenheit ein, und die Vergangenheit war voller Rätsel und Fragen. Doch hier auf der Erde trug jede Frage die Antwort in sich.
    Krom war gestorben und wieder ins Leben zurückgeholt worden, ohne wirklich zu leben, und dennoch regte sich in diesem Moment in seinem erstarrten Bewußtsein ein Gefühl. Ein zutiefst menschliches Gefühl: Neugierde.
    Brennende, verzehrende, verzweifelte Neugierde, die nichts mit dem gewöhnlichen Wissensdurst zu tun hatte, sondern von existenzieller Bedeutung war.
    Lark, Jorl, die anderen Mitglieder des Direktoriums von Herculea — sie glaubten, daß der Wunsch nach Rache und die Furcht, daß Flaming Bess Erfolg haben könnte, Kriegsherr Krom dazu getrieben hatte, alle verfügbaren Kräfte auf die Suche nach der mythischen Erde zu konzentrieren. Krom hatte es bis zu seinem Tod selbst geglaubt.
    Aber nun, da er von den Toten auferstanden war und die Erde gefunden hatte, wußte er es besser.
    Die Frage nach dem Warum hatte ihn getrieben.
    Warum waren die Vorfahren der Herculeaner von der Erde in das sterbende Universum der Schattenwelt verbannt worden? Was hatten sie getan, daß man sie so grausam bestraft hatte? Und dieses Schisma, diese vagen Andeutungen über eine Spaltung der Menschheit in zwei unversöhnlich verfeindete Parteien, die er in den uralten Computern unter der schwarzen Stadt von Herculea gefunden hatte … was verbarg sich dahinter?
    Er mußte es erfahren.
    Er würde es erfahren — und dann die Antwort für sich behalten und dafür sorgen, daß niemand sonst in den Genuß der Antwort kommen würde.
    Die Antwort war da.
    In der Luft, im Dickicht des Waldes, im geisterhaften Blau der Sonnensphäre.
    Krom begann zu laufen.
    Das Summen der Servomotoren und das Rasseln seiner Atemzüge wurde lauter. Schweiß perlte über die verbrannte, narbige Hälfte seines Gesichts, während die metallene Hälfte im Licht der Sonnensphäre glitzerte.
    Er lief dem Dom entgegen, der Antwort entgegen.
    Die Antwort war überall, aber er konnte sie nicht sehen.
    Seine künstlichen Augen waren schärfer und empfindlicher als menschliche Augen, und dennoch blieb ihm die Antwort verborgen.
    Weil sie in ihm selbst lag.
    Die äußere Welt konnte ihm nur Hinweise liefern, wo er sie zu suchen hatte. Finden konnte er sie nur in seiner Seele, und er war der herculeanische Kriegsherr, und er hatte nie gewußt, daß es so etwas wie eine Seele gab.
    Er lief durch den Wald, der sich allmählich lichtete. Die Bäume wichen auseinander, durch das Unterholz gleißte der Dom, und in seinem strahlenden Licht sah Krom das, was er für die Antwort hielt.
    Er sah den Schrein.
    Er ahnte nicht, daß Flaming Bess in diesem Moment vor einem ähnlichen Schrein stand und die Antwort auf eine ähnliche Frage fand.
     

10.
     
    Flaming Bess wußte nicht, wie lange sie bewußtlos gewesen war. Als sie wieder zu sich kam, war die Sonne vom Himmel verschwunden, und die Heliosphäre warf fahlblaues Zwielicht über das Land.
    Sie stöhnte.
    Dumpfer Schmerz pochte in ihrem Kopf, und quer über ihren rechten Oberschenkel zog sich ein blutiger Riß. Wahrscheinlich hatte sie beim Sturz durch das Blätterdach des Waldes einen Ast gestreift.
    Der Fallschirm hatte sich in der ausladenden Krone eines mächtigen Baumes verfangen, der wie eine Eiche aussah — wären
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