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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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Pistole.«
    »Ja, renn!«, schrie Fred. »Sie sollen den Bundesgrenzschutz verständigen!«
    »Fred, Fred, Fred! Das ist typisch für dich. Du glaubst tatsächlich, deinetwegen würde der Bundesgrenzschutz hier angerobbt kommen. Bis irgendjemand kommt, ist es aber längst zu spät«, sagte Rosi und hielt die Pistole weiterhin gezückt. »Dann weilst du nicht mehr unter den Lebenden. Es sei denn, ich treffe dich nicht an der richtigen Stelle.«
    Rebecca kam, Stefans Warnung missachtend, die Treppe herab. Sie sah müde aus, aber ich konnte keine Spuren von Derangiertheit an ihr feststellen. Sogar ihr Lippenstift haftete noch perfekt. Besonders wild konnte es im Strandkorb nicht hergegangen sein.
    Ihr Blick glitt ziemlich gleichgültig über Rosi, Fred und die Pistole hinweg, dann blieb er an mir hängen.
    »Um deinen Fragen zuvorzukommen: Nein, ich habe es nicht getan. Ich wollte nicht. In diesen zwei Wochen habe ich unheimlich viel gelernt.«
    Sie machte eine kleine Pause, in der mir Tränen der Rührung in die Augen stiegen.
    »Ich brauche kein Abenteuer mehr«, sagte sie dann. »Ich liebe meinen Mann.«
    »Das ist eine wunderbare Erkenntnis«, seufzte ich. »Es ist doch letztendlich so, dass sich die meisten Abenteuer ohnehin nur in unseren Köpfen abspielen.«
    »Seid ihr bescheuert?«, schrie uns Fred an. »Was faselt ihr da von Abenteuern? Seht ihr nicht, dass das hysterische Suppenhuhn eine Pistole auf mich gerichtet hat und bereit ist, abzudrücken? Warum tut denn keiner was?«
    »Weil ich sie dann auch kaltmache«, erklärte Rosi mit frostiger Stimme. »Kapier’s doch. Diesmal sitze ich am längeren Hebel, Fred.«
    »Rosi, bitte leg dieses Ding weg«, versuchte es Stefan noch einmal. »Denk doch an die Konsequenzen.«
    »Ich weiß genau, was ich tue. Ich mache dem Elend ein Ende. Ja, ihr Mädchen, schaut genau hin. Das kann aus einer werden, wenn sie einen Mann heiratet, der sie nicht liebt. Der sie nie geliebt hat! Der sie beschimpft, kleinmacht, erniedrigt, der ihr nicht einen Funken Respekt entgegenbringt. Ihr habt ihn miterlebt – was würdet ihr an meiner Stelle tun?«
    »Abdrücken«, sagte Rebecca.
    »Was?«, schrie Fred.
    »Bist du wahnsinnig?«, flüsterte Stefan. »Sie ist imstande und tut es!«
    »Abdrücken«, wiederholte Rosi nachdenklich und nahm die Pistole etwas höher.
    Rebecca gähnte ausgiebig. »Jaaaah. Ich würde auf seinen Kopf zielen.«
    »Hörst du es, du Unhold. Sie sagt auch, ich soll es tun«, sagte Rosi zu Fred. »Sie alle meinen, dass du es verdient hast. Für alles, was du mir angetan hast. Sag der Welt adieu! Sag ein paar passende letzte Worte, bevor es dunkel um dich wird!«
    »Tu’s nicht«, flehte Stefan. »Rosi, du machst dich nur unglücklich.«
    »Bleib du nur in deiner Ecke«, befahl Rosi. »Ich will Fred erschießen, euch werde ich kein Haar krümmen. Vorausgesetzt, ihr muckt euch nicht.«
    »Du bist ein verrücktes Suppenhuhn«, sagte Fred resigniert. »Du bist fett, du bist dämlich, du bist die größte Saufnase unter der Sonne, und ja, ich behandle dich auch wirklich mies. Aber eins stimmt nicht.«
    »Und das wäre?«, fragte Rosi.
    »Dass ich dich nie geliebt habe«, erwiderte Fred leise. »Das ist nicht wahr.«
    »Erzählen kannst du viel«, entgegnete Rosi. »Jetzt, wo es mit dir vorbei ist. Du hast mir das letzte Mal gesagt, dass ich dämlich und fett bin.«
    Die Weltuhr piepste. Das Schicksal rollte bedrohlich die gelben Raubtieraugen. Fred stieß ein heiseres Lachen hervor. »Das ist dein Problem, Rosi, du glaubst nämlich, man könnte dich gar nicht lieben. Und ob ich dich liebe oder nicht, ist dir doch scheißegal.«
    Die Hand mit der Pistole zitterte. »Ist es nicht«, sagte Rosi.
    »Ist es doch«, erwiderte Fred.
    Über Rosis Wange kullerte eine Träne.
    »Fred«, schniefte sie. »Du bist ein Arschloch.«
    »Ja. Aber ich liebe dich«, sagte Fred. »Ehrlich.«
    Das Schicksal hielt den Atem an. Wir auch.
    Rosi ließ langsam die Waffe sinken. Stefan nutzte die Gunst der Sekunde, ließ mich los, machte einen Ausfallschritt und raffte die Pistole aus Rosis Hand. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstieß.
    »Komm, mein Suppenhuhn«, sagte Fred und streckte Rosi beide Hände hin. »Komm ins Bett.«
    Rosi kletterte mühsam vom Tisch herab. Fred legte beide Arme um sie. »Komm, Rosi, wir gehen schlafen«, sagte er beinahe zärtlich.
    Als die Kabinentür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, sah ich Tränen in
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