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Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje

Titel: Fisherman's Friend in meiner Koje - Gier, K: Fisherman's Friend in meiner Koje
Autoren: Kerstin Gier
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die Deckenluke an. Einmal kräftig ausholen – und schon flog das Paket im weiten Bogen an Backbord über die Reling.
    So, jetzt konnten die lange suchen!
    Außer Atem kletterte ich zurück an Deck.
    »In Ordnung«, rief Hannes gerade.
    »Wir haben verstanden.« Das Zollboot trieb immer noch Seite an Seite mit uns. Aber noch machte niemand Anstalten, an Bord zu kommen. Im Gegenteil, man schien gerade im Begriff weiterzufahren. Ein Uniformierter tippte zum Abschied noch einmal an seine Mütze.
    »Was wollten die denn?«, fragte ich.
    »Uns warnen«, sagte Rebecca. »Man hat im Gebiet vor uns eine Miene aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Jetzt sind sie dabei, diese zu bergen. Im Umkreis von einer Seemeile ist die Durchfahrt verboten.«
    »Ach tatsächlich?« Vor Erleichterung brach mir der Schweiß aus. Dann dämmerte mir mit einem Schlag, was ich soeben getan hatte, und ich stürzte nach Backbord.
    Katastrophe! Von dem Paket war weit und breit keine Spur mehr.
    Ich stöhnte entsetzt auf. Oh, Teufel, was hatte ich getan? Genauso gut hätte ich einen Koffer voller Tausendmarkscheine über Bord werfen können. Wahrscheinlich hatte ich soeben Stefans Existenz vernichtet. Vielleicht steckten seine ganzen Ersparnisse in diesem Paket, vielleicht hatte er sogar einen Kredit aufgenommen, um diese Menge Kokain kaufen zu können.
    Niemals, niemals im Leben würde er mir das verzeihen können – und selbst wenn, was war mit den Kunden? Den Kerlen, mit denen er den Deal hatte machen wollen? Die würden es sich nicht einfach gefallen lassen, dass das Zeug jetzt in der Ostsee trieb. Wenn die erführen, was ich getan hatte, würde mir meine Wasserpistole auch nichts mehr nutzen.
    »Ist was?«, fragte Rebecca.
    Ich konnte dem Paket eigentlich gleich hinterherspringen. Ich war so gut wie tot.
    »Nö«, sagte ich.
    Billes geheimes Tagebuch
    23. Mai.
    Jetzt reicht’s. Alles muss man sich ja nicht gefallen lassen. Ursel hat die Frechheit besessen, zu behaupten, ich sei ein typisches Einzelkind, und mir mangele es an der Fähigkeit, mich in eine soziale Gemeinschaft einzufügen. Seit ich an Bord sei, hätte sich die Stimmung erheblich verschlechtert, hat sie gesagt.
    Bernie hat zwar gesagt, das wäre völliger Quatsch, die Stimmung sei vorher auch schon mies gewesen, aber mir ist trotzdem der Kragen geplatzt.
    Ich hätte Ursel beinahe ins Gesicht gesagt, dass sie eine typische Mutter von Söhnen ist, eine Frau, die jedes andere weibliche Wesen in ihrer Umgebung als Konkurrenz betrachtet und Angst hat, man könne ihr die Rolle der Henne im Korb streitig machen. Um ein Haar hätte ich ihr das mal auseinandergelegt. Aber ich habe mich zurückgehalten – wir Einzelkinder haben gelernt, uns unseren Teil zu denken und um des lieben Friedens willen den Mund zu halten.
    24. Mai.
    Heureka! Heute Nacht ist es passiert.
    Und das kam so: Bevor Hannes das Licht ausgemacht hat, hat er sich noch einmal zu mir umgedreht und gesagt: Ich halte das nicht mehr aus. Ich mache neben dir kein Auge zu, und noch eine Nacht ohne Schlaf überstehe ich nicht.
    Ist das nicht süüüüß? Er hat die ganze Zeit nur so getan, als schliefe er! Und ich habe genau dasselbe getan. Die Erkenntnis darüber, wie viel kostbare Zeit wir bereits verschwendet hatten, raubte uns beinahe den Atem.
    Aber dann …
    B., der Beweis ist erbracht: Blonde Männer sind besser im Bett als dunkelhaarige. Muss B. unbedingt schreiben, dass es den G-Punkt doch gibt – er ist keineswegs eine Erfindung radikaler Feministinnen und Vibratorenhersteller, wie er immer behauptet hat.
    Hannes hat ihn auf Anhieb gefunden. Und das sogar unter erschwerten Bedingungen. Die Koje ist ziemlich niedrig, man stößt sich den Kopf und andere Körperteile, wenn man nicht aufpasst. Und nebenan liegt Ursel, der hellhörige Waldesel. Nicht mal der Hauch eines Stöhnens darf einem über die Lippen kommen. Ehrlich gesagt, ich hatte schon bessere Bedingungen mitten im Januar bei minus zehn Grad in einem Fiat 500 mit defekter Standheizung.
    Und trotz alledem war es phantastisch! Hannes ist wirklich souverän. Er fragte hinterher nicht mal, wie er denn gewesen sei.
    Heinrich hat mir gerade seine Videokamera in die Hand gedrückt, damit er und Ursel auch mal gemeinsam im Bild zu sehen sind. Bernie sagte, ich müsse schon ordentlich nah ran, von weitem könne man die beiden nicht auseinanderhalten. Mit Heinrichs Kamera kein Problem. Sie ist mit einem Superzoom ausgestattet, durch den die Welt gleich ganz anders
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